Hamburg. Ziel: Gesundheitskompetenz aller Hamburger steigern. Warum neue Initiative von Ärztekammer und Krankenkassen so wichtig ist.

Bei ihnen geht es oft um Leben und Tod. Und deshalb wollen sich Hamburgs Ärzte beim Verkünden „schlechter Nachrichten“ für Patienten mehr Mühe geben. Die Mediziner würden in gezielten Fortbildungen („breaking bad news“) künftig besser darauf vorbereitet, Patienten schwerwiegende Erkrankungen zu erklären und klarer zu sagen, was diese selbst tun können. Das sagte Ärztekammer-Präsident Dr. Pedram Emami bei der Vorstellung einer neuen Initiative von Ärzten, Krankenkassen, Patientenvertretern und Senat.

Emami, Neurochirurg am UKE, sprach davon, dass Ärzte und Patienten soweit möglich „auf Augenhöhe“ kommunizieren müssten. „Wir wissen schon lange, dass sich Fachsprache, Zeitmangel und Sprachbarrieren negativ auf die Behandlung und die Patientensicherheit auswirken können. Patientinnen und Patienten, die nicht vollumfänglich verstehen, warum und wie eine Therapie erfolgen soll, können nicht aktiv am Gelingen mitwirken."

Auch bei den zukünftig verbindlich eingeführten elektronischen Patientenakten der Krankenkassen dürften die Versicherten nicht alleingelassen werden, sagte die Hamburger Chefin des Kassenverbandes VDEK, Kathrin Herbst. Es gehe darum, den Patienten den „richtigen“ Weg in die Versorgung zu zeigen.

Hamburger Patienten: In die Praxis oder die Notaufnahme?

„Richtig“ bedeutet auch, ob die Patienten besser in eine Praxis, die Notarztpraxis der niedergelassenen Ärzte oder gleich in die Notaufnahme eines Krankenhauses sollten. Vor allem die Notaufnahmen leiden darunter, dass sie viele Fälle behandeln, die in einer Praxis besser aufgehoben wären. Auch deshalb eröffnet die Kassenärztliche Vereinigung im Herbst eine Notfallpraxis am UKE.

Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) wies auf eine Studie hin, nach der sich die Hälfte der Hamburger in der Gesundheitskompetenz als „unzureichend“ informiert beschrieben. Diese Kompetenz hänge mit Bildung und Einkommen zusammen. Menschen mit höherem Einkommen seien in Gesundheitsfragen kompetenter und lebten deshalb auch länger.

Die Spanne betrage in der Lebenserwartung zwischen Arm und Reich bei Frauen 4,4 Jahre, bei Männern 8,6 Jahre. Mit neuen Apps, Infobroschüren und den Programmen in Kitas und Schulen solle die Gesundheitskompetenz nun für alle erhöht werden. Dazu gehöre auch ein Reanimationstraining für alle Schüler ab der 7. Klasse. Außerdem wurde eine Internetseite eingerichtet.

Auch die FDP-Gesundheitsexpertin Jennyfer Dutschke begrüßte die Initiative. Sie sagte, es dürfe jedoch "die Übersichtlichkeit der Angebote und Ansprechpartner nicht verloren gehen". Die Liberalen wünschten sich ein "Monitoring, um den gewünschten Erfolg der Angebote auch zu überprüfen".