Hamburg. Keine Angst vor Extra-Wünschen: Daniel Thompson ist der Küchenchef im „The Dining Room“ im neuen Luxushotel Frasers Suite.
Eine Treppe runter, dann stehen wir in seinem Reich, irgendwo in den Katakomben des Luxushotels Frasers Suite, dort wo eigentlich niemand hindarf. Sehr sauber, sehr weiß, fast jungfräulich erscheint diese Küche. Daniel Thompson lächelt schüchtern. „Hier werde ich ab jetzt für die Hamburger kochen“, sagt der 38-Jährige. Warum der Küchenchef so zurückhaltend wirkt, sich fast hinter seiner Kochschürze verstecken möchte, das erschließt sich nicht unbedingt, denn vor uns steht jemand, der bereits die Queen und einen amerikanischen Präsidenten bekochte. Und es schmeckte beiden. Na ja, der einen besser als dem anderen.
Donald Trump sei nicht unbedingt ein Gourmet, erzählt Thompson sehr leise. Den späteren Präsidenten der USA bekochte er jedes Wochenende im Mar-a-Lago, Trumps herrschaftlichem Anwesen in Palm Beach, gerne auch als „Sou-thern White House“ bezeichnet. Die Aufnahmegebühr im Privatclub dort kostet 200.000 Dollar. Hummer und Champagner würde man erwarten, doch was aß der Twitter-Abhängige am liebsten? Verkohlte Grillwurst. An einem Abend stand Thompson mal hinter dem Grill, Trump kam, um sich sein Essen zu holen, und Thompson wollte dem Amerikaner gerade eine Wurst vom Grill aufgeben, da sagte Trump: „Nee, nimm die da unten!“ „Aber die ist mir aus Versehen vom Rost gefallen, die liegt direkt auf der Kohle, die ist ganz verkohlt!“ „Macht nichts, schmeckt besser.“
Zu jedem Gang ein passendes Getränk
Thompson schluckt, wenn er diese Anekdote erzählt. Für jemanden wie ihn, der im Londoner Drei-Sterne-Restaurant von Gordon Ramsay arbeitete, scheint es schwer begreiflich, angebrannte Lebensmittel köstlich zu finden. Oder das teuerste Fleisch stets durchgebraten zu bestellen. „Immer ‚well done‘… also nein…“
Thompson wirkt ganz hilflos, fast möchte man ihn in den Arm nehmen und sagen: „Macht nichts, Junge, hier in Hamburg hast du nun anspruchsvollere Gäste.“ Das weiß der in Großbritannien geborene Koch bereits, zuletzt war er im Hotel Vier Jahreszeiten angestellt, doch jetzt konnte er sich in dem neuen Luxushotel am Rödingsmarkt einen Traum erfüllen: ein Restaurant gemeinsam mit seiner Frau Carolin zu führen. Er kümmert sich um die Küche, sie führt die Bar.
Am liebsten entwirft das Paar Menüs mit Cocktail-Pairing, zu jedem Gang also ein passendes Getränk. Das Ganze soll zu der Zeit passen, die das Restaurant „The Dining Room“ verkörpert – die Goldenen Zwanziger. In dem riesigen, denkmalgeschützten Raum (hier befand sich früher die Bibliothek der Oberfinanzdirektion) sieht man überall Art-déco-Elemente, die Tische stehen weit auseinander oder fast versteckt in mit weißem Leder überzogenen Nischen, wer nichts essen möchte, kann auch einfach nur auf Sofas Platz nehmen und eine Zeitung lesen.
Neues Luxushotel in Hamburg:
Fraser Suites: Neues Luxushotel in Hamburg
Bloß nicht zu abgehoben möchte das mit mehreren Millionen Euro renovierte Frasers Suite und sein Restaurant wirken. Am schönsten wäreNeues Luxushotel in Hamburg es, wenn nicht nur die internationalen Hotelgäste, sondern vor allem die Hamburger zu Gast kämen, wünscht sich Carolin Thompson: „Und die am liebsten nicht nur zu Geburtstagen, sondern jede Woche zum Lunch oder auf einen Drink oder mit der ganzen Familie zum Sunday Roast.“ Der klassische britische Sonntagsbraten wird im The Dining Room sonnabends und sonntags angeboten, dafür fehlt Thompson (der sich vor zwei Monaten hat einbürgern lassen, man weiß ja nie mit dem Brexit) allerdings noch ein wichtiges Detail. „Mein 13. Mitarbeiter ist noch nicht da“, sagt Thompson.
Einmal war Elizabeth II. gar nicht „amused“
Und der wäre? „Na, Harry, mein Tranchierwagen!“ Mit Harry will Thompson direkt am Tisch das Fleisch für die Gäste schneiden. Doch Harry wird gerade noch liebevoll restauriert. Man hätte auch einfach einen auf alt gemachten neuen Tranchierwagen kaufen können, aber nein. „Das würde nicht passen zu diesem historischen Ambiente“, findet der Küchenchef, der nun natürlich noch erzählen muss, wie es denn mit der Queen so war.
„Ich glaube, viele stellen es sich viel glamouröser vor, im Buckingham Palast zu kochen, als es dann wirklich ist“, sagt Thompson und lacht. Ständig müsse man zwischen den Schlössern hin- und herreisen, die Unterkünfte seien lange nicht so luxuriös wie zum Beispiel in diesem Hotel, und dann Dinner für 3000 bis 3500 Leute zuzubereiten – keine einfache Aufgabe. „Die Queen selbst hat einen von Ärzten ausgearbeiteten Speiseplan“, sagt Thompson. Wenn da draufstand „Avocado mit Orange“, dann blieb dem Koch-Talent wenig kreativer Spielraum.
Geschmeckt habe es Elizabeth II. jedoch immer, nur einmal bekam ein Kollege Ärger. Die Königin hatte Hühnchen bestellt. Der Wunsch wurde sofort erledigt, doch dann die übermittelte Beschwerde: „Da sind ja noch Knochen dran!“ Oh. Aber warum denn nicht? Die Köche hatten nicht gewusst, dass die Queen ihre Hunde mit dem Hühnchen füttern wollte. Man stelle sich vor: Ein Corgi wäre an einem Knochen erstickt! „Also, das stelle ich mir auf gar keinen Fall vor“, sagt Thompson und lacht