Hamburg . Ab 2021 werden etwa 250 Hamburger pro Jahr neben ihrer dualen Berufsausbildung ein Bachelor-Studium absolvieren können.

Die ersten Pläne für eine neuartige Azubi-Ausbildungseinrichtung hatte Hamburgs Ex-Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bereits im März 2018 vorgestellt. Nun wird das Projekt Realität. Ab 2021 werden etwa 250 junge Hamburger pro Jahr neben ihrer dualen Berufsausbildung im Betrieb und an der Berufsschule innerhalb von vier Jahren auch ein Bachelor-Studium absolvieren können. Die Hamburgische Bürgerschaft hat nun die Errichtung der Beruflichen Hochschule Hamburg (BHH) beschlossen, wie die Schulbehörde am Freitag mitteilte. Demnach wird die neue Hochschule zum 1. Januar 2020 offiziell gegründet.

„Der Beschluss der Bürgerschaft ebnet den Weg für ein zukunftsweisendes Bildungsangebot in Hamburg", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Schulabsolventen profitierten von dem neuen Angebot, das berufliche Ausbildung und Bachelorstudium miteinander vereint. "Unternehmen haben die Chance, breit qualifizierte und praktisch geschulte Nachwuchskräfte zu gewinnen, Talente zu fördern und eine langfristige Arbeitsbeziehung zu ihnen aufzubauen", so Rabe. Zudem solle das Angebot von Bildungsgängen künftig erweitert werden. "Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Verbindung von handwerklichen Ausbildungen mit einem betriebswirtschaftlichen Studium.“

BHH bietet vier Bildungsgänge

Der Lehrbetrieb startet im Wintersemester 2021/22. Zum Beginn bietet die BHH in Kooperation mit unterschiedlichen Hamburger Unternehmen vier Bildungsgänge an. Drei kaufmännische Ausbildungen werden jeweils mit einem Bachelorstudium der Betriebswirtschaftslehre (BWL) verzahnt. "Die Ausbildung zur Fachinformatikerin oder zum Fachinformatiker wird mit einem Bachelorstudium der Informatik kombiniert", heißt es in der aktuellen Mitteilung der Behörde.

Im Unterschied zu dualen Studiengängen umfasst das Angebot der BHH zusätzlich zum Bachelor einen Ausbildungsabschluss. Eine weitere Besonderheit: Nach eineinhalb Jahren entscheiden die Lernenden – unterstützt durch ein Coaching –, ob sie den Weg zur Doppelqualifizierung fortsetzen oder ausschließlich die betriebliche Ausbildung beenden möchten. "Die Lernenden erhalten von Anfang an eine Ausbildungsvergütung", heißt es vonseiten der Behörde.

Geplant ist, ein eigenes Gebäude für die BHH zu errichten

Die Schulbehörde teilte mit, dass der Campus der neuen Hochschule zentral am Berliner Tor liegen wird. Lernorte werden zunächst bestehende Berufsschulen sein. Es sei jedoch geplant, ein eigenes Gebäude für die BHH zu errichten, sagte BHH-Sprecher Johannes Noldt. Derzeit läuft das Bewerbungsverfahren für das Gründungspräsidium. Zudem können sich Unternehmen für eine Kooperation mit der BHH anmelden.

„Die Entscheidung, wer diese Plätze bekommt, treffen die teilnehmenden Unternehmen“, hatte Rabe bereits im Juni angekündigt. Wer sich für eine studienintegrierende Ausbildung ab 2021 interessiert, sollte sich ab Sommer 2020 bei Firmen bewerben, die Ausbildungsplätze zusammen mit dem BHH-Studium anbieten werden. Laut Schulbehörde hatten bereits im Sommer „zahlreiche“ Firmen ihr Interesse bekundet. Voraussetzung für die Bewerber ist eine Hochschulzugangsberechtigung wie das Abitur. Für die Azubis soll das Studium kostenlos sein.

Studienitegrierte Ausbildung spart Zeit

Lobend hatten sich Unternehmensvertreter bereits im Juni geäußert: Das neue Modell mache die Ausbildung auch für leistungsstarke Schulabgänger attraktiv. Zwar können Azubis mit einer Hochschulzugangsberechtigung auch jetzt schon nach dem Abschluss ihrer Ausbildung studieren. Die in der Ausbildung erlangten Kenntnisse können sie aber oft nicht auf ein Studium anrechnen. Ausbildung und Bachelor-Studium nacheinander dauern mindestens fünf bis sechs Jahre – die geplante studienintegrierte Ausbildung an der BHH dagegen soll Zeit sparen.

Eine weitere Option für praxisorientierte junge Leute etwa mit Abitur bildet bisher das duale Studium. Dieses beinhaltet zwar Stationen in einem Betrieb; ein Ausbildungsabschluss ist aber in vielen Fällen nicht vorgesehen – im Unterschied zu der erweiterten Berufsausbildung an der BHH. Im dualen Studium dagegen liegt der Schwerpunkt auf den Hochschulinhalten, am Ende steht meistens ein Masterabschluss.