Hamburg. Eine Million Menschen feiern eine gigantische Party: Bei strahlendem Sonnenschein amüsierten sich Hamburger und Gäste drei Tage lang.

Die Party ist vorbei. Der 830. Hafengeburtstag endete am Sonntag traditionell mit der großen Auslaufparade. Mehr als eine Million Menschen – so die groben Schätzungen der Veranstalter – besuchten das Volksfest bei Sonnenwetter. Zeitweise sperrten Sicherheitskräfte den Zugang zur neuen Elbpromenade und zu den Landungsbrücken wegen Überfüllung ab. 300 Schiffe konnten auf dem Wasser bewundert werden. Auf zwölf Bühnen wurde Musik gemacht. Zum ersten Mal in seinem Amt als Wirtschaftssenator erlebte Michael Westhagemann (parteilos) das Volksfest. Sein Fazit: „Der Hafengeburtstag war ein fantastisches maritimes Fest für alle Hamburger und die zahlreichen Gäste.“

Das Abendblatt hat sich auf dem Hafengeburtstag umgeschaut und ein Fest voller Facetten erlebt.


Kulinarisches

Essen und Trinken gibt es im Überfluss. Die Auswahl reicht von Pilzpfanne über Pizza und Fischbrötchen bis hin zu holländischen Pommes und Frühlingsrollen. Etwas Besonderes ist die „Polnische Vodka Bar“ von Mateusz Witwicki und Henryk Soldyga aus Kattowitz. Die beiden reisten extra aus Polen an, um die Festbesucher mit Spezialitäten aus ihrer Heimat zu überraschen. Ihr Standort direkt an der Elbe an der St. Pauli Hafenstraße ist speziell, denn direkt gegenüber liegt die Jolly Roger-Bühne – auf der an diesem Nachmittag eine polnische Punkrockband auftritt und zwar mit ohrenbetäubender Lautstärke. Aber die beiden lassen sich nicht aus der Ruhe bringen und preisen ihre polnische Wurst, Bigos, Sauerkraut und Piroggen an: „Die Geschäfte laufen gut, wir mögen Hamburg“, sagt Witwicki lächelnd. Deshalb wollen die beiden nächstes Jahr wiederkommen.


Partnerland

Bleiben wir beim Essen. Das steht auch beim „Occitanie-Südfrankreich-Festival“ an der Kehrwiederspitze auf dem Programm. Die Region Okzitanien war in diesem Jahr der Länderpartner des Hafengeburtstages. In einem großen Zelt können die Gäste alles über die Vorzüge dieser Urlaubsregion erfahren – und natürlich auch probieren.

Menschlich gesehen: DRK-Helfer auf dem Hafengeburtstag

Es werden wunderbare Rotweine ausgeschenkt, und Nicolas Calas bietet Käse und Wildschweinsalami aus der Heimat an. Er kommt aus der kleinen südfranzösischen Gemeinde Lacaune. Deutsch spricht er nicht, aber ein wenig Englisch. Calas ist zum ersten Mal in Hamburg „und sehr beeindruckt von dieser schönen Stadt und dem Hafen.“


Musiker

Ein echtes Original ist Jonny Glut. Der Vollblutmusiker hatte seinen Auftritt auf dem Ponton vom Museumshafen Oevelgönne mit Gitarre und Schifferklavier. Seit 30 Jahren ist der Bremer im Geschäft und der Auftritt vor der Hafenkulisse sei immer wieder etwas Besonderes. Er mache „Waterkantry“ sagt der Bremer. Sein Lieblingssong „Reservier mir eine Kabine in Deinem Herzen.“


Hafengayburtstag
Weltoffen und bunt gibt sich das Volksfest natürlich auch. Da passt die „Aktionsfläche“ der schwul-lesbischen Community Hamburgs gut ins Konzept. Das Areal liegt direkt neben der Fischauktionshalle. Eigentlich sieht es auf den ersten Blick aus wie überall auf dem Hafengeburtstag. Es gibt Verkaufswagen mit Speisen und Getränken, Bierzelttische und Bänke. Eine Bühne mit einem DJ. Und doch, auf den zweiten Blick fällt die Regenbogenflagge ins Auge, die an der Elbe weht. Und abends stehen hier Travestieshows auf dem Programm. Hier könne man wirklich gut feiern, versichert Marco Hasert. Der Altenpfleger aus Ottensen sticht mit seiner Mütze in Regenbogenfarben heraus. Flugzeugbe­gleiter Christopher Scheel ist extra aus Frankfurt angereist. Die beiden bestellen sich als Grundlage für eine lange Partynacht erst mal Burger. Hasert ist begeistert „von der Atmosphäre des Hafengeburtstags mit diesem maritimen Flair. Ich freue mich schon auf das Schlepperballett am Abend.“


Rennen

Sportlich geht es an den Marco-Polo-Terrassen in der HafenCity zu. Bereits zum 30. Mal werden beim Hafengeburtstag Drachenbootrennen ausgetragen. Vereine, Unternehmen und Freizeitsportler gehen an den Start. Jeweils zwei Teams machen sich auf die rund 200 Meter lange Strecke. Nebenan im Traditionsschiffhafen ist der Hightech-Katamaran „Energy Observer“ ein beliebtes Fotomotiv. Das nächste Ziel von Kapitän Jean-Baptiste Sanchez und seiner Crew ist Kopenhagen.


Festessen

Das Captain’s Dinner auf dem Hafengeburtstag ist für viele Hamburger Spitzenpolitiker, Kapitäne und Größen aus der Wirtschaft ein Pflichttermin. Zum 27. Mal hatte die Hamburg Messe und Con­gress GmbH auf die „Rickmer Rickmers“ eingeladen. Messechef Bernd Aufderheide begrüßt rund 300 Gäste. Als Letzter erscheint Peter Tschentscher (SPD) in Begleitung seiner Frau Eva Maria. Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) setzt mit ihrem grünen Kleid ein modisches Statement. Hamburg Tourismus-Chef Michael Otremba trägt wie immer einen Hut. Zum Essen wird Tatar vom geräucherten schwarzen Heilbutt und Kalbsfilet serviert. Der Nachtisch wird wieder an Deck gereicht, begleitet von einem beeindruckenden Feuerwerk.