Hamburg. Wer seinen Körper der Wissenschaft zur Verfügung stellen will, kann das am UKE tun – allerdings muss er dafür zahlen.
Viele Menschen kümmern sich noch im Leben um ihren Tod. Ob im Wald, auf hoher See oder im Sarg auf dem Friedhof - sie haben konkrete Vorstellungen davon, wo ihre Überreste einmal beigesetzt werden sollen. Eine ganz andere Möglichkeit ist die der Körperspende. Mehrere Dutzend Hamburger sehen das jedes Jahr als gute Alternative zum regulären Begräbnis und lassen sich deshalb am Institut für Anatomie des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) dafür registrieren.
"Wir sind über jeden, der seinen Körper für die Wissenschaft zur Verfügung stellt, sehr dankbar. Für die Prägung eines angehenden Arztes ist so ein Anatomiekurs schon enorm wichtig", sagte Institutsdirektor Udo Schumacher.
Jedes Jahr registrieren sich 100 Körperspender
In Wintersemester konnten die Studierenden des ersten und dritten Semesters so Knochen, Bänder, Gelenke und die inneren Organe am nicht mehr lebenden Beispiel kennenlernen. 38 Körperspender hatten das Erforschen der anatomischen Strukturen möglich gemacht, wie Schumacher sagte. Er wünscht sich gleichzeitig mehr Spender.
"Wir hätten gerne mehr", sagte der 62-Jährige. Er habe aber das Gefühl, dass das Interesse wieder zunehme und mehr Menschen ihren Körper nach ihrem Tod der Wissenschaft vermachen wollen. In der Datenbank habe das Institut "ein paar Tausend", die ihren Leichnam der Wissenschaft vermachen möchten. Zudem registrierten sich jedes Jahr fast 100 Menschen neu.
Körperspender müssen 1200 Euro bezahlen
Wer zu Lebzeiten einen Vertrag mit dem Institut in Hamburg abschließt, muss 1200 Euro auf ein Konto einzahlen. Am Ende werden die Überreste in einem Ehrengrab beigesetzt, falls mit dem Körperspender zu Lebzeiten nichts anderes vereinbart wurde.
Am Ende des Wintersemesters organisieren die Medizinstudenten stets eine Gedenkfeier - um Danke zu sagen und den Angehörigen so zu zeigen, wie wichtig die Körperspende für ihre Ausbildung gewesen ist. Bis es soweit sei, könnten bis zu vier Jahre vergehen, sagte Schumacher. Zunächst müsse der Körper haltbar gemacht werden. Dafür komme er für ein Jahr in eine Formalin- und dann eine Alkohollösung. "Damit keine Krankheitskeime im Gewebe überleben und die Organe erhalten bleiben."
Die Studenten sollen den Tod "begreifen"
Anschließend dürfen die Studenten an den Körpern üben und sie präparieren, also die Organe schichtweise freilegen, um so den Körper des Menschen im wahrsten Sinne zu "begreifen". Dabei gehe es nicht nur um das fachliche Wissen. "Das ist auch ein wichtiger Teil des Arztwerdens, dass man mit dem Tod konfrontiert wird."
Etwa 400 Medizin- und Zahnmedizinstudenten werden auf diese Weise am Hamburger Institut für Anatomie praktisch ausgebildet. Deutschlandweit gibt es etwa 30 solcher Institute.