Hamburg. Kurze Grünphasen machten das Queren großer Straßen zum Alptraum. Erst am Mittwoch hatte ein Lkw eine Seniorin überrollt.
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hat eine stärkere Berücksichtigung älterer Fußgänger beim Ausbau der Hamburger Verkehrswege angemahnt. Zwar sei es wichtig, "Straßen zu sanieren und und den Fahrradverkehr neu zu organisieren", sagte der Landesvorsitzende Klaus Wicher am Freitag in Hamburg. Aus seiner Sicht bleibe dabei in der Hansestadt jedoch eine große Gruppe außen vor. "Wer zu Fuß unterwegs ist und dann auch noch alt und bewegungseingeschränkt – der traut sich bald nicht mehr auf die Straße", warnte er.
"Gehwegplatten die hochkommen, Baumwurzeln, die sich breit machen – dies kann für ältere Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß oder mit dem Rollator unterwegs sind, zur Stolperfalle werden", sagte er. Auch würden ältere Menschen durch teils aggressiv fahrende Radler verunsichert.
Lkw überrollt 86-Jährige am Siemersplatz
"Die Vermischung dieser Verkehre ist für sie nicht mehr händelbar, denn sie können nicht immer schnell und angemessen auf die ständig wechselnden Straßensituationen reagieren", so Wicher. Kurze Grünphasen machten auch das Überqueren mehrspuriger Straßen für sie zum Alptraum. "So schnell sind teilweise nicht mal Jüngere."
Erst am Mittwochabend war es am Siemersplatz in Lokstedt zu einem schrecklichen Unfall gekommen: Dort wurde eine 86 Jahre alte Frau von einem Sattelschlepper überrollt worden, als die Seniorin gerade die mehrspurige Straße überquerte. Die am Stock gehende Fußgängerin befand sich kurz vor der Querungshilfe, als die Ampel für den Verkehr auf Grün umsprang. Daraufhin fuhr der wartende Fahrer eines DAF-Sattelschleppers an. Offenbar ohne die alte Dame zu bemerken, erfasste der 25-Jährige die Frau mit seinem tonnenschweren Fahrzeug und überrollte sie mit der Zugmaschine. Der Zustand der Frau ist nach wie vor kritisch, wie die Polizei auf Nachfrage mitteilte.
Bei den Treffen in den SoVD-Ortsverbänden höre Klaus Wicher zudem immer wieder über eine teils sinnfreie und nicht abgestimmte Koordination von Baustellen. "Dass der Senat nach wie vor keinen Eingreifbedarf sieht, sagt mir: Rot-Grün kann das Thema Verkehr nicht", sagte Wicher.