Hamburg. Alle Hauptkirchen läuteten um 12 Uhr, um Verbundenheit mit Paris zu zeigen. Hamburgs Bürgermeister bestürzt über Katastrophe.
Mit einem Trauergeläut und einer Andacht im Hamburger Michel haben alle Hauptkirchen der Hansestadt am Dienstagmittag ihre Verbundenheit mit der vom Feuer verwüsteten Kathedrale Notre-Dame in Paris bekundet. "Menschen in aller Welt und auch wir hier in Hamburg stehen erschüttert vor der Verwüstung von Frankreichs bedeutendster Kirche", sagte die evangelisch-lutherische Bischöfin Kirsten Fehrs. "Zu Beginn der Karwoche, die ja ohnehin eine Zeit der Trauer ist, wissen wir uns mit den Christinnen und Christen Frankreichs einig in Gedenken und Gebet."
Neben den Glocken des Michel läuteten auch die Hauptkirchen St. Petri, St. Nikolai, St. Jacobi und St. Katharinen ihre Trauerglocken. Der Mariendom in St. Georg beteiligte sich ebenfalls.
Hamburger Konzert-Spenden für Notre-Dame
Zudem will sich die "Orgelstadt Hamburg" für die Wiedererrichtung der Orgel der ausgebrannten französischen Kathedrale Notre-Dame in engagieren. So sollen die Kollekten der traditionsreichen "Stunde der Kirchenmusik" in der Hauptkirche St. Petri am Mittwoch (17. April, 17.15 Uhr) und der "30 Minuten Orgelmusik" in der Hauptkirche St. Jacobi am Donnerstag (18. April, 16.30 Uhr) für Notre-Dame gesammelt werden, kündigte Landeskirchenmusikdirektor Hans-Jürgen Wulf am Dienstag an.
Michel schon zweimal Opfer der Flammen
Im Hamburger Michel war der Schrecken von Paris ganz nah. Die Hauptkirche ist nämlich selbst schon zweimal einem großen Brand zum Opfer gefallen. Das erste große Feuer zerstörte das 1661 gebaute Gotteshaus am 10. Mai 1750. Wie es in den Annalen heißt, zog sich damals "zur ungewöhnlichen Jahreszeit eine Gewitterwolke zusammen. Es geschahe plötzlich, ohnegefehr des Mittags gegen elf Uhr, ein erschrecklicher Blitz, und der traf gleich auf einem den untern Teil der Turmspitze". Die Kirche brannte bis auf die Grundmauern nieder.
Benzinlötlampe löste Feuer aus
Baumeister Ernst Georg Sonnin bekam den Auftrag, einen zweiten Michel zu konzipieren. Die Kirchweih wurde 1762 gefeiert. Am 3. Juli 1906 bahnte sich das nächste Unglück an. Arbeiter waren an diesem heißen Sommertag gerade dabei, Kupferplatten zu erneuern, als eine Benzinlötlampe einen Schwelbrand auslöste. Binnen kurzer Zeit stand das ganze Gotteshaus in Flammen. Bereits am nächsten Tag beschloss die Bürgerschaft den Wiederaufbau nach den ursprünglichen Plänen von Ernst Georg Sonnin. Die Einweihung von Norddeutschlands schönster Barockkirche erfolgte im Jahr 1912.
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Erzbischof: "Symbol des Glaubens"
Hamburgs katholischer Erzbischof Stefan Heße erklärte anlässlich des Trauergeläuts, Notre-Dame sei ein "Symbol des Glaubens" weit über Paris hinaus. "Auch ich habe dort schon die Heilige Messe mitgefeiert. Für unzählige Menschen war und ist sie eine geistliche Heimat. Meine Gedanken sind heute bei ihnen. Es ist ein sehr großer Verlust.“
Tschentscher: "Hamburg fühlt mit Paris"
Angesichts des katastrophalen Großbrands hat auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) seine Bestürzung und sein Mitgefühl zum Ausdruck gebracht. "Das Feuer in der Kathedrale Notre-Dame gefährdet ein großes Kulturgut", schrieb der Sozialdemokrat am Dienstagmorgen auf Twitter. "Ich hoffe, die Einsatzkräfte können den Brand löschen, damit das Weltkulturerbe und Wahrzeichen von Paris fortbesteht. Hamburg fühlt mit der französischen Hauptstadt."
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) reagierte ebenfalls auf die Katastrophe: "Es tut weh, das Wahrzeichen in unserem Nachbarland brennen zu sehen", schrieb sie noch am Montagabend.
Die Hamburger Feuerwehr hatte den französischen Kollegen schon zuvor viel Glück bei der Brandbekämpfung gewünscht. Auf französisch bezeichnete die Feuerwehr der Hansestadt die Kollegen als «Waffenbrüder» (frères d’armes).