Hamburg. Bis Ende April will Lufthansa entscheiden, wie viel ihr der Erhalt des historischen Fliegers wert ist. Noch ist er kaputt.
Ob sie wieder zu Rundflügen abheben wird? Bis Ende April will der Lufthansa-Vorstand entscheiden, ob genug Geld da ist, um die alte "Tante Ju" wiederherstellen zu lassen. Heute kam die Junkers 52 mit der Kennung D-AQUI auf einem Tieflader in Hamburg an – zerlegt in drei Teile. Und bis zur Entscheidung über ihr weiteres Schicksal werden Rumpf und Flügel fein säuberlich voneinander getrennt fest auf dem Boden der Lufthansa-Technik in Fuhlsbüttel stehen bleiben.
Drei Tage lang reiste der Flieger zu Landstraße und Autobahn zurück in seine Heimatstadt, den 18 Meter langen Rumpf auf dem Tieflader. 4,5 Tonnen wiegt das historische Stück. Auch die 14,5 Meter langen und je 850 Kilo schweren Tragflächen rollten nur nach Hause. Einen Tag hat allein das Verladen der Maschine gedauert. Dafür mussten alle Steuerflächen demontiert und sämtliche Verbindungen zwischen Rumpf und Flügeln wie Steuergestänge, Öl- und Benzinleitungen sowie die Kabel getrennt werden.
Findet sich ein neuer Betreiber für Rundflüge?
In insgesamt 30 Jahren Passagierflugverkehr hat die Hamburger Ju 52 rund „250.000 Passagieren ein Lächeln ins Gesicht gezaubert“, sagte Wolfgang Servay, Sprecher der Lufthansa Berlin-Stiftung.
Aber im August 2018 war bei einer Routineuntersuchung in München ein Schaden an der Triebwerksaufhängung festgestellt worden. Seitdem musste die Maschine am Boden bleiben. Die Reparatur war begonnen, aber nicht abgeschlossen worden. Denn die Lufthansa hat im Januar 2019 entschieden, dass unter dem Dach der Airline keine Passagierflüge mehr starten bzw. subventioniert werden sollen. Die Lufthansa Berlin-Stiftung, der das Flugzeug gehört, müsste also einen anderen Betreiber finden und mutmaßlich auch Geld auftreiben, um den Flugbetrieb wieder aufnehmen zu können.
Bleibt die Tante Ju am Boden und wird ausgestellt?
Eine andere Option wäre es, das Flugzeug nicht flugfertig zu machen, aber so wieder herzurichten, dass es ausgestellt und besichtigt werden kann. In welche Richtung sich das Schicksal der ehemaligen Weltkriegsmaschine wendet, wird von der Entscheidung des Lufthansa-Vorstands abhängen, der in erheblichem Umfang spenden müsste, um die dreimotorige Propellermaschine wieder flott zu kriegen.
Die Ersatzteile können nicht bestellt, sondern müssen einzeln angefertigt werden. Dafür müssen die Ingenieure die schadhaften Vorbilder analysieren und neu konstruieren. Denn welchen Belastungen das Material in der Luft ausgesetzt sein wird, ist dem Flieger nicht anzusehen. Die neu konstruierten Alt-Teile müssen dementsprechend auch Zulassungsverfahren durchlaufen und für den Flugbetrieb abgenommen werden. „Das ist aufwendig und sehr teuer“, sagte Servay.
1936 wurde "Tante Ju" als Seeflugzeug ausgeliefert
Nach insgesamt 80 Jahren Flugbetrieb sei die dreimotorige Ju 52 der längst verschwundenen Junkers-Werke vielleicht tatsächlich am Ende ihrer aktiven Zeit angekommen. Normalerweise werden Flugzeuge im kommerziellen Bereich 30 bis 40 Jahre lang eingesetzt. Aber mit zunehmendem Alter wird die Wartung immer teurer. „Der Aufwand, ein historisches Fluggerät flugfähig zu halten, steigt irgendwann in Höhen, die auch für große Konzerne wie die Lufthansa untragbar sein können“, erklärte Servay. Die Maschine war am 6. April 1936 fabrikneu an die Lufthansa ausgeliefert worden. Als Seeflugzeug mit Kufen.
Auch die schweizer Ju-Air, die 35 Jahre lang Rundflüge mit drei Ju 52 anbot und den Flugbetrieb nach einem Absturz im letzten Sommer eingestellt hat, ringt mit Problemen und behördlichen Auflagen. Die angekündigte Wiederaufnahme des Flugbetriebs ist jetzt auf Frühjahr 2021 verschoben worden.