Theatermacher Corny Littmann studierte einst Psychologie.
Er ist Schauspieler und Regisseur, besitzt das Schmidt Theater und das Schmidts Tivoli auf der Reeperbahn, er rettete als ehemaliger Club-Präsident den FC St. Pauli vor dem finanziellen Aus – hatte aber eigentlich ganz andere Pläne. Zunächst studierte Corny Littmann nämlich Psychologie an der Universität Hamburg, weil er sich für Gesprächstherapie interessierte. Im Rückblick, erklärt der 66-Jährige, stand dahinter wohl auch die unbewusste Erwartung, mehr über die eigene Identität zu erfahren, denn Anfang der 1970er-Jahre hatte der gebürtige Hamburger sein Coming-out als Homosexueller gehabt.
Das Psychologiestudium bestand ihm zufolge in den ersten vier Semestern hauptsächlich aus Statistik. „Strunzlangweilig“ sei das gewesen, sagte Littmann in einem Interview mit der Universität Hamburg. „Als es anfing, interessant zu werden, habe ich mich schon immer mehr auf Bühnen bewegt, meine Leidenschaft entdeckt.“ Nach dem siebten Semester brach er das Studium ab. Auch kulinarisch konnte ihn Hamburgs größte Hochschule nicht überzeugen. „Das Mensaessen war grottig“, sagt Littmann.
Zu seinen schönsten Uni-Erlebnissen zählt er seine Stunden im Studentenparlament. „Die verbrachte ich zuhörend und – zum Erstaunen meiner Genossen – Schals strickend“, erzählt er. Ein Psychotherapeut wurde dann nicht aus ihm, dennoch habe ihn das Studium weitergebracht: „Ich habe Lernen gelernt und erfahren, wie ich mir in kurzer Zeit viel Wissen aneignen kann. Das war im Rückblick hilfreicher als alle Psychologie.“
Den Studierenden von heute rät der Theatermacher, „auch nach links und rechts zu schauen und Mut zum Risiko zu haben“. Am Ende des Studiums seien viele junge Menschen auf der Suche nach Sicherheit und träfen dann berufliche Entscheidungen, die nicht glücklich machten. „Mich treibt immer nur die Lust auf Neues an. Ich mache nichts, woran ich keinen Spaß habe“, sagt Littmann. Dabei sei er auch viele Risiken eingegangen. „Aufhören ist vielleicht sogar wichtiger als anfangen“, sagt er. „Denn Scheitern gehört dazu, daraus lernt man.“