Anhaltende Schmerzen in den Hüft- oder Kniegelenken können sowohl die Beweglichkeit als auch die Lebensqualität von Betroffenen massiv einschränken. Doch welche Ursachen können vorliegen? Lassen sich Gelenkbeschwerden durch Prävention vermeiden? Und: wann sollte ernsthaft über einen künstlichen Gelenkersatz nachgedacht werden? Ein Gespräch mit Dr. med. Roman Feil, Chefarzt des Endoprothesenzentrums am Marienkrankenhaus Hamburg.

Dr. med. Roman Feil
Dr. med. Roman Feil © Marienkrankenhaus Hamburg

Herr Dr. Feil, was sind die häufigsten Ursachen von Hüft- und Knieschmerzen?

Neben Unfällen, einer Überlastung durch Fehlstellung oder starkes Übergewicht ist ein Verschleiß die häufigste Ursache der Gelenkschmerzen. Der Verschleiß des Kniegelenks (Gonartaahrose) führt wie die Coxarthrose (Arthrose des Hüftgelenks) zu einer dauerhaften Abnutzung und Schädigung des wichtigen Gelenkknorpels.

Wie kann ich einer Arthrose vorbeugen?

Klar ist: unsere Gelenke leisten Schwerstarbeit. Umso wichtiger ist es, sie täglich zu unterstützen. Eine ausgewogene Ernährung, der Abbau von Übergewicht und gelenkschonender Sport spielen für die Prävention eine wichtige Rolle. Vor allem Lauftraining, Walking oder Schwimmen scheinen sich positiv auszuwirken, da es die Muskulatur stärkt und somit die Belastung der Gelenke reduziert.

Wie wird der Gelenkverschleiß in Hüfte und Knie behandelt?

Eine Knie- und Hüftarthrose ist leider nicht komplett heilbar. Das Ziel einer Behandlung ist, den Verlauf zu verzögern und die Schmerzen zu lindern. Zu den Behandlungsmöglichkeiten zählt einerseits die Physiotherapie, um die Beweglichkeit zu erhalten. Bei der medikamentösen Therapie steht die Schmerzlinderung im Vordergrund. Häufig werden Antirheumatika und seltener Kortison eingesetzt. Zur Behandlung von Patienten, deren Schmerz sich nicht auf diesem Wege lindern lässt, werden Spritzen mit Hyaluronsäure (natürlich vorkommendes Gelenkschmiermittel) in das Knie-Gelenk verabreicht. Wichtig: Je früher Betroffene etwas gegen die Beschwerden unternehmen, desto besser sind die Behandlungsaussichten.

Wann müssen die Gelenke mit einer Prothese versorgt werden?

Wenn die Schmerzen die Lebensqualität zu stark einschränken, sollten Betroffene gemeinsam mit einem spezialisierten Arzt über ein künstliches Gelenk diskutieren. Wichtig: Patienten müssen individuell entscheiden, wie stark die alltäglichen Beeinträchtigungen sind, und ob eine Operation die Lebensqualität verbessert. Zudem kann ein Chirurg anhand von Röntgenaufnahmen, der bisherigen Krankheitsgeschichte und einer eingehenden Untersuchung entscheiden, ob ein Eingriff sinnvoll ist.

Wie lange hält eine Prothese?

Grundsätzlich ist die Lebensdauer des Implantats von den Lebensgewohnheiten des Trägers und der Belastung abhängig. Durchschnittlich halten die aktuellen Modelle 15 bis 25 Jahre. Werden sie Überbelastungen ausgesetzt, kann dies zum schnelleren Verschleiß führen. In diesem Fall müssten sie ersetzt werden.

Aus welchem Material besteht eine Prothese?

Lange Haltbarkeit und gute Verträglichkeit sind die zwei entscheidenden Eigenschaften einer modernen Prothese. Heutzutage bestehen der Schaft und die Pfanne eines Kunstgelenks überwiegend aus Metall. Der sogenannte Steckkopf ist aus Metall oder Delta-Keramik hergestellt. Für das Inlay verwenden die Hersteller entweder Keramik oder den Kunststoff Polyethylen, was für eine optimale Beweglichkeit und Haltbarkeit sorgt.

Wann kann ich danach wieder meinen Alltag leben?

In der Regel ist mit einer sechswöchigen Schonzeit zu rechnen. Allerdings können Patienten bereits am Tag der OP aufstehen und sich leicht bewegen, wenn der Allgemeinzustand es zulässt. In spezialisierten Zentren starten wir zudem unmittelbar mit den Reha-Übungen. Patienten erlernen so die Bewegungen mit der Prothese und können zeitnah in einen aktiven Alltag zurückkehren.

Das Marienkrankenhaus bietet eine kostenfreie Info-Veranstaltung „Schmerzen in Hüfte und Knie“. Termin: 10.4., 16.00 Uhr, Ort: Kath. Marienkrankenhaus, Alfredstraße 9, 22087 Hamburg. Anmeldung unter: info@marienkrankenhaus.org