Hamburg. Grusel und Gott – passt das zusammen? Dom-Pastor Friedrich Brandi hat mit dieser Verbindung keine Probleme.
Nervenkitzel unter Gottes Segen: Dom-Pastor Friedrich Brandi (66) hat am Freitag zur Eröffnung des Hamburger Frühlingsdoms (bis 22. April) eine neue Geisterbahn gesegnet. „Geisterfabrik“ heißt das Fahrgeschäft, das jetzt in der Hansestadt Weltpremiere feiert.
Aber - Gott und Gruseln: Passt das zusammen? Der Pastor hat damit keine Probleme: „Ich segne ja nicht Stahl und Gestänge“, sagte er. Der Segen gelte den Menschen, die diesen Ort besuchen und betreiben. Überdies habe ihn der Inhaber um den Segen gebeten. „Einen ehrlichen Segenswunsch sollte ein Pastor nicht ausschlagen“, sagte Brandi.
Kombination aus Geister- und Achterbahn
Die „Geisterfabrik“ des Schaustellers Rico Rasch soll Besuchern das XXL-Gruseln lehren. Hinter einer Frontbreite von 42 Metern liegt eine insgesamt 400 Meter lange Fahrstrecke über fünf Etagen. Zum Start werden die Wagen in einem Aufzug nach oben gehievt - und dann geht’s rasant runter, mit 30 km/h. So werden Geister- und Achterbahn kombiniert.
Auf der flotten Fahrt begegnet man rund 200 beweglichen Figuren, die für Furcht und Entsetzen sorgen, spezielle Effekte inklusive.
Dom-Pastor im Nebenamt
Brandi ist seit Ende 2010 Hamburger Dom-Pastor im Nebenamt. Rund 260 Schauersteller zählen zu seiner Gemeinde. Er tauft, konfirmiert und beerdigt. Gottesdienste werden meistens spätabends oder mitten in der Nacht gefeiert - und vor allem: im Bierzelt.
Der Hamburger Dom auf dem Heiligengeistfeld gilt als das größte Volksfest im Norden. Er findet dreimal jährlich auf einer 160.000 Quadratmeter großen Fläche statt und dauert immer etwa einen Monat. Die Dom-Meile ist 1,6 Kilometer lang und hat im Schnitt jeweils drei Millionen Besucher.
Woher der Dom seinen Namen hat
Der Name des Festes ist eng mit der Geschichte der ehemaligen Hamburger Domkirche St. Marien verknüpft, die seit dem 11. Jahrhundert mitten in der Hamburger Innenstadt stand. In den Kapellen des Doms suchten fliegende Händler bei «Schiet- und Schmuddelwetter» Schutz - dann war „Domzeit“.
Anfang des 19. Jahrhunderts begann der Mariendom zu bröckeln und wurde in den Jahren zwischen 1804 und 1806 abgerissen. Die Händler verteilten sich auf verschiedene Marktplätze der Stadt. Ab 1880 bauten die ersten Schausteller ihre Buden auch auf dem Heiligengeistfeld in St. Pauli auf, seit 1892 wurden die Jahrmärkte hier konzentriert. Ab 1900 war das Heiligengeistfeld zentraler Hamburger Festplatz.