Hamburg . Die Stadt wertet Quartiere mit hohen Fördermitteln auf - auch Bergedorf-West gehört jetzt dazu. Und es gibt weitere Kandidaten.

Wenig Tageslicht, graue Wände, kaum Parkmöglichkeiten – das Einkaufszentrum am Friedrich-Frank-Bogen, gebaut in den 1970er Jahren, an der S-Bahn-Station Nettelnburg hat schon bessere Tage gesehen. „Als Quartierseingang wirkt das wenig attraktiv“, sagte Stadtentwicklungs-Senatorin Dorothee Stapelfeldt am Dienstag, als sie im Rathaus entsprechende Fotos zeigte. Die SPD-Politikerin will nun dafür sorgen, dass das Gebiet Bergedorf-West in den kommenden Jahren mit dem Programm RISE aufgewertet wird.

RISE steht für „Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung“, ein Modell, das der Senat 2009 entwickelte, um sozial benachteiligte Stadtteile aufzuwerten. Die Idee: Gemeinsam mit privaten Investoren, Vereinen, Stiftungen oder anderen Fördermittelgebern wie etwa die EU werden Projekte finanziert, die das Quartier attraktiver machen – etwa Grünanlagen, Jugendhäuser, Sportanlagen oder Spielplätze.

„Ganz wichtig ist uns dabei, dass die Bürger ihre Ideen einbringen können“, sagte Stapelfeldt. Auch in Bergedorf-West wird ein Bürgerbüro eröffnet - eventuell im Einkaufszentrum. Dort sollen Bewohner Vorschläge machen, wie man das Quartier aufwerten könnte. Es gibt einen Fördertopf, aus dem unbürokratisch kleinere Maßnahmen sofort finanziert werden können.

25 Quartiere gefördert

2018 förderte die Stadt insgesamt 25 Quartiere mit öffentlichen Mitteln in Höhe von 58,4 Millionen Euro, Bergedorf kommt nun als 26. Quartier dazu. Die zuständigen Bezirksämter koordinieren jeweils die Fördermaßnahmen. Bergedorfs Bezirksamtschef Arne Dornquast freut sich schon auf diese Aufgabe: „Wir werden das gesamte Quartier in den Fokus nehmen und die soziale Infrastruktur auf nachhaltige Beine stellen.“ Durch den benachbarten neuen Stadtteil Oberbillwerder - hier sollen ab 2021 rund für 7000 Wohnungen und bis zu 5000 Arbeitsplätze entstehen - rücke Bergedorf-West von den Rand in die Mitte.

„Es ist wichtig, dass wir jetzt in Bergedorf-West investieren, damit das Quartier den Anschluss an die Nachbarquartiere hält“, sagte Stapelfeldt. Spekulationen, die Stadt wolle Bergedorf-West nur deshalb aufwerten, um Oberbillwerder als neuen Stadtteil für Investoren attraktiver zu machen, nannte sie abwegig: „Wir wollen den Sozialraum der dort lebenden Bürger verbessern.“

Bergedorf-West mit seinen Hochhaus-Siedlungen und vielen Bewohnern mit geringem Einkommen ist ein typisches RISE-Gebiet wie auch der Osdorfer Born, Billstedt, Steilshoop oder Neuallermöhe.

Verlängerung ist möglich

Bergedorf-West wird zunächst sieben Jahre gefördert, eine Verlängerung ist möglich. Für Gutachten, Beteiligungsverfahren und Quartiersentwickler stehen bis 2025 eine Million Euro zur Verfügung. Die Kosten für Projekte sind bewusst nicht gedeckelt, jede Maßnahme wird gesondert geprüft. Laut Stapelfeldt versiebenfacht sich jeder eingesetzte Euro durch andere Investoren und Förderer, RISE wirke als Impuls. Dies könnte auch in Bergedorf-West funktionieren. Die Betreiber des Einkaufszentrum planen jedenfalls eine umfassende Sanierung: „Wir sind mit dem Bezirk in entsprechenden Gesprächen.“

Die nächsten Kandidaten für RISE stehen bereits fest: Wilhelmsburg Ost, Lurup, Jenfeld-Zentrum, Wilstorf-Reeseberg, Groß Borstel und Schnelsen/Frohmestraße.