Hamburg. Für Kinder unter sechs Jahren sind bei Moki's Goodies keine Reservierungen möglich. Inhaberin wehrt sich gegen Shitstorm.
Wer die Internetseite des Hamburger Cafés Moki's Goodies besucht, der bekommt erst einmal den Eindruck von einer ausgesprochen entspannten Atmosphäre. Für "Love, Peace and Happiness" arbeite man hier, schreibt Inhaberin Monika Ertl unter appetitlichen Fotos von diversen Frühstücksleckerbissen, die von einem "Acai-Smoothie Bowl" über Porridge, Rührei, Avocadobrot bis zu Pancake-Waffel reichen.
Doch mit Frieden, Glück und Liebe ist es in dem Szene-Café am Eppendorfer Weg seit einiger Zeit vorbei. Der Grund: Die Inhaberin hat sich dafür entschieden, dass Kinder unter sechs Jahren nicht in ihr Geschäft dürfen, damit die Erwachsenen in aller Ruhe ihren Latte Macchiato schlürfen können. Der Hinweis darauf versteckt sich auf der Internetseite bei den Reservierungen. Dort lässt sich ein Tisch nur für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren vorbestellen. Andere Auswahlmöglichkeiten gibt es nicht.
Versunken im "Schnullergate"
Mit diesem Konzept ist die Chefin zwar schon seit einer ganzen Weile am Start, nun aber hat sie unter dem Hashtag "Schnullergate" einen veritablen Shitstorm am Hals. Ausgelöst wurde dieser laut Medienberichten offenbar von einer Stammkundin – selbst Mutter – die sich auf Instagram darüber aufregte, dass sie mit ihrem Kind im Café nicht erwünscht sei.
Dieser Kommentar wurde wiederum von vielen Nutzern geteilt und führte zu teils heftiger Kritik an dem Konzept: "Ich bin keine Mutter und finde dich und dein Konzept respektlos und merkwürdig", schreibt etwa eine Userin mit dem Namen "cylicium". "Generell Mitbürger auszuschließen ist übrigens Mobbing und das ganz klar bereits von deiner Seite. Wenn du keine Kinder in deinem Laden möchtest, solltest du sie des Ladens verweisen, wenn sie nachweislich andere Gäste stören."
Eine andere Kommentatorin empört sich: "Ich finde diese Entscheidung total daneben. Kinder sind ein ganz normaler Teil unserer Gesellschaft – das ist doch absurd sie und ihre Eltern auszuschließen."
"Liebe Supermuttis, es reicht"
Doch die Café-Inhaberin bleibt standhaft und hat nun ihrerseits eine deutliche Nachricht an alle Kritikerinnen und Kritiker unter der Überschrift "Jetzt mal ehrlich – es reicht" verfasst. "Liebe Supermuttis, ich finde es ist an der Zeit, die Verhältnismäßigkeit dessen, was Ihr hier seit einigen Tagen im Netz veranstaltet, ernsthaft in Frage zu stellen", schreibt Monika Ertl auf Instagram. "Ich habe ein Restaurantkonzept, das Euch nicht gefällt und das ist einigen als Anlass genug für einen Shitstorm vom feinsten. Ohne dass auch nur eine einzige von Euch vorher das persönliche Gespräch gesucht hätte, verurteilt Ihr mit heiligem Eifer mein Unternehmen mit erstaunlicher verbaler Aufrüstung und Feindseligkeit."
Vor allem wehrt sich die Inhaberin gegen die Unterstellung, sie sei kinderfeindlich: "Überraschung Überraschung - auch ich bin Mutter. Kenne mich also durchaus im Thema aus. Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen, habe eine großartige Tochter, ein sehr süßes Patenkind und Nichten und Neffen."
Für das Abendblatt war die Inhaberin für eine Stellungnahme am Sonnabend leider nicht zu erreichen.
Auch viel Zuspruch
Zuspruch bekommt die Hamburgerin von vielen anderen Internetnutzern. "Nicht jede Location ist ja nun automatisch eine Mutter-Kind-Chillout-Lounge", schreibt ein Nutzer. "Und wenn ein Gastronom für sich und seine Gäste entscheidet, dass es kein Kindergeschrei gibt, ist das wohl sein gutes Recht."
"Super Idee", schreibt ein anderer. "Ich hoffe, es folgen noch viele mehr deinem Beispiel. Es ist leider heutzutage so, dass man nach einem gestressten Tag kaum noch einen öffentlichen Ort der Ruhe findet. Danke für diesen Freiraum."
Restaurantbetreiber auf Rügen löste erste Debatte aus
Bereits im vergangenen Jahr hatte ein Restaurant auf Rügen für einen Sturm der Entrüstung und eine große Debatte auch in Hamburg gesorgt. Das Lokal „Oma’s Küche und Quartier“ warb damit, Kinder unter 14 Jahren ab 17 Uhr nicht mehr zu bedienen. Für zusätzlichen Ärger sorgte der Hinweis des Betreibers, dies habe auch mit der mangelnden Erziehung durch die Eltern zu tun.