Hamburg. 7000 Menschen bei drei Protestaktionen in Hamburg. Viele Sperrungen in der Innenstadt. 20 weitere Aufzüge in Schleswig-Holstein.
Gesperrte Straßen, Einschränkungen im Bahnverkehr und riesige Menschenmassen mit Plakaten, Megafonen und Trillerpfeifen – dieses Bild prägte am Freitagnachmittag die Innenstadt. Trotz der Ferien zog eine Rekordzahl von Schülerinnen, Schülern, Studierenden und Eltern bei den "Fridays for Future" durch Hamburg, um für mehr Klimaschutz einzutreten. Die Polizei sprach am Nachmittag von 7000 Teilnehmern, die Organisatoren sogar von 10.000 Menschen bei der Demonstration. Bei einem Auftritt der Initiatorin Greta Thunberg am 1. März in Hamburg war der bisherige Höchstwert von 4000 Teilnehmer erreicht worden.
Der Protestzug war Teil einer Aktion in insgesamt 123 Ländern für den Klimaschutz. Zum ersten Mal hatte die „Fridays for Future“-Bewegung zu einem weltweiten Streik aufgerufen. In Deutschland demonstrierten an 222 Orten insgesamt mehr als 300.000 Schüler, Schülerinnen und Studierende unter dem Motto „Verkehrswende statt Weltende“. Die Hauptdemonstration in Hamburg startete am Nachmittag am Hachmannplatz am Hauptbahnhof. Parallel riefen die Initiativen „Ende Gelände“, „Gegenstrom Hamburg“ und „Hambi Soli Hamburg“ zu einer Fahrraddemo auf, die sich in Wandsbek in Bewegung setzte. Ein weiterer Protestzug startete im Schanzenviertel.
Gegen 16 Uhr vereinten sich alle drei Demonstrationen schließlich am Gänsemarkt. „Fehlstunden verkraftet man – Klimawandel eher nicht so“ und andere Sprüche standen auf Schildern geschrieben. Zudem fand eine Kundgebung für eine angestrebte „Klima-Revolution“ statt. Die Hochbahn warnte vor Einschränkungen im Bahnverkehr, und Busse wurden bereits ab 13 Uhr umgeleitet.
Fridays for Future: Nicht gegen, sondern für etwas einsetzen
Die „Fridays for Future“-Bewegung war von der 16 Jahre alten schwedischen Schülerin Greta Thunberg gegründet worden, die inzwischen für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde. Ihren Unterstützern ist das Anliegen ernst. „Kompromisse in Sachen Klimapolitik sind vollkommen inakzeptabel“, sagt die Studentin Nele Brebeck, die bei der Aktion in Hamburg an der Organisation mitwirkte. Denn am Ende seien sie, ihre Kinder und Enkelkinder diejenigen, die die Konsequenzen solcher Kompromisse tragen müssen. „Was „Fridays for Future“ so stark macht, ist die Tatsache, dass sich die Jugendlichen nicht gegen etwas einsetzen, sondern für etwas“, sagte der Hamburger Meteorologe Frank Böttcher, der bei der Kundgebung als Redner auftrat.
Die Demonstranten erhoffen sich, dass das Thema ernster genommen wird und die Politik aus ihrer Sicht entschiedener handele. Denn in der Bevölkerung werde das Thema durchaus intensiv diskutiert. „So oft wird kritisiert, dass die Schule für diese Aktionen geschwänzt wird. Aber das hat auch etwas Gutes. So wird darüber gesprochen“, sagte eine Greenpeace-Aktivistin bei dem Protestzug. Auch der sofortige Ausstieg aus dem Kohlestrom gehört zu den Forderungen der Schüler und Studenten bei „Fridays for Future“.
Die Nominierung von Greta Thunberg für den Friedensnobelpreis war ebenfalls ein großes Thema unter den Demonstranten. „Die Bewegung hat ein Gesicht“, so ein Teilnehmer. Dennoch fürchten sie auch, dass zu viel auf Greta Thunberg einprasseln könnte. „Sie hat Großes geleistet und ist trotz vieler Kritik dran geblieben“, sagt eine 27-jährige Teilnehmerin am Freitag bewundernd.
Tausende demonstrieren auch in Schleswig-Holstein
Mehrere tausend Jugendliche haben am Freitag auch in Schleswig-Holstein für den Klimaschutz demonstriert. In Kiel, Flensburg, Lübeck, Rendsburg und vielen anderen Städten versammelten sich Schüler, Studenten und auch Eltern, um eine andere Klimapolitik zu fordern. Die größte Demonstration des Landes gab es in Kiel. Dort versammelten sich nach Polizeiangaben rund 5000 Menschen.
Auch in kleineren Städten wie Ratzeburg, Mölln und Bad Oldesloe blieben Schüler dem Unterricht fern, um sich stattdessen an den «Fridays for Future» - Demonstrationen zu beteiligen. Insgesamt gab es in 20 Städten Schleswig-Holsteins Kundgebungen. Daran hätten sich mehr als 15 000 Schüler und Studenten beteiligt, berichtete der Norddeutsche Rundfunk auf seiner Internetseite.
In Lübeck zogen nach Angaben der Veranstalter rund 2800 Schüler durch die Innenstadt. Die Polizei sprach von 2000 Teilnehmern. "Ich bin hier, weil ich einen schnelleren Kohleausstieg will", sagte Mats Kauder vom Ostseegymnasium Timmendorfer Strand (Kreis Ostholstein). Er selbst fahre immer mit dem Fahrrad zur Schule und kaufe bevorzugt einheimische Produkte, um das Klima zu schützen, sagte der 15-Jährige. "Es ist höchste Zeit zum Handeln", sagte er.
Klimademo in Hamburg mit Greta Thunberg