Ehrenamtliche bringen Bedürftige in Notunterkünfte – müssen sich dort aber selbst einer Kontrolle unterziehen.
Neuer Streit um den „Kältebus“, der Obdachlose auf Hamburgs Straßen versorgt: Die Mitarbeiter des privat organisierten Hilfsangebotes fühlen sich offenbar von der städtischen Gesellschaft „Fördern & Wohnen“ schikaniert. Der Senat räumt in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Abgeordneten Franziska Rath ein, dass mehrere Maßnahmen ergriffen wurden – dies diene jedoch dem Wohl der Wohnungslosen.
So müssen sich die Mitarbeiter des Kältebusses gegenüber dem Personal der städtischen Notunterkunft ausweisen, wenn sie nachts Obdachlose dorthin begleiten. Das gehöre zu den „standardisierten Regelpozessen“, schreibt der Senat. Das Ziel der Kontrolle: Den Wohnungslosen solle „deutlich gemacht werden, dass ihrem Sicherheitsbedürfnis entsprochen wird“, so der Senat. Die Mitarbeiter des Kältebusses hatten es dagegen offenbar als Ausdruck von Misstrauen aufgefasst. Die Obdachlosen selbst können das Winternotprogramm nutzen, ohne sich auszuweisen.
Helfer müssen telefonisch anfragen
Ein weiterer Kritikpunkt der Mitarbeiter der „Alimaus“ vom Hilfsverein St. Ansgar: Per Telefon muss angekündigt werden, dass die Helfer Obdachlose in die Unterkunft bringen. Wie der Senat nun schreibt, diene dies dazu, „dass Vorbereitungen getroffen werden können und Wartezeiten reduziert werden.“ Außerdem hätten sich beide Seiten darauf in einem Gespräch geeinigt.
Wie die CDU-Abgeordnete Franziska Rath in ihrer Anfrage schrieb, löse bei den Ehrenamtlichen auch die verlangte „formelle Übergabe“ an die Mitarbeiter des Winternotprogramms Verwunderung aus. Nach Ansicht der Stadt dient dieses Gespräch bei der Ankunft jedoch dazu, etwa Angaben zu Krankheiten und persönlichen Umständen zu sichern. Außerdem sei die Übergabe nicht verpflichtend.
CDU: „Bedauerlicher Abwehrreflex“
Die Fragestellerin Franziska Rath spricht angesichts des Prozederes davon, dass der Kältebus offenbar einen „Abwehrreflex“ bei der städtischen „Fördern & Wohnen“ auslöse. „Dabei wäre Dankbarkeit dafür angebracht, dass so viele Bürger sich ehrenamtlich nachts um die Obdachlosen auf Hamburgs Straßen kümmern“. Statt sich in Kooperation zu üben, gebe es bislang eine Blockadehaltung.
Der Senat antwortete nicht detailliert auf eine Frage, wie die Arbeit des „Kältebusses“ zu bewerten sei. „Hiermit hat sich der Senat bisher nicht befasst.“, heißt es. Eine Sprecherin von „Fördern & Wohnen“ bezeichnete die Kritik der CDU jedoch als abwegig: „Wir begrüßen im Gegenteil das Engagement und wollen die Zusammenarbeit bestmöglich gestalten, damit die Obdachlosen die größtmögliche Hilfe erfahren.“