Hamburg . Das UKE plant erstmals einen öffentlichen “Tag des Forschungstiers“. Neben 40.000 Mäusen hält das UKE auch größere Vierbeiner.

Rund 40.000 Mäuse leben im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Sie werden im Rahmen der Forschungstierhaltung in Laboren ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke genutzt. Jetzt setzt das UKE auf mehr öffentliche Transparenz von Tierversuchen im Dienst der Medizin, die sonst im Verborgenen durchgeführt werden. Nach Abendblatt-Informationen plant das Klinikum deshalb erstmals einen „Tag des Forschungstiers“.

Veranstaltungen im Hörsaal

In Vorträgen und Informationsveranstaltungen wollen die Forscher der Medizinischen Fakultät über Chancen, Grenzen und Alternativen von Tierversuchen berichten. Der „Tag des Forschungstiers“ mit öffentlichen Veranstaltungen ist für den 24. April im Hörsaal Ian Karan geplant. Eine Besichtigung von Versuchslaboren ist allerdings nicht vorgesehen.

Neben Mäusen hält das UKE rund 500 Ratten, mehr als 100 Frösche, 22 Meerschweinchen, elf Frettchen, 15 Schweine und vier Schafe. Im Jahr 2016 wurden 28.000 Tiere zu medizinischen Versuchen eingesetzt. Welchen Stellenwert die biowissenschaftliche Forschung am UKE inzwischen hat, zeigt der geplante Neubau eines Forschungstierhauses. „Der Bau auf unserem Gelände wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte beginnen“, sagte Anja Brandt von der UKE-Unternehmenskommunikation. Derzeit würden vorbereitende Arbeiten durchgeführt. „Die Fertigstellung ist für 2023 geplant.“ Die Kosten betragen 32 Millionen Euro. Die neue Forschungstierhaltung wird über eine Nutzfläche von 3000 Quadratmeter verfügen; damit werden die Kapazitäten nicht erweitert. Der Neubau diene dazu, die räumliche Unterbringung für die Tiere und die dort arbeitenden Menschen zu verbessen.

An sechs Einrichtungen Tierversuche

Nach Angaben der Gesundheitsbehörde werden in Hamburg an sechs Einrichtungen und Firmen regelmäßig Tierversuche durchgeführt. Neben dem UKE sind es das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Evotec AG, Heinrich-Pette-Institut, Laboraty of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG sowie die Universität Hamburg. „Im vergangenen Jahr hat die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz 430 genehmigungs- und anzeigepflichtige Tierversuchsvorhaben bewilligt“, sagte Behördensprecher Dennis Krämer.

Bei Überprüfungen der genannten Einrichtungen seien 2018 keine schwerwiegenden Verstöße festgestellt worden. Krämer: „Es sind keine Einrichtungen besonders auffällig." Immer wieder kritisieren Tierschützer die Praxis der Tierversuche und fordern Alternativen. So treffen sich Aktivisten seit mehr als fünf Jahren regelmäßig vor den Toren der Firma Laboraty of Pharmacology and Toxicology in Neugraben zu einer Mahnwache. „Wir fordern zum Beispiel ein Ende der Botox-Versuche an Tieren und endlich Transparenz von der Firma“, sagte die Neu Wulsdorfer SPD-Politikerin Sabine Brauer. Es gebe statt dessen alternative Methoden zu den Versuchen. Das Unternehmen reagiere jedoch seit Jahren mit Abschottung.

Alternative Methoden

Derzeit werden etwa am UKE Methoden entwickelt, welche die bisherige Praxis ersetzen können. Dabei greifen die Forscher verstärkt auf Computersimulationen, Multiorganchips und permanente Zellkulturen zurück. Statt Mäuse zu verwenden, werden beispielsweise aus menschlichem Blut spezielle Zellkulturen hergestellt.

Im Jahr 2017 wurden in ganz Hamburg 167.635 Tiere für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt, vor allem Mäuse, Ratten, Fische, Meerschweinchen, Scheine und Kaninchen. Das geht aus einer Antwort des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft auf eine Anfrage des Deutschen Tierschutzbundes hervor. Damit liegt Hamburg gemeinsam mit Berlin bundesweit an der Spitze, umgerechnet auf den „Pro-Kopf-“Verbrauch“.

Bundesweit wurden fast drei Millionen Tiere in Versuchen „verbraucht“, hieß es. Bezogen auf die Zahl der Tiere liegen Baden-Württemberg (466.595) und Nordrhein-Westfalen (450.832) vorn. Bundesweit kamen vor allem Nager (79 Prozent), Fische 7 (Prozent), aber auch 3330 Hunde und 718 Katzen zum Einsatz. Besonders erschreckend sei, so der Deutsche Tierschutzbund, dass die Zahl der Affen um 43 Prozent auf 3472 gestiegen sei. Darunter sind auch erstmals genetisch veränderte Tiere. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, kritisiert: „Millionen Tiere leiden im Namen der Wissenschaft, obwohl dies in vielen Fällen durch eine verstärkte Förderung tierversuchsfreier Methoden vermeidbar wäre.“