Hamburg . Mehr als 400 Gäste werden heute Abend im Hamburger Rathaus zu dem Festmahl erwartet – darunter sind zwei Ehrengäste.
Das „älteste noch begangene Festmahl der Welt“ findet heute Abend im Hamburger Rathaus statt: Zum Matthiae-Mahl lädt der Erste Bürgermeister traditionell zwei Ehrengäste, einen nationalen und einen internationalen Gast. Dieses Jahr nehmen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der lettische Präsident Raimonds Vejonis zusammen mit mehr als 400 weiteren Gästen an der Festtafel von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) Platz.
Seit 1356 wird das Matthiae-Mal jährlich veranstaltet. Da der Matthias-Tag am 24. Februar nicht nur als Beginn des Frühlings, sondern auch des Geschäftsjahres galt, findet das Festessen seither rund um dieses Datum statt. Von 1724 und 1956 war das Mahl ausgesetzt, die Gründe dafür sind nicht bekannt.
Ehrengäste tragen sich ins Goldene Buch ein
Tradition spielt auch im Ablauf des Abends eine große Rolle. Die Begrüßung der Ehrengäste erfolgt nach „typisch Hamburgischem“ Protokoll, verrät Florian Kühl vom Inlandsprotokoll, das für Organisation und Ablauf des Abends verantwortlich ist. Der Bürgermeister empfängt seine Gäste oben auf der Senatstreppe. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine alte Tradition: Früher wollte der Bürgermeister nicht in Verlegenheit geraten, den Ankommenden die Steigbügel halten zu müssen.
Daraufhin tragen sich die Ehrengäste vor dem Festmahl in das Goldene Buch der Stadt ein. Traditionell beginnt der Erste Bürgermeister mit seiner Rede, bevor er den Gästen das Wort gibt. An der mittleren der drei Festtafeln, die zusammen rund 140 Meter lang sind, nehmen Tschentscher, Steinmeier und Vejonis dann zum eigentlichen Essen Platz.
17 Köchen und 140 Kellner im Einsatz
Die rund 400 weiteren Gäste sind Vertreter aus Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Sport, die größte Gruppe bildet das Konsularische Korps. Vor Beginn des Mahls zeigte sich der diesjährige Chefkoch Heinz Wehmann zufrieden. „Wenn ich nicht zuversichtlich wäre, würde ich nicht hier stehen“, sagte Wehmann am Rande der Vorbereitungen am Freitagvormittag.
Seit 1981 ist er Küchenchef und Geschäftsführer im Landhaus Scherrer an der Elbchaussee.
Mit 17 Köchen und 140 Kellnern wird die Bewirtung der 400-köpfigen Gästeschar sichergestellt. Die Proben am Donnerstag seien bereits reibungslos verlaufen, sagte Wehmann. „Das Matthiae-Mahl ist natürlich immer eine große Herausforderung, macht aber auch eine Menge Spaß“, so der 63-Jährige. Für Heinz Wehmann und sein Team ist der Abend nämlich keine Premiere: Bereits vor drei Jahren war der gebürtige Münsterländer für das Festessen verantwortlich. Dementsprechend flexibel kann er sein Menü gestalten.
Menü bleibt bis zum Festmahl geheim
Zu allen vier Gängen gebe es eine vegetarische Alternative, und auch auf Allergien und Unverträglichkeiten werde Rücksicht genommen, so Wehmann. Ein krasser Gegensatz zu überlieferten Menüs: So reichte man 1715 zum gebratenen Reh noch Rebhühner und Wildschweinrücken. Traditionell bleibt das Menü bis zum Abend des Festmahls geheim. Trotzdem gibt Wehmann den rund 30 anwesenden Vegetariern Entwarnung, auf Fleisch kann auch verzichtet werden.
Die Bewerbung auf die Ausrichtung des Matthiae-Mahls sei dieses Jahr zwar sehr kurzfristig erfolgt, dennoch zeigt sich Wehmann gelassen. „Das Menü muss aus saisonalen und regionalen Speisen bestehen, und da hat das Landhaus Scherrer mit seiner norddeutschen Kochkunst die Nase vorn“, sagte der Chefkoch. Nach den Vorbereitungen sei das Matthiae-Mahl an sich ein eher entspannter Abend.
3800 Besteckteile Matthiae-Mahl zum Einsatz
Das Menü wird auf dem Senatsgeschirr serviert, das nur einmal im Jahr zu genau diesem Zweck herausgeholt wird, ebenso wie das Besteck aus dem Senatssilber. Mehr als eine Woche vorab wurden Messer, Gabeln und Löffel gründlich poliert, insgesamt kommen rund 3800 Besteckteile zum Einsatz. Alleine die Tischdecken und Servietten für die drei Festtafeln wiegen 140 Kilogramm.
Herzstück des Senatssilbers ist der Holbeinpokal, der am Kopf der mittleren Tafel seinen festen Platz hat. König Edward VII. brachte den vergoldeten, mit Saphiren besetzten Becher 1904 als Geschenk zum Matthiae-Mahl. Im Gegenzug erhielt er zwei silberne Kannen, „Alster“ und „Elbe“, die als Nachbildungen ebenfalls Teil des Gedecks am Freitagabend sind.
Auch für musikalische Untermalung wird gesorgt: Seit Jahren spielt das Kammerorchester der Hochschule für Musik und Theater begleitend zum Festmahl eine Auswahl klassischer Stücke. Wie Florian Kühl sagte, ist das Programm auf die Gäste abgestimmt. Welche Stücke genau gespielt werden, soll jedoch noch geheim bleiben. Die 1724 eigens für das Matthiae-Mahl geschriebene „Tafelmusik“ von Georg Philipp Telemann ist fester Bestandteil des Repertoires.