HafenCity. Die Eröffnung des Pierdrei verzögert sich. Zu den Betreibern gehören Frederik und Gerrit Braun vom Miniaturwunderland.
Geduld. Die muss eine Gruppe bekannter Hamburger bei der Realisierung ihres Hotelprojekts in der HafenCity wahrlich aufbringen. Ende 2017 – so der Plan – sollte das Pierdrei an der Straße Am Sandtorkai eröffnet werden. Doch jetzt, weit mehr als ein Jahr später, ist das Haus immer noch eingerüstet.
Bereits im Juni 2016 hatten die fünf Herren ihre Planungen für das Entertainment- und Familienhotel mit 212 Zimmern, einer Kleinkunstbühne und Gastronomie vorgestellt. Das sind Hotelier Kai Hollmann, der Gründer der 25hours-Hotels und Eigentümer der Hamburger Designhotels The George und Gastwerk. Außerdem ist Theaterunternehmer Norbert Aust (Schmidt Theater, Schmidts Tivoli), der auch Vorsitzender des Tourismusverbandes Hamburg ist, mit von der Partie. Und die Zwillinge Frederik und Gerrit Braun mit ihrem Halbbruder Sebastian Drechsler, die das Miniaturwunderland in der Speicherstadt betreiben.
Alle Beteiligten sind vom Erfolg verwöhnt. Doch beim Pierdrei sind sie machtlos. Denn für den Bau sind andere verantwortlich. In diesem Fall DC Developments - eine Tochter der Hamburger Dahler&Company Group. Ein großer Name in der Branche, jüngst kündigte das Unternehmen den Bau von rund 400 Wohnungen im südlichen Überseequartier an.
Was beim Pier 3 schief gelaufen ist, erklärt Lothar Schubert, geschäftsführender Gesellschafter von DC Developments, so: „Es gibt bei einem so komplexen Produkt eine Vielzahl von Einflussfaktoren, weshalb später fertig gestellt wird.“ Mit dem Innenausbau habe eine Tischlerfirma inzwischen begonnen, das werde aber noch zwei bis drei Monate dauern.
Dass die Außenfassade des Hotels noch nicht fertiggestellt ist, das liege vor allen Dingen an dem Flutschutzbalkon, dessen Bau sehr zeitaufwendig gewesen sei. Außerdem habe auch der allgemeine Auftragsboom der Bauwirtschaft zu den Verzögerungen geführt. Es sei schwierig, überhaupt Firmen für die einzelnen Gewerke zu finden, insbesondere bei derartig komplexen Aufgabenstellungen, was man am fertigen Gebäude sehen werde. Projektentwickler Schubert: „Ehemals geplante Baukosten sind in der heutigen Zeit eh nicht zu halten. Alles in allem ist das Pierdrei ein sehr außergewöhnliches Projekt, dass für die Fertigstellung wesentlich mehr Aufwand für uns und sicherlich auch für den Betreiber implizierte, als geplant war.“
Intensive Diskussionen wurden mit dem Bauherrn geführt
Aber jetzt wird Hoffnung verbreitet. „Wir planen im Juni das Soft-Opening. Dieses Projekt war eine echte Herausforderung und hat alle Beteiligten viel Kraft gekostet. Natürlich gab es auch intensive Diskussionen mit dem Bauherrn, aber jetzt sind wir auf der Zielgeraden“, sagt Hollmann beim Baustellentermin mit dem Abendblatt. Der Hotelier steht auf einer Treppe, die den Restaurant- und Barbereich verbindet. Kitchen‘s heißt das Konzept. Noch ist vor allem blanker Beton zu sehen. Aber Hollmann ist zuversichtlich: „Jetzt kommen die Maler und mit dem Innenausbau der Zimmer wurde auch schon begonnen.“
Das Pierdrei gehört zu dem „KPTN“-Quartier mit einer Astor Film Lounge und Wohnungen. Eigentlich sollte das Hotel, so sagt es Hollmann, als erstes eröffnen. Doch jetzt wird es zuletzt fertiggestellt.
Auch Norbert Aust ist bei dem Ortstermin dabei: „Wir hätten uns gewünscht, dass wir den Zeitplan einhalten können. Aber jetzt freuen wir uns umso mehr, dass wir endlich auf die Eröffnung zusteuern.“ Und Sebastian Drechsler kann dem ganzen etwas positives abgewinnen: „Wir hatten genügend Zeit, um das Konzept vom Pierdrei immer weiter zu verfeinern.“
Das Hotel wird einen Dachgarten im achten Stock haben
Der Chefkoch Markus van Doorn, der bei Fernsehkoch Johann Lafer in dessen Gourmettempel Stromburg gelernt hat, ist seit einem Jahr an Bord. Seine Küche wird demnächst eingebaut: „Wir haben Markus auf Reisen geschickt und er hat sich in anderen Ländern Inspirationen geholt“, berichtet Drechsler. Im Kitchen’s Restaurant&Bar sollen „die besten Küchen der Welt unter einem Dach vereint werden. Wenn das Wetter stimmt, können die Gäste auch draußen auf der Piazza sitzen“, sagt Hollmann. Wer hoch hinaus will, der kann seinen Cocktail auch im Dachgarten Moon 46 in der achten Etage genießen.
Das Pierdrei „soll auch ein Treffpunkt für die Hamburger werden. In dem Hotel ist jeder willkommen, egal ob Alleinreisender, Geschäftsleute oder Familien mit Kindern“, sagt Norbert Aust. Für Kinder ab vier Jahren gibt es einen „Racker Room“ mit Kletterwand, Märchenhöhle und Kickertisch. Für Jugendliche ist ein eigener Bereich mit Musikanlage geplant. Die 212 Zimmer sind in fünf Kategorien aufgeteilt, darunter sind zehn Familienzimmer. Im Pierdrei wird auch der erste Mini-Campingplatz in der HafenCity entstehen. In sieben Meter Höhe können sich die Gäste in Wohnwagen einmieten.
Theaterlegende Aust liegt auch die Hafenbühne am Herzen: „Damit erschaffen wir einen Art Gegenentwurf zur klassischen Bühne. Die Gäste erwartet dort eine ganz besondere Atmosphäre, ganz gleich ob bei einer Lesung oder einer Liveübetragung.“ Dem Vernehmen nach soll dort auch am Sonntagabend der „Tatort“ gezeigt werden.