Hamburg. Als Karl-Otto wurde Lagerfeld in der Hansestadt geboren. Sein Verhältnis zu Hamburg war allerdings zwiespältig.

Heimat? Ein Wort, mit dem sich Karl Lagerfeld schwergetan hat. Obwohl das vielleicht noch untertrieben ist. „Ich hasse das Wort“, sagte er mal. „Aber wenn ich an Norddeutschland denke, habe ich ein positives, optimistisches Gefühl.“ Und er sei „immer der gleiche dumme Hamburger Junge“.

So war Hamburg vielleicht nicht im klassischen Sinne seine Heimatstadt, aber doch die Stadt, in der der Modezar geboren wurde und aufwuchs und in die er immer wieder zurückkehrte.

Sohn eines Kondensmilch-Fabrikanten

Lagerfeld wurde als Sohn des Kondensmilch-Fabrikanten Otto Lagerfeld und dessen Frau Elisabeth geboren – und hieß eigentlich Karl-Otto. In Interviews sprach Lagerfeld über seine Eltern meist positiv. Über seine Mutter Elisabeth sagte er etwa: „Sie war so schlagfertig, dagegen bin ich richtig langsam.“ Seinen Vater bezeichnete er als „lieben Menschen.“

Zum Geburtsjahr des Modemachers gab es lange Zeit widersprüchliche Angaben – zuletzt wurde es mit 1933 angegeben. Bekannt ist, dass seine Eltern 1934 das Gut Bissenmoor bei Bad Bramstedt erwarben und dorthin mit Sohn Karl umsiedelten. Ein rückblickend denkwürdiger Ort. Denn auf dem Dachboden soll Lagerfeld eine amerikanische Ausgabe der „Vogue“ gefunden haben.

Karl besuchte die Bismarckschule

Nur wenige Jahre später kehrten sie nach Hamburg zurück. Karl besuchte die Bismarckschule. Doch auch dieses Mal blieb Karl nicht lange. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges flohen sie vor den Bomben erneut auf ihr Gut, waren aber auch nach dem Krieg noch regelmäßig in der Stadt.

Laut einem „Zeit“-Interview besuchte Lagerfeld in diesen Jahren die erste Modenschau seines Lebens im Hotel Esplanade am Dammtor, die zweite soll er im Hotel Atlantic an der Alster gesehen haben (obwohl er die andere Alsterseite immer lieber gehabt haben soll). 1953 war dann das Jahr der Zäsur. In diesem Jahr zog Karl mit seiner Mutter in die Stadt, in der sein rasanter Aufstieg beginnen sollte, und die Stadt, in der er bis zuletzt lebte: Paris.

1992 kaufte er die Jako-Villa

Die Verbindung zu Hamburg aber blieb immer bestehen. Für viele Hamburger wird es wohl besonders die sogenannte Jako-Villa sein, die sie mit Karl Lagerfeld verbinden.

1992 kaufte er die Villa mit unverbaubarem Elbblick samt 12.000 Quadratmeter großem Grundstück und verwendete viel Energie auf ihre Umgestaltung. Sogar eines seiner Parfüms benannte er nach der Villa und präsentierte den neuen Duft auch dort. 1998 verkaufte er wieder, weil er Häuser gern einrichtet, ihm das Bewohnen aber wenig bedeutet. Erst vergangenes Jahr war die Immobilie erneut auf dem Markt. Aber für die meisten Hamburger wird sie ohnehin immer die Lagerfeld-Villa bleiben.

Chanel-Schau in der Elbphilharmonie 2017

Zu besonderen Anlässen kam Lagerfeld aber auch nach dem Verkauf immer wieder in seine Geburtsstadt zurück, zuletzt für die Chanel-Schau in der Elbphilharmonie 2017. Aber auch für Fotostrecken und besondere Veranstaltungen ließ er sich wieder in der Stadt blicken, etwa 2014 für seine Ausstellung „Feuerbachs Musen und Lagerfelds Models“ in der Galerie der Gegenwart.

Und so war Hamburg vielleicht tatsächlich weniger die klassische Heimatstadt, aber umso mehr ein roter Faden, der sich durch sein Leben zog. Dass Hamburg das Tor zur Welt ist, haben vielleicht wenige so verstanden wie er, weil er es nicht nur bestaunt hat, sondern auch hindurchgegangen ist.