Hamburg. Hochbahn erprobt den Elektrobus Irizar ie tram, der bereits in Spanien und Frankreich im Einsatz ist. Ein Gefühl wie in der Tram.

Wer schon mal in Palma de Mallorca gelandet ist und einen Bustransfer zum Hotel hatte, der saß mit ziemlicher Sicherheit dabei in einem Bus der spanischen Firma Irizar. Aber wer achtet schon auf den Bus? Als der Elektrobus „Irizar ie tram 18m“ in den vergangenen Tagen erstmals durch Hamburg (und auch durch Deutschland) fuhr, zückten die einen oder anderen Passanten dann aber doch ihr Handy, um ein Foto zu machen von diesem futuristisch anmutenden Designer-Bus.

Eine Woche lang hat die Hamburger Hochbahn die Irizar ie tram in Hamburg auf „Herz und Nieren getestet“, wie Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn, während einer Probefahrt für Pressevertreter mitteilte. Hintergrund ist, dass die Hochbahn die Elektroflotte – derzeit sind vier serienreife Elektrobusse im Einsatz, 56 weitere sollen in diesem und im kommenden Jahr dazukommen – sukzessive ausbauen will. Dafür würden regelmäßig neue Fahrzeuganbieter und Modelle getestet werden. Noch in diesem Jahr soll die Ausschreibung für Elek­tro-Gelenkbusse folgen.

18 Meter lang, 100 Plätze

Das Irizar-Testmodell, das gerade in Hamburg unterwegs ist, kommt futuristisch daher und ähnelt optisch eher einer Straßenbahn – daher auch der Namenszusatz "tram". Die Eckdaten: 18 Meter lang, mehr als 100 Plätze, darunter 36 Sitzplätze, eine runde Front und auffällig tiefgezogene Seitenfenster. Gespeist wird der Bus aus Lithium-Batterien, die sowohl über Nacht am Betriebshof als auch zwischendurch aufgeladen werden können. Damit der Bus damit standardmäßig auch an den Hamburger Ladestationen halten kann, müsste dahingehend aber allerdings modifiziert werden, wie es von Hochbahn-Vertretern am Dienstag hieß.

Während der einwöchigen Testphase in Hamburg wurden vor allen Dingen der elektrische Antrieb, das Fahrverhalten im Innenstadtbereich und die Ladekapazität getestet – nach Herstellerangaben soll der Bus im Stadtverkehr etwa 60 Kilometer weit fahren können, bis die Batterien wieder geladen werden müssen. Hochbahn-Chef Henrik Falk betonte aber auch den Design-Aspekt. „Wir suchen immer nach neuen Mobilitätslösungen für Hamburg. Dieses Modell verfügt nicht nur über einen umweltfreundlichen Antrieb, sondern zeichnet sich auch durch ein sehr modernes Design aus“, sagt Falk und verweist auf das ungewöhnliche „Tram-Design“, den „hochwertigen Boden“ und den lichtdurchfluteten Innenraum.

Im Jahr 2030 sollen nur noch E-Busse im Einsatz sein

Die Irizar ie tram, die in Barcelona, San Sebastián und in Amiens in Frankreich bereits im Einsatz ist, fährt, wie es für Elektrofahrzeuge typisch ist, nahezu lautlos. Wer sich im Inneren des Busses befindet, spürt allerdings keinen ganz großen Unterschied, weil der Straßenlärm von außen eben auch nach innen dringt. Bei den geladenen Pressevertretern, die am Dienstag an der Probefahrt teilnehmen durften, gab es weitestgehend Einigkeit darüber, dass besonders in einem Punkt nachgebessert werden müsste: den kalten Plastiksitzen, die in Spanien und Frankreich vielleicht für einen angenehmen Kälteeffekt sorgen, in Hamburg aber besonders im Februar auf wenig Zustimmung stoßen würden. Vertreter der Hochbahn versicherten jedoch, dass die Materialien auch modifiziert werden könnten.

Ausschreibung im kommenden Jahr

Ermöglicht wurde der Test in Hamburg durch die Ferrostaal Equipment Solutions GmbH, der Vertriebspartner der Irizar e-mobility in Deutschland. Geschäftsführer Ralf Schwarzhaupt betonte das „große Interesse daran, die Hochbahn auf dem Weg in die umweltschonende E-Mobilität zu begleiten“. Ob die „Bahn“ für Hamburg in die engere Auswahl kommt, sei noch nicht entschieden, die Ausschreibung solle im Laufe des Jahres folgen. Getestet wurde in Hamburg übrigens ohne Fahrgäste, die Testergebnisse sollen nun in Kürze intern ausgewertet werden.

Die Hamburger Hochbahn plant, wie kürzlich berichtet, die gesamte Flotte nach und nach ganz auf Elektromobilität umzustellen. Demnach will das Unternehmen von 2020 an nur noch Elektrobusse neu in Betrieb nehmen. Bis 2030 ist weiter geplant, alle rund 1000 Fahrzeuge, die zurzeit im Einsatz sind, durch elektrisch betriebene Busse zu ersetzen, darunter auch die Gelenkbusse.