Hamburg. Die Hamburger haben zuletzt 37-mal so viel Wasser verbraucht, wie die Außenalster fasst. Was das für die Tanks bedeutet.

Es sind faszinierende Räume in der Hamburger Unterwelt: Die Trinkwasserspeicher, die zum Teil im 19. Jahrhundert entstanden, bergen nicht nur das unter der Erdoberfläche schlummernde historische Erbe der Stadt, sondern Millionen Liter Trinkwasser als Reserve. Und die wird vor allem in Zeiten heißer Perioden wie im Jahrhundertsommer 2018 immer wichtiger für die Versorgung Hamburgs. So gab es nach Angaben von Hamburg Wasser 2018 insgesamt 21 Tage, an denen der Bedarf über 400.000 Kubikmeter betrug. Zuletzt waren es in dieser Dimension zwei Tage im Jahr 2015!

40 Meter breit, 150 Meter lang und etwa 5 Meter hoch – das sind die Ausmaße von Hamburgs größten unterirdischen Trinkwasserbehältern. Üblicherweise sind die Betonkammer hermetisch abgeriegelt. Nicht einmal Insekten können sich dort hinein verirren. Doch einmal alle fünf Jahre wird das Trinkwasser darin abgelassen und Fachleute nehmen die jeweils 20.000 Kubikmeter fassenden Speicher komplett unter die Lupe. Hamburg Wasser betreibt fünf solcher riesigen, unterirdischen Behälter in Rothenburgsort. Einer der Kolosse ist gerade für vier Wochen außer Betrieb.

20 Millionen Liter Trinkwasser in einem Behälter

„Wir prüfen in dieser Zeit die Qualität des Betons und die Bewährung des Behälters. Damit wollen wir herausfinden, ob der Behälter noch sicher ist“, sagte Christoph Czekalla, der bei Hamburg Wasser den Bereich Werke leitet. In der Auszeit würden Risse trockengelegt und mit speziellem Mörtel instandgesetzt. Zudem werden die Wände ausgespachtelt, und 20 Zentimeter lange Bohrkerne sollen Aufschluss über die Beschaffenheit der bis zu 80 Zentimeter dicken Wände geben, wie Betriebsingenieur Sascha Jensen sagte.

Der untersuchte, 90 Jahre alte Trinkwasserbehälter in Rothenburgsort sei in einem ordentlichen Zustand und könne die Hamburger noch lange mit Wasser versorgen. „Die Trinkwasserspeicher sind das Herzstück der Wasserversorgung in Hamburg“, sagte Czekalla. „Von hier aus wird die ganze Innenstadt mit Trinkwasser versorgt.“ 20 Millionen Liter passen in jeweils einen Behälter. Zum Vergleich: Das Wasser aus dem Sportbecken der Alster-Schwimmhalle würde achtmal in den unterirdischen Betonriesen passen.

Wenn morgens viele Hamburger duschen...

Dank ihres riesigen Volumens könnten die prall gefüllten Wasserspeicher sogenannte Abgabespitzen ohne Weiteres ausgleichen. Die können auftreten, wenn zum Beispiel unter der Woche morgens viele Hamburger zur gleichen Zeit duschen. Bis zum Abend seien die Becken wieder aufgefüllt. Vom Brunnen bis zum Wasserhahn daheim braucht das Wasser den Angaben zufolge gerade einmal drei Tage.

Das Trinkwasser für den Raum Hamburg kommt aus 17 Wasserwerken in der Hansestadt und der Umgebung. Sie holen Grundwasser über fast 500 Brunnen aus der Tiefe des Bodens. Dafür reichen die Leitungen teilweise bis zu 500 Meter tief. Im Einzugsgebiet des Wasserversorgers wurden im vergangenen Jahr 125 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht. Damit könnte man fast 37-mal die Außenalster füllen.

Um die Wasserversorgung auch mit Blick auf die stetig wachsenden Bevölkerungszahl sicherstellen zu können, will Hamburg Wasser in diesem Jahr mehrere Brunnen neu bauen. „Seit 2015 haben wir rund 70 neue Brunnen gebaut, bis 2020 sollen 30 dazukommen“, sagte Czekalla.