Hamburg. In Hamm entsteht rund um die “Hansaburg“ ein neues Viertel. Es gilt als Pilotprojekt für die Stadtentwicklung im Hamburger Osten.
Der betagte Hydraulik-Aufzug schnauft in die fünfte Etage der alten Papierfabrik, der „Hansaburg“ – inzwischen Heimat von Bildungseinrichtungen. Das im Konferenzraum aufgebaute Modell steht für die Zukunft des Stadtteils Hamm. Von 2021 an soll rund um die „Hansaburg“ ein neues Quartier namens Osterbrookhöfe gebaut werden. Am Mittwoch wurde es vorgestellt.
„Alexander der Große hat den Gordischen Knoten einst durchschlagen, wir wollten ihn auflösen“, sagte Peter Jorzick, Geschäftsführer von Hamburg Team, als Projektentwickler verantwortlich für das neue Quartier. Der Vergleich zur griechischen Sage passt in der Tat gut. Denn die Macher der Osterbrookhöfe standen vor immensen Herausforderungen. Drei Jahre brüteten die Entwickler über einen Weg, bezahlbaren Wohnraum zu realisieren, ohne Sportfreunde, Bade-Enthusiasten und Schrebergärtner zu verprellen.
Mit einem großen Flächentausch soll genau dies nun gelingen: Die jetzige Sportanlage des SC Hamm 02 wird inklusive Vereinsheim und Jugendclub auf das gegenüber vom Rückerskanal liegende Aschberggelände verlegt. Zentrum des neuen Sportcampus wird ein neues Hallenbad, dafür wird das Aschberg-Freibad abgerissen. Auch die Schrebergärten westlich des Rückerskanals weichen dem Wohnungsbau, neue Parzellen entstehen östlich des Kanals.
Wohnungsbau im Mittelpunkt
„Wir wollten ein für alle Seite bestmögliches Ergebnis erreichen“, sagte Mitte-Bezirksamtschef Falko Droßmann. Er verteidigte auch die Entscheidung, das Freibad mit seiner großen Liegewiese abzureißen: „Selbst in einem so guten Sommer wie 2018 hatten wir nur 30.000 Besucher.“ Statt wie bislang nur rund drei Monate könne man im geplanten Hallenbad – das Becken wird 20 Meter lang und sieben Meter breit – künftig das ganze Jahr über schwimmen. Bäderland wird es mit einem Hubboden ausstatten, die Wassertiefe kann etwa fürs Baby-Schwimmen individuell eingestellt werden. Auch der SC Hamm 02 werde von der Verlagerung der Ernst-Fischer-Sportplätze profitieren. „Statt zwei Grandplätze wird der Verein dann über zwei moderne Kunstrasenplätze verfügen.“
Im Mittelpunkt des Projekts steht aber natürlich der Wohnungsbau, schließlich will der Senat dafür sorgen, dass jedes Jahr 10.000 neue Wohnungen entstehen. Die Osterbrookhöfe tragen zu diesem Ziel 800 Wohnungen bei, errichtet von der Saga und dem Team Hamburg.
Geplant sind 56 Prozent im preisgedämpften Mietwohnungsbau (8 bis 10 Euro Anfangs-Nettokaltmiete pro Quadratmeter), 11 Prozent als Sozialwohnungen für Senioren (6,50 Euro pro Quadratmeter), 8 Prozent im frei finanzierten Wohnungsbau (Miethöhe noch offen) sowie 25 Prozent als Eigentumswohnungen. Saga-Chef Thomas Krebs befürwortete diesen Mix ausdrücklich und verwies auf die schlechten Erfahrungen mit den riesigen Sozialwohnungs-Quartieren der 1960er-Jahre gerade im Hamburger Osten. „Eine gute Durchmischung ist für ein Viertel sehr wichtig.“
Details sind extrem komplex
In den Osterbrookhöfen sollen viele große Vier- und Fünfzimmerwohnungen für Familien entstehen, entsprechend hoch wird die Zahl der Kita-Plätze (180 an drei Standorten) nebst großen Spielplätzen. Bei der Mobilität setzen die Entwickler auf öffentlichen Nahverkehr und das Fahrrad (circa 1500 Stellplätze). Das eigene Auto dagegen ist im Quartier nicht wirklich erwünscht, schon zu erkennen an der geringen Zahl der Stellplätze (250 für die Bewohner, 70 für Besucher). Dagegen soll eine Bäckerei mit einem Café in das Quartier integriert werden.
Die Entscheidung einer Jury unter Vorsitz von Oberbaudirektor Franz-Josef Höing fiel einstimmig für den Entwurf des Architektenbüros Zillerplus. Höing wird das Projekt intensiv verfolgen. Schließlich haben die Osterbrookhöfe Modellcharakter für das Stadtentwicklungsprogramm im Osten („Stromaufwärts an Elbe und Bille“), wo in den nächsten Jahrzehnten 15.000 bis 20.000 neue Wohnungen entstehen sollen.
Zukunftsmusik. Für die Planer fängt die Arbeit jetzt erst richtig an, die Details sind laut Jorzick extrem komplex. Damit etwa im Viertel weiter Fußball gespielt werden kann, müssen zunächst die Sportplätze verlegt werden. Zudem erwartet Bezirksamtschef Droßmann, dass das Freibad erst geschlossen wird, wenn die Bagger wirklich rollen.