Hamburg. Männerklüngel werden kaum noch politischen Erfolg haben, sagt der Politologe Elmar Wiesendahl . Er plädiert für eine harte Quote.

Der Politologe Prof. Elmar Wiesendahl erklärt, warum sich einige Parteien so schwertun, mehr Frauen in politische Ämter zu bringen.

Sind die Parteien heute politisch erfolgreicher, wenn sie mehr Frauen einbinden und aufstellen?

Prof. Elmar Wiesendahl: Für die Parteien ist es immens wichtig, dass sie auch die Frauen mitnehmen. Sie können heutzutage nicht mehr reine Männerparteien sein. Nehmen Sie das Beispiel der Hamburger CDU, das ist weitgehend eine Clique von Männern, und sie schneidet entsprechend schwach bei den Wählerinnen und Wählern ab. Die CSU hat das erkannt und nun angekündigt, sie wolle weiblicher werden, weil ihr Rückhalt bei Frauen deutlich unterdurchschnittlich ist.

Wobei: Im politischen Spitzenbereich hat bereits ein enormer Sprung stattgefunden. Wir haben eine breite Palette an Spitzenfrauen. Diese Entwicklung ist relativ jung, das gab es vor 30 Jahren noch nicht – danach gab es einen regelrechten Durchmarsch. Anders ist es bei den Parteimitgliedern. In der hochpolitisierten Zeit der 1970er-Jahre gab es einen starken Mit-Sog der Frauen, die in die Parteien hineingingen. Doch das erschöpfte sich Ende der 1970er-Jahre, seither dümpelt der Anteil von Frauen in den Parteien mit nur leichten Steigerungen bei um die 30 Prozent vor sich hin.

Und in Hamburg?

In Hamburg ist der Anteil, weil es Großstadtparteien sind, deutlich höher, wobei man unterscheiden muss. Die Grünen haben von Anfang an sehr stark auf Gleichberechtigung gesetzt und diese auch im politischen und parlamentarischen Bereich durch feste Quoten befördert. Das spiegelt sich auch in den Mitgliederzahlen wider.

Warum engagieren sich mehr Frauen in den eher linken Parteien?

Das Anliegen der Gleichberechtigung von Frauen ist ein klassisch linkes Thema. Die Durchsetzung des Frauenwahlrechts, den 100. Jahrestag, den wir jetzt feiern, geht ganz stark zurück auf die SPD, die als einzige Partei in der Kaiserzeit bereits das Frauenwahlrecht forderte. Es war Undankbarkeit pur, denn als die Frauen schließlich das Wahlrecht bekamen, wählten sie überwiegend konservativ und nicht links.

Warum tun sich manche Parteien so schwer, etwa die CDU?

Es gibt Funktionärskreise und Klüngel. Der Beitritt erfolgt immer über die Ortsvereine, und die sind dominiert von älteren Männergesellschaften, das wirkt auf die Frauen abschreckend – auf Jugendliche übrigens auch. Das führt zu Schwellen, die immer höher werden. Andere Parteien wie die Grünen, die SPD und die Linke haben schon in den 1980er- und 1990er-Jahren Quoten für Parteiämter und Kandidatenlisten eingeführt. Die Folge ist, dass sie heute einen deutlich höheren Anteil von Frauen haben. Bei der CDU kam das spät, und die Quote ist nicht absolut verbindlich, sodass Männer, wenn es um die Sicherung ihrer Karrieren geht, den Aufstieg von Frauen bisweilen verhindern.

Sind Quoten erforderlich, um den Aufstieg von Frauen zu ermöglichen?

Auf jeden Fall. Der Glaube daran, dass sich allein Leistung durchsetzt, wird durch die Realität widerlegt. Es muss auf allen Feldern eine harte Quotierung geben.

Bringen denn genügend Frauen die Bereitschaft mit, sich politisch zu engagieren?

Sie haben oft auch andere Leitbilder und eine andere familiäre Erziehung. Die Folge ist, dass das politische Inter­esse von jungen Frauen im Schnitt deutlich geringer ist als das von männlichen Jugendlichen. Je höher die Bildung der Frauen, desto größer ist meist ihr politisches Engagement und ihre Initiative, politische Karrieren anzustreben.