Hamburg . Der Senat hat die Machbarkeitsuntersuchung U5 Mitte vorgestellt. So können Sie sich an den Planungen beteiligen. Erste Reaktionen.
Die Planungen für den Ausbau des U-Bahn-Netzes in Hamburg haben einen weiteren Meilenstein erreicht: Gemeinsam mit der Verkehrsbehörde und der Hamburger Hochbahn hat Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag die Ergebnisse der Machbarkeitsuntersuchung für den mittleren Abschnitt der neuen U-Bahn-Linie 5 vorgestellt, die zahlreiche neue Verbindungen ermöglichen soll.
Die Strecke wird von der City Nord über die Innenstadt, Winterhude bis nach Stellingen führen – dadurch erhalten mehr als 100.000 Hamburger erstmals einen Schnellbahnanschluss. An den weiteren Planungen können sich nun die Hamburger über eine Online-Plattform beteiligen.
Bei Lage der Haltestellen können Bürger mitreden
„Mit der Machbarkeitsuntersuchung wissen wir, in welchen Varianten die U5 Mitte verlaufen kann und wo Haltestellen technisch machbar sind“, sagte Bürgermeister Tschentscher. Der genaue Verlauf der U5 Mitte und die Lage der Haltestellen werde nun in einem öffentlichen Beteiligungsverfahren erörtert.
Auch Hamburgs Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos) freut sich, dass die Machbarkeit für die U5 Mitte nun feststeht. „Alle Hamburgerinnen und Hamburger werden davon direkt profitieren“, sagte er.
U5 Mitte folgt MetroBus-Linien 5 und 6
Durch die U5 Mitte sollen wichtige Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorte in der Stadt angeschlossen und Lücken im bestehenden Schnellbahnnetz geschlossen werden. Geplant ist, dass die U5 Mitte von der City Nord (30.000 Arbeitsplätze) über Winterhude Süd/Uhlenhorst (knapp 60.000 Einwohner) und den Hauptbahnhof an der Universität (43.000 Studierende und 10.000 Arbeitsplätze) vorbei Richtung Lokstedt und weiter bis zur S-Bahn-Haltestelle Stellingen fahren wird. Somit werden auch das Universitätsklinikum Eppendorf (11.000 Arbeitsplätze) und die Arenen im Westen der Stadt an das Hamburger Schnellbahnnetz angebunden.
Im Wesentlichen folgt der Streckenverlauf den MetroBus-Linien 5 und 6, die nach eigenen Angaben mit mehr als 60.000 bzw. knapp 30.000 Fahrgästen an ihre Kapazitätsgrenzen kommen werden. Zudem bietet die U5 Umstiegsmöglichkeiten zu anderen U- und S-Bahn-Linien.
„Eine der modernsten U-Bahn-Linien Deutschlands“
Hochbahn-Chef Henrik Falk ist sich sicher: „Die neue U5 wird Hamburg nachhaltig prägen.“ Sie werde in technischer Hinsicht den neuesten Standards entsprechen. Als vollautomatische U-Bahn werde sie „eine der modernsten U-Bahn-Linien Deutschlands.“
Ziel der Streckenführung durch die Hamburger City sei es, an den Haltestellen Hauptbahnhof Nord und Stephansplatz einen bahnsteiggleichen Umstieg zur U2/U4 bzw. zur U1 zu schaffen, heißt es in der aktuellen Mitteilung der Behörde und Hochbahn. Geplant ist, dass am Hauptbahnhof nach Möglichkeit die derzeit ungenutzten Bahnsteige genutzt werden. „Für den Umstieg U1/U5 am Stephansplatz werden sieben verschiedene Haltestellenlagen geprüft und miteinander abgewogen“, heißt es in der offiziellen Mitteilung weiter. Hauptbahnhof und Stephansplatz seien die „großen Brocken in der Planung – mit hohem Nutzen für die Fahrgäste“, sagte Technik-Vorstand Jens-Günter Lang.
Anfang Februar Auftakt zur Bürgerbeteiligung
Die Ergebnisse der Machbarkeitsuntersuchung der U5 Mitte bilden die Grundlage für das nun startende Bürgerbeteiligungsverfahren, bei dem Anregungen und Änderungsvorschläge der Hamburger miteinbezogen werden sollen. Anfang Februar startet die Hochbahn mit vier Auftaktveranstaltungen. Im Laufe des Jahres folgen Beteiligungsangebote in den Stadtteilen.
„Unser Ziel: die Hamburgerinnen und Hamburger sollen die U5 zu ihrer U-Bahn-Linie machen und diese mitgestalten“, sagte Hochbahn-Chef Falk. „Dafür sind wir nicht länger nur mit verschiedenen Veranstaltungsformen in den Stadtteilen unterwegs, sondern ab sofort auch mit einer komplett neuen Online-Beteiligungsplattform.“
Grüne: Wichtiger Schritt auf dem Weg zur Verkehrswende
Über die Online-Plattform schneller-durch-hamburg.de, die am Dienstag freigeschaltet wurde, können sich Interessierte an dem U-Bahn-Projekt beteiligen. Denn die Plattform bietet nicht nur aktuelle Informationen und Hintergründe zum U-Bahn-Netzausbau, sondern lädt auch zu einem Diskurs über alle Belange der Planungen ein. Die Bürger können ihre Anregungen in Mitmach-Modulen einbringen, die moderiert werden. Auch die Termine für die einzelnen Veranstaltungen werden auf der Plattform veröffentlicht.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Verkehrswende – so kommentierte die Grünen-Bürgerschaftsfraktion die Machbarkeitsuntersuchung U5. „Unser Ziel ist die Förderung des Umweltverbundes aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr", sagte der Grünen-Verkehrsexperte Martin Bill. Die U5 gebe auch die Chance, den Straßenraum zugunsten des Rad- und Fußverkehrs neu zu verteilen. Bill: "Wichtig ist, dass die Hochbahn nun zeitnah mit der Bürgerbeteiligung zur U5 beginnt."
Linkenfraktion: ÖPNV-Nutzer werden unter die Erde verbannt
Skeptisch äußerte sich die Linkenfraktion. "Entscheidend wird die Frage sein, ob die Bürger nur mitreden oder auch was verändern können", sagte Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Linkenfraktion. Für bedenklich halte sie die Haltung des Bürgermeisters.
"Die umweltfreundlichen ÖPNV-Nutzer sollen unter die Erde verbannt werden, damit der oberirdische Straßenraum frei wird für die Autofahrer und den Wirtschaftsverkehr", so Sudmann. Jeglichen Gedanken an die Stadtbahn lehne Tschentscher ab. "Wann befreit er sich mal aus den Scholz´schen Denkverboten, frage ich mich."
FDP: Portal soll auch über Kosten informieren
Die FDP-Fraktion begrüßt die Bürgerbeteiligung über das Online-Portal ebenfalls. "Wünschenswert wäre allerdings, dass das Portal zumindest perspektivisch auch transparent über die unterschiedlichen Kosten von Haltestellen- und Streckenvarianten informiert", sagte der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Ewald Aukes.
"Bezüglich des Ausbaus am Hauptbahnhof erwarten wir, dass sich Hochbahn und Deutsche Bahn eng abstimmen, um ein Verkehrschaos während der Bauphase zu vermeiden", so der FDP-Politiker. Zudem ist für die FDP unabdingbar, dass die U5 am Siemersplatz entlangfährt. Aukes: "Die relativierende Aussage von Bürgermeister Tschentscher zu einem Anschluss des ‚Verkehrsraums Siemersplatz‘ ist hierfür nicht sonderlich hilfreich.“