Hamburg. Die Zahl wird sich voraussichtlich noch erhöhen. Bahn bereitet sich auf Ansturm auf Züge zwischen den deutschen Metropolen vor.

Wie erwartet hat sich die Anzahl der Flugausfälle wegen des Warnstreiks des Sicherheitspersonals am morgigen Dienstag in Hamburg deutlich erhöht: Bis zum frühen Montagnachmittag sind für Dienstag 177 Flüge gestrichen worden. Laut der Internet-Seite des Hamburger Flughafens fallen am Dienstag 109 von 178 Abflügen aus – das sind fast zwei von drei Starts. Bei den Ankünften wurden 91 von 179 geplanten Landungen gestrichen. Mit weiteren Flugstreichungen sei zu rechnen, heißt es von Seiten des Flughafens.

Bei den nicht ausfallenden Flügen könne es den ganzen Dienstag über zu massiven Verspätungen kommen, heißt es. Aufgrund der eingeschränkten Kontrollkapazität werde ein Großteil der Fluggäste die Kontrollstelle nicht pünktlich passieren können.

570 Flüge in Frankfurt gestrichen

In Frankfurt haben die Fluggesellschaften nach Angaben des Betreibers Fraport für Dienstag 570 der geplanten 1200 An- und Abflüge gestrichen. Nach den Ausständen in Berlin, Stuttgart, Düsseldorf und Köln-Bonn vergangene Woche sprenge die Gewerkschaft Ver.di den Rahmen eines Warnstreiks, kritisierten Arbeitgeber, Flughäfen und Tourismuswirtschaft.

Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund 23.000 Beschäftigten bei Passagier-, Fracht-, Personal- und Warenkontrollen einen einheitlichen Stundenlohn von 20 Euro brutto. Bislang sind die Löhne in der Branche regional sehr unterschiedlich geregelt. Die behördlich geprüften Beschäftigten verdienen nach Angaben des Bundesverbands der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) in einer Spanne von 13,93 (Vorfeldkontrolle und Flugzeugbewachung in Bayern) bis 17,16 Euro (Passagierkontrolleure in Baden-Württemberg). Zuletzt haben die Arbeitgeber in den aktuellen Tarifverhandlungen bis zu 6,4 Prozent Erhöhung angeboten – für Hamburg sind es laut BDLS-Verhandlungsführer Rainer Friebertshäuser bis zu 3,4 Prozent. Die Forderungen der Gewerkschaft, alleine in Hamburg die Löhne um bis zu 40,85 Prozent anzuheben, seien „absurd und wirtschaftlich nicht umsetzbar“.

"Bewusster Angriff auf die Mobilität der Fluggäste"

Ver.di-Vorstandsmitglied Ute Kittel sagte dazu, die verantwortungsvolle und schwierige Aufgabe des Sicherheitspersonals werde nicht ausreichend honoriert. Der Warnstreik müsse ausgeweitet werden, weil die Arbeitgeber nach vier ergebnislosen Runden zuletzt kein neues, verbessertes Angebot vorgelegt hätten. „Die Gewerkschaft scheint jedes Maß für den Arbeitskampf verloren zu haben“, konterte Friebertshäuser. Trotz der mehrfachen Information der Arbeitgeberseite, dass in der nächsten Verhandlungsrunde ein neues Angebot vorgelegt werde, fahre die Gewerkschaft mit den völlig ausufernden Streiks fort. „Bei acht ganztägigen Streiks kann man nicht mehr von Warnstreiks im Zuge von Verhandlungen reden, sondern schon von unverhältnismäßigen Aktionen, die viele Tausende unschuldiger Passagiere, die Flughäfen und die Fluggesellschaften massiv schädigen“, so Friebertshäuser. „Das Beharren auf absurden Forderungen von 20 Euro für alle ist zudem ein Schlag ins Gesicht jeder ausgebildeten Krankenschwester und jedes Rettungssanitäters und zeigt die Maßlosigkeit der Gewerkschaft“, so Friebertshäuser.

Ähnlich äußerte sich UVNord-Präsident Uli Wachholtz: „Die angekündigten Arbeitsniederlegungen am Hamburg-Airport werden als Warnstreik angekündigt, sind aber ein bewusster Angriff auf die Mobilität Tausender Fluggäste mit einem massiven volkswirtschaftlichen Schaden“, so Wachholtz. Die Arbeitsniederlegungen seien „ unverhältnismäßig“.

Die Deutsche Bahn weist darauf hin, dass bestimmte Flugtickets einzelner Airlines – etwa Eurowings oder Lufthansa – in Bahnfahrkarten umgewandelt werden können. Das Unternehmen sei "gut auf die angekündigten Flughafenstreiks vorbereitet", wie eine Bahnsprecherin sagte. "Zusätzliche Züge und Zugteile werden vor allem von Frankfurt/Main nach Hamburg, Berlin, München und Basel eingesetzt." Zwischen Hamburg und Frankfurt/Main sollen einzelne Züge um ein zweites Zugteil verstärkt werden.

Bahn empfiehlt Reservierungen

"Wir raten wir allen Reisenden, insbesondere auf den nachfragestarken Verbindungen zwischen den Metropolen, zu einer Sitzplatzreservierung. Denn absehbar ist, dass es auch am Hamburger Hauptbahnhof sowie in den Zügen eng werden dürfte.

Laura Kauczynski, Expertin für Fluggastrechte beim Portal AirHelp, sagt, dass betroffene Passagiere zwar Recht auf Versorgungsleistungen haben, aber keine finanzielle Entschädigung erwarten dürfen. In jedem Fall sollten Fuggäste die aktuelle Lage beobachten und regelmäßig den Status ihres Fluges überprüfen.

Passagiere haben kein Recht auf finanzielle Entschädigung

Tatsächlich Betroffene haben Anspruch auf Versorgungsleistungen vor Ort: Bei Verspätungen von über zwei Stunden und einer Flugstrecke von mehr als 1.500 Kilometern muss die Airline am Flughafen Mahlzeiten und Getränke bereitstellen und zwei Telefonate, Telefaxe oder E-Mails ermöglichen. Sollte die Wartezeit Mitternacht überschreiten, müssen die Airlines auch eine Unterkunft bereitstellen und die Beförderung dorthin ermöglichen.

Das Recht auf eine finanzielle Entschädigung haben Reisende dagegen nicht. Anders als Streiks von Airlinepersonal gelten Streiks des Flughafenpersonals als außergewöhnliche Umstände, die die Fluglinien von ihrer Pflicht befreien, Entschädigungen bei Flugproblemen auszahlen zu müssen.

Wer konnte, ist schon Montag geflogen

Ein Lufthansa-Sprecher sagte dem Abendblatt, dass viele Kunden wegen des drohenden Streiks bereits am Montag geflogen seien – sofern sie konnten. Nachzügler hätten die Möglichkeit, sich hier über den aktuellen Status ihres Fluges auf dem laufenden zu halten.