Hamburg. Towers-Hauptgesellschafter will eine Mehrzweckhalle an den Elbbrücken bauen. Der Elbdome soll 150 Millionen Euro kosten.

Der Plan blieb bisher weitgehend geheim – und ist ein städtebaulicher Coup. Wie das Abendblatt erfuhr, will der Hamburger Projektentwickler Home United eine Arena an der neuen S- und U-Bahn-Station Elbbrücken bauen.

Der „Elbdome“ soll 7000 bis 8000 Zuschauern Platz bieten, gegenüber dem 200 Meter hohen „Elbtower“ entstehen und ein neuer Hamburger Hotspot werden – am südlichen Tor zur Stadt.

Konzerte, Sport, Messen und Kongresse sollen hier künftig stattfinden, als sportliche „Hometeams“ könnten die Basketballer der Hamburg Towers und der Handball Sport Verein (HSV) nach einem möglichen Bundesliga-Aufstieg einziehen. Auch weiteren Sportclubs und -Veranstaltungen steht die geplante Mehrzweckhalle offen.

Towers-Heimstätte regelmäßig ausverkauft

Home-United-Gründer Tomislav Karajica und sein Partner Rolf Elgeti, beide 42 Jahre alt, sind im Event- und Sportbereich engagiert, Karajica ist zudem Hauptgesellschafter der Towers und sponsert den Verein mit seinen Firmen Imvest (Immobilien) und edel-optics.de (Brillen).

Weil die Heimspielstätte des Zweitligaclubs mit 3400 Besuchern regelmäßig ausverkauft ist, zuletzt sechsmal in Folge, ortsnahe Ausweichquartiere nicht existieren, entwickelte Karajica mit den weiteren Club-Gesellschaftern Marvin Willoughby und Jan Fischer die Idee des „Elbdomes“.

Für den „Elbdome“ soll das Hafenbecken am Ostende der HafenCity aufgeschüttet werden. Ergänzend zur Mehrzweckhalle sehen die Pläne ein Bürogebäude mit zusätzlicher Hotelnutzung vor. Das städtebauliche Testplanungsverfahren für den neuen „Stadteingang an Elbbrücken“ startet Ende Januar.

Karajica hat als Inhaber der Imvest Gruppe in Hamburg mit dem Coworking Space „Hamburger Ding“ am Nobistor, der Revitalisierung des Mundsburg Towers, dem geplanten „Barmbeker Bogen“ an der Fuhlsbüttler Straße sowie dem Wohngebäude „theVIEW“ an der Alster bereits markante bauliche Spuren hinterlassen.

Grote: „Aus Sicht des Sports eine ideale Lösung“

„Seit der ersten Idee für dieses Projekt erfreuen wir uns der Unterstützung der HafenCity GmbH, mit der wir gemeinsam den vorliegenden Planungsvorschlag erarbeitet haben. Dass dieser im Zuge des allgemeinen Testplanungsverfahrens für das Gelände jetzt mit überprüft werden soll, ist ein erster Schritt“, sagte Karajica dem Abendblatt.

Stadt und Bezirk Mitte sind über das Vorhaben informiert. Karajica hofft nun auf einen konstruktiven Austausch mit dem Bezirk und Oberbaudirektor Franz-Josef Höing. „Der Elbdome könnte ein neues sportliches Aushängeschild werden und Veranstaltungen in unsere Stadt holen, die sowohl für die Hamburger als auch für Besucher eine Bereicherung wären“, sagt Karajica.

Bei Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) stößt die Idee grundsätzlich auf Zustimmung: „Eine zentral gelegene Halle mit dieser Kapazität wäre aus Sicht des Sports eine ideale Lösung. Ob das konkrete Vorhaben auf diesem Grundstück realisiert werden kann, muss jetzt genau geprüft werden.“

Stadtentwicklungs-Behörde ist noch verhalten

Auch Michael Osterburg, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksversammlung Mitte, könnte sich mit dem Projekt anfreunden, würden gewisse Bedingungen erfüllt. „Wir unterstützen die Tow­ers und den Handball. Es wäre toll, wenn es endlich eine Halle gäbe, die den Bedarfen der Mannschaften gerecht würde und sie zu neuen Erfolgen führe. Die Drittnutzung sollte gut dazu passen. Eine solche Halle an dieser Stelle muss aber gut überlegt sein. Ideal ist der Standort aufgrund der neuen S- und U-Bahn Elbbrücken, aber es dürfen keine zusätzlichen Verkehre in Rothenburgs­ort und Veddel erzeugt werden.“

Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW), in Wilhelmsburg an der Neuenfelder Straße, Nachbar der Towers, äußerte sich auf Anfrage des Abendblatts zurückhaltender: „Der Bereich neben dem Elbtower ist ein wichtiger Ort für die Entwicklung eines attraktiven Stadteingangs über die Elbbrücken. Eine Nutzung des Geländes für eine Mehrzweckhalle ist eine Überlegung, die hinsichtlich ihrer Machbarkeit und Plausibilität geprüft werden wird.“

Für Stadtplaner sind bei Projekten dieser Größenordnung immer auch vertikale Sichtachsen in der Stadt eine Entscheidungsgrundlage. Wie stark der „Elbdome“ Hamburgs Stadtbild prägen darf, könnte ein Kriterium des anstehenden Verfahrens werden.

„Elbdome“ auch für Konzerte interessant

Für Marc Evermann, Präsident des ambitionierten Handball Sport Vereins Hamburg, hätte die neue Halle genau die richtige Größe, „um unseren Club in den nächsten Jahren weiterzuentwickeln. Solch eine Arena fehlt noch in Hamburg. Zunächst aber müssen wir unsere Hausaufgaben erledigen und in dieser Saison den Klassenerhalt in der Zweiten Bundesliga schaffen.“

Die Konzertdirektion Karsten Jahnke, die in den vergangenen Jahren auch den Kartenverkauf für größere Sportveranstaltungen in Hamburg organisierte, hält eine neue Mehrzweckhalle für eine Kapazität von 7000 bis 8000 Besucher als Spielort für Konzertveranstaltungen „für interessant, wenn bei der Planung auch die Bedürfnisse berücksichtigt werden, die aus Veranstalter- und Konzertbesuchersicht an eine solche Halle gestellt werden, was zuletzt leider bei der Wilhelmsburger Inselparkhalle (jetzt edel-optics.de-Arena, die Red.) kaum geschehen ist“, sagt Manager Patrick Janssen.

„Interessant wäre auch eine bestuhlte Kapazität für 2500 bis 4000 Zuschauer, da das Mehr! Theater für uns ja künftig wegfällt und die Entwicklung beim Congress Center Hamburg schwer abzuschätzen ist.“

Projekt wird komplett privat finanziert

Bisher nutzen Kultur- und Sportveranstalter in Hamburg vor allem die edel-optics.de-Arena in Wilhelmsburg (3400 Plätze), die Sporthalle Hamburg in Winterhude (bis 4500) und die Barclaycard Arena am Volkspark (bis zu 15.000). Der „Elbdome“ mit seiner öffentlichen Nahverkehrsanbindung, gut sichtbar direkt an der Autobahn 1 und der hier vorbeiführenden Velo-Route gelegen, würde nicht nur von seiner Kapazität, auch räumlich in dieses Ensemble passen.

Home United hat bisher verschiedene Gutachten eingeholt, zum Verkehr, zum Umweltschutz, bei potenziellen Veranstaltern und Agenturen den Bedarf ermittelt, und wird das Gespräch mit Anwohnern suchen, um auch die Belange der Nachbarschaft zu berücksichtigen. Aktueller Stand der Recherchen: Hamburg könnte einen „Elb­dome“ gebrauchen, das Projekt ist technisch und kaufmännisch realisierbar.

Die Gesamtkosten würden sich nach ersten Schätzungen auf rund 150 Millionen Euro belaufen. „Home United investiert selbst und stellt die Gesamtfinanzierung ohne öffentliche Gelder sicher“, sagt Karajica.

Ist das Projekt politisch gewollt und läuft alles planmäßig, hoffen die Towers in fünf Jahren im „Elbdome“ auf Korbjagd zu gehen. „Wir wollen in die Bundesliga aufsteigen und uns dort unter den ersten acht etablieren. Dafür brauchen wir mittelfristig eine Halle dieser Größe“, sagt der ehemalige Basketball-Nationalspieler Willoughby (40), Sportchef der Towers und einer der Gründer des Vereins.

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