Binnen 14 Jahren entwickelte sich das Bauhaus von einem Werkhaus mit besonderem pädagogischen Konzept zu einer vorbildlichen Architekturschule.

Eines sollte das Staatliche Bauhaus, das Walter Gropius (FOTO: DPA) 1919 in Weimar gründete, auf keinen Fall sein: ein Ausbildungs­betrieb nach herkömmlichem, starrem Muster. Vielmehr wollte der erste Direktor der Kunstschule eine Ge­neration kompetenter und engagierter Gestalter­ auf den Weg bringen. Mit ihrem künstlerischen Denken und Schaffen sollten sie die Welt revolutionieren und ein bisschen besser machen. Bekannte Künstler und Architekten wie Lyonel Feininger, Gerhard Marcks, Paul Klee, Oskar Schlemmer und später Ludwig Mies van der Rohe unterrichteten die Studenten in den Bauhaus-Werkstätten im Umgang mit unterschiedlichen Materialien. Viele Produkte, die hier entstanden, trugen durch ihren Verkauf zur Finanzierung der Schule bei.

Obwohl das Bauhaus nur 14 Jahre existierte, wurden hier Klassiker geschaffen – egal, ob es sich um Architektur, Möbel, Silberwaren, Teppiche oder Foto­grafie handelte. Ihrer schlichten Gradlinigkeit und hohen Funktionalität wegen wurden viele Werke weltberühmt. Auch das von Gropius entworfene Bauhaus-Gebäude, das 1926 in Dessau eröffnete, gilt als architektonischer Meilenstein der Moderne.

Die von Gropius entwickelte Bauhaus-Lehre zeichnete sich durch ein pluralistisches, interdisziplinäres Bildungskonzept aus. Die Studierenden sollten sich individuell entfalten und auch mit Blick auf die verwendeten Materialien ausleben können. Damit jeder begabte Kreative an der Kunstschule studieren konnte – unabhängig von Herkunft und Schulabschluss –, wurden die akademischen Zugangsbedingungen aufgehoben.

Gropius’ pädagogischer Gedanke wurde durch seine zwei Nachfolger weiterentwickelt: Mit dem Schweizer Architekten Hannes Meyer, der ab 1927 den Bereich Baulehre am Bauhaus leitete, zogen unter dem Motto „Volksbedarf statt Luxus“ Baumaterialien wie Sperrholz, Stahl und Aluminium ein. Außerdem sollten die Möbel praktisch sein: Nach der Devise „form follows function“ entstanden Klappstühle und mobile Schränke.

Dritter und letzter Leiter war Ludwig Mies van der Rohe. Er hatte sich bereits als progressiver Architekt einen Namen gemacht und sich als Vizepräsident des Deutschen Werkbunds für dessen Ziel eingesetzt, deutsche Produkte durch gute Gestaltung auf dem Weltmarkt zu positionieren. Unter ihm wurde der Produktionsvertrieb im Bauhaus aufgegeben und ein Schwerpunkt auf Architektur gesetzt – wodurch das Bauhaus schließlich zu einer vorbildlichen Architekturschule wurde.