Hamburg/Kiel. Eine Untersuchung zeigt: Winsen und Elmshorn sind attraktiv. Wichtig sind die Kosten für das Wohnen und den Arbeitsweg.
Lohnt es sich, ins Hamburger Umland zu ziehen? Oder frisst der längere Arbeitsweg die Kostenvorteile wieder auf? Mit dieser Frage hat sich jetzt das Immobilienforschungsinstitut F+B beschäftigt. Die im Auftrag von „Spiegel Online“ untersuchten 13 Umlandkommunen schneiden dabei sehr unterschiedlich ab. Winsen und Elmshorn liegen deutlich vorn, andere Orte sind weniger empfehlenswert. Die Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen: Eine wichtige Information fehlt.
Das Problem, um das es in der Datensammlung geht, ist bekannt. Das Wohnen in deutschen Großstädten wird immer teurer. Außerhalb der Metropolen finden sich allerdings noch bezahlbare Immobilien und Wohnungsmieten. Warum dann also nicht aufs Land ziehen? Möglicherweise ja deshalb, weil der Arbeitsweg erheblich länger wird und auch mehr Geld kostet.
Kleinere Gemeinden fehlen in dem Zahlenwerk
Wo das Kosten-/Nutzenverhältnis gut, wo es schlecht ist, haben die Mitarbeiter des Immobilienforschungsinstituts für 24 Großstädte untersucht. Aus dem Norden sind Hamburg und Kiel dabei. 13 Kommunen im Umkreis von Hamburg hat das Institut in seine Untersuchung einbezogen – alles Orte mit mehr als 25.000 Einwohnern. Das vermindert die Aussagekraft natürlich erheblich. Denn in kleineren Orten im Speckgürtel sind die Immobilienpreise oft noch etwas niedriger, die Pendlerkosten allerdings kaum höher.
Bei den größeren Städten schneidet Winsen an der Luhe gut ab. Hier stimmt der Mix. Die 35 Kilometer bis zum Hamburger Hauptbahnhof sind schnell überbrückt, mit dem ÖPNV braucht man nur knapp 25 Minuten. Kosten: 1932,20 Euro pro Jahr. Mit dem Auto sind es laut Institut 36 Minuten – allerdings bei deutlich höheren Kosten von 4650 Euro. Dafür wird das Wohnen günstiger. Bei einer Eigentumswohnung liegt der Preisvorteil gegenüber Hamburg bei rund 40 Prozent, bei der Wohnungsmiete sind es immerhin noch 26,65 Prozent. Zugrunde gelegt wurde eine 75-Quadratmeter-Wohnung mit normaler Ausstattung.
Ähnlich gut sieht es in Elmshorn aus. Der Immobilienvorteil ist sogar noch etwas höher (48,21 Prozent bei Eigentumswohnung, 30,09 Prozent bei Miete), die größere Entfernung zu Hamburg schlägt allerdings negativ zu Buche. Mit dem Auto braucht man 49 Minuten. Mit dem ÖPNV sind es allerdings nur 28 Minuten.
Von Ahrensburg aus ist man in 16 Minuten in Hamburg
Etwas weniger empfehlenswert für Pendler sind nach Angaben des Immobilieninstituts Seevetal, Buchholz in der Nordheide, Buxtehude, Ahrensburg, Reinbek, Henstedt-Ulzburg und Pinneberg. Diese Städte liegen schon relativ dicht an Hamburg, da schrumpft der Kostenvorteil bei Immobilien und Miete. In Ahrensburg sind es nur noch 22,83 Prozent (Kauf) beziehungsweise 13,85 Prozent (Miete). Dafür kostet der ÖPNV allerdings auch nur 1276,80 Euro im Jahr. In rund 16 Minuten ist man am Hauptbahnhof.
Wenig ratsam ist ein Umzug nach Stade, Wedel, Norderstedt oder Geesthacht. In Geesthacht fehlt eine schnelle Bahnverbindung, von dort kommt man laut Immobilieninstitut nur mit dem Bus nach Hamburg. Stade hat schon aufgrund seiner Entfernung keine besonders guten Karten. 53 Kilometer sind zu überbrücken, mit dem Auto braucht man 71 Minuten. Wedel und Norderstedt liegen deutlich näher an Hamburg, aber der Preisvorteil bei den Immobilien ist dadurch nur noch sehr gering.
Unberücksichtigt bleibt in der von „Spiegel Online“ veröffentlichten Kalkulation allerdings ein wichtiger Faktor: die Kindergartenkosten. Während in Hamburg die Grundversorgung kostenlos ist, muss in Schleswig-Holstein gezahlt werden. Der Elternanteil ist je nach Gemeinde sehr unterschiedlich. Wer von Hamburg nach Schleswig-Holstein ziehen will, sollte sich unbedingt über die dort verlangten Kindergartengebühren informieren. Je nach Kinderzahl kann es sich um deutlich vierstellige Jahresbeträge handeln, die zu zahlen sind.
Kitas in Schleswig-Holstein gebührenpflichtig
Die Ergebnisse des Immobilienforschungsinstituts für die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel sind wenig aufschlussreich. In der Umgebung befinden sich nur drei Städte mit mehr als 25.000 Einwohnern. Neumünster schnitt am besten ab. Wer dort eine Immobilie kaufen will, hat einen Preisvorteil von 41,72 Prozent gegenüber Kiel. Die Bahnanbindung ist gut, von Bahnhof zu Bahnhof werden nur rund 21 Minuten gebraucht.
Die Städte Preetz und Rendsburg sind als Alternative zu Kiel wesentlich ungeeigneter. Preetz unter anderem deshalb, weil die Mieten dort nicht etwa niedriger, sondern sogar noch etwas höher als in Kiel sind.
Die Kindergartengebühren spielen dort nur eine untergeordnete Rolle. In ganz Schleswig-Holstein gibt es derzeit keine gebührenfreien Kitas. Bezahlt werden muss also überall.