Hamburg. Der Hamburger Staatsschutz prüft derzeit, wie viele Politiker in der Hansestadt von dem Hackerangriff betroffen sind.

Vom großangelegten Hackerangriff ist auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) betroffen. Das bestätigte Senatssprecher Marcel Schweitzer. Seinen Angaben zufolge prüft der Hamburger Staatsschutz gerade die Betroffenheit von Hamburger Politikern. Schon jetzt ist klar, dass es eine Reihe von Hamburgern erwischt hat. Die Bürgerschaft ist massiv betroffen. So wurde auch die Handynummer der Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) veröffentlicht.

Datenschutzbeauftragter übt schwere Kritik an Twitter

Hamburgs Datenschutzbeauftragter Prof. Dr. Johannes Caspar sagte dem Abendblatt: "Seit heute Morgen ist unsere Behörde dabei, die Veröffentlichung der gehackten Daten über die in unserem Zuständigkeitsbereich liegende Plattform Twitter zu stoppen. Dabei stehen wir in Kontakt mit unseren Kollegen der irischen Datenschutzbehörde, die in diesem Fall federführend ist." Obwohl er seit dem Morgen auf Antwort warte, sei es nicht gelungen, eine Rückmeldung von Twitter zu erhalten.

Auch in Hamburg, der deutschen Hauptniederlassung, sei kein zuständiger Ansprechpartner erreichbar. Dagegen will sich Caspar wehren: "Es ist eine Anordnung in Vorbereitung, die direkt an Twitter in Irland gehen wird und rechtsverbindlich die Sperrung des Accounts fordert. Dieser Account enthielt jedoch nur Links auf andere Plattformen, auf denen die tatsächlichen Daten liegen. Die Sperrung des Accounts wurde bereits umgesetzt, dennoch liegen die Daten weiterhin auf den ursprünglichen Plattformen, auf denen sie veröffentlicht wurden, frei im Netz."

Daher habe man Twitter eine Liste mit Shortlinks zugesandt, die noch auf die veröffentlichten Daten verweisen und eine Sperrung angeordnet. Diese Daten lägen jedoch auf den zur eigentlichen Veröffentlichung genutzten Plattformen außerhalb unserer Zuständigkeit weiterhin offen im Internet.

Möglicherweise aus dem Ausland gesteuerte Aktion

Nach Aussage von Caspar ist es nicht unwahrscheinlich, "dass es sich um eine politisch motivierte Gruppe handelt, die möglicherweise aus dem Ausland gesteuert wird". Der Umfang der gehackten Daten sei immens. Auch wenn keine für die öffentliche Sicherheit relevanten Informationen betroffen sein sollen, sei der Schaden, der mit der Veröffentlichung persönlicher Informationen für den einzelnen Betroffenen entstehen könne, gleichwohl erheblich. "Daten, die einmal in das Netz gestellt wurden, lassen sich dort kaum mehr beseitigen. Die Nutzung von unterschiedlichen Plattformen, die freie Zugänglichkeit und die Kopierbarkeit erschweren dies", sagte der Datenschützer.

Bei der Hamburger CDU gibt es ebenfalls viele Hacker-Opfer. „Die Hälfte unserer Abgeordneten ist betroffen“, bestätigte Stefan Weidelich von der CDU-Bürgerschaftsfraktion dem Abendblatt.

„Wir wissen noch nicht, was das Einfallstor gewesen ist“

Laut Weidelich gehören dazu der CDU-Fraktionschef André Trepoll, der Verkehrsexperte Dennis Thering sowie der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Dennis Gladiator. Diese Informationen habe die CDU „über verschieden Kanäle“ erhalten. In einigen Fällen seien Handynummern veröffentlicht worden, bei einem Betroffenen seien es Einträge aus dem Telefonbuch gewesen. „Wir wissen noch nicht, was das Einfallstor gewesen ist“, so Weidelich, „ob Twitter- oder Facebook-Accounts oder etwas anderes.“

„Wir stehen seit dem im engen Austausch mit der Polizei Hamburg und anderen Sicherheitsbehörden", sagte der CDU-Politiker Dennis Gladiator. "Der Vorfall ist sehr ärgerlich und muss schnellstens aufgeklärt werden. Deshalb ist es nun wichtig, dass alle zuständigen Behörden die Sicherheitslücken identifizieren, schließen und die Täter ermitteln.“

Medienpolitiker kritisiert schlechte Informationspolitik

Der SPD-Abgeordnete und Medien- und Netzpolitiker Hansjörg Schmidt schrieb auf Facebook: „Was machen die bei diesem ,Nationalen Cyber-Abwehrzentrum´ eigentlich beruflich? Das werden seit Dezember Politiker, Journalisten & Promis gedoxxt und die kommen erst heute zu einer Krisensitzung zusammen...?“ Und auch in Hamburg sei man ja nicht auf der Höhe, kritisierte er weiter. „Das sind massiv Menschen aus Hamburg betroffen und niemand von denen wird informiert...“

Kritik am stockenden Kommunikationsfluss kam auch vom Datenschutzbeauftragten Caspar: "Wenn bei den Bundesbehörden bereits gestern bekannt war, dass es diesen Hack gibt, wäre es angebracht gewesen, die Datenschutzbehörden hiervon zeitig in Kenntnis zu setzen. Gerade wenn es darum geht, dafür zu sorgen, dass Accounts auf Plattformen gesperrt werden, um den Zugriff auf die personenbezogenen Daten zu verhindern, haben die Aufsichtsbehörden im Bereich des Datenschutzes die Instrumente, um dies – zumindest bei bekannten Plattformen wie Twitter – durchzusetzen. Der Schutz der Rechte Betroffener darf nicht davon abhängig sein, dass die einzelne Behörde davon aus den Medien erfährt."