Hamburg. Ob die Farbe entfernt wird, ist noch unklar. Im Netz gibt es viele Kommentare zum Findling am Elbstrand, der heimlich bemalt wurde.

Alter Schwede! Ganz in Gold strahlt auf einmal der sonst so graue Riesenfindling „Alter Schwede“ am Elbstrand bei Övelgönne. Auch am Donnerstag war der 217-Tonnen-Gold-Nugget bei Spaziergängern bei schönstem Sonnenschein ein beliebtes Fotomotiv. Und in sozialen Netzwerken sorgt der goldenen Stein ebenfalls für zahlreiche Reaktionen – und diese fallen äußerst positiv aus.

Ob die Freude in der Bevölkerung über den goldenen Stein damit zu tun hat, dass die Behörde noch nicht über die Zukunft des Findlings entschieden hat, ist nicht bekannt.
"Mitarbeiter der Hamburg Port Authority haben den 'Alten Schweden'
heute Morgen in Augenschein genommen und sich ein erstes Bild über
die Art und den Umfang des Goldüberzugs gemacht", sagte Kai Gerullis,
Sprecher der Hafenbehörde am Donnerstagnachmittag.

Ob die Farbe bleibt, ist noch unklar

Die Hamburg Port Authority ist nicht nur für den Hafen, sondern auch für diesen 1,8 Milliarden Jahre alten und 217 Tonnen schweren Koloss an der Elbe zuständig. "Derzeit prüfen
wir, wie wir mit dem Goldüberzug umgehen", so der Sprecher.

Die Hamburg Port Authority stehe im
Austausch mit allen beteiligten Stellen. "Eine Entscheidung, ob beziehungsweise
wann die Farbe entfernt werden soll, ist noch nicht getroffen", sagte
Kai Gerullis.
Einen vergleichbaren Fall habe es bei der HPA noch nie gegeben.

"Da ist ein Goldstück vom Himmel gefallen"

Unterdessen häufen sich im Netz die positiven Kommentare zum "Alten Schweden" im Goldgewand. "Ich bin absolut kein Freund von Schmierereien. Aber das ist mal ne geile Idee. Bitte, liebe Stadt, spart unsere Steuergelder und lasst die Farbe dran. Diesen Eye Catcher lieber touristisch nutzen. Das hat Stil“, schreibt etwa ein Nutzer bei Twitter. Auch die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Juliane Timmermann zückte am Elbstrand die Kamera, um den glänzenden Findling im Bild festzuhalten.

Andere scheinen den "Alten Schweden" im Goldgewand bereits als Geschäftsidee entdeckt zu haben. So bietet ein Fotograf ein Bild des glänzenden Steins im Internet zum Verkauf an. Bestellt werden kann das Foto ab 13,95 Euro (Format 10x10 cm).

Der Stein trägt eine Spezialversiegelung

Unbekannte Täter hatten vermutlich in der Nacht zum 2. Januar den 4,5 Meter hohen Gesteinsbrocken rundum mit goldener Farbe lackiert oder besprüht. Nach Angaben der Hafenbehörde war das Naturdenkmal in der Vergangenheit immer wieder zum Objekt von Graffiti-Sprayern geworden. Der Stein trägt deswegen eine Spezialver­siegelung. Sie verhindert, dass Farbe in die Poren eindringen kann, die Oberfläche kann bei Verunreinigung mit Wasser abgewaschen werden.

Reinigungskosten sind voraussichtlich fünfstellig

Wie ein Behördensprecher dem Abendblatt am Mittwoch sagte, werde eine Strafanzeige geprüft. Die Reinigungskosten seien voraussichtlich fünfstellig, hieß es.

Vielen Elbspaziergängern gefällt das illegale Kunstwerk  jedoch. Hermann Meyer sagt: „Fantastisch, jetzt haben wir den größten Goldklumpen der Welt in Hamburg.“ Und Philipp Schümann plädiert dafür, die Farbe nicht zu entfernen: „Stein und Stadt müssen das aushalten können.“

Unbekannte sprühten Autowrack golden an

Der Riesenfindling ist nicht das erste Objekt, das in Hamburg golden angesprüht worden ist. Im Juli 2018 verwandelten Unbekannte ein ausgebranntes Autowrack in einen gold-glänzenden Hingucker. Ein Jahr nach G20 hatten unbekannte Täter einen Porsche Macan in der kleinen Straße Rainvilleterrasse in Ottensen in Brand gesteckt. Nach einigen Tagen glänzte der ausgebrannte Luxuswagen golden in der Sommersonne.

Steinerne Koloss ist eine Relikt­ der Elster-Eiszeit

Die Entdeckung des Alten Schweden auf dem Grund der Elbe war im September 1999 eine kleine geologische Sensation. Deutschlands ältester Großfindling tauchte plötzlich bei Baggerarbeiten in der Elbe auf. Der Riese mit einem Umfang von 20 Metern konnte allerdings erst beim zweiten Versuch geborgen werden.

Der steinerne Koloss ist eine Relikt­ der Elster-Eiszeit vor rund 400.000 Jahren. Er gelangte per Gletschertransport von Schweden in unsere Breiten. Die Spuren der geologischen Wanderung sind noch heute zu sehen: So finden sich an seiner nörd­lichen Seite sogenannte Gletscherschrammen – eingeritzte Furchen, die parallel verlaufen. Sie entstanden, als andere Gesteinsbrocken an der Oberfläche des Findlings vorbeischrammten. Geologen haben herausgefunden, dass der Mineralbestand des Steins auf eine Herkunft aus den Graniten Ost-smålands (Grauer Växjö-Granit) hinweist.

Alter Schwede wurde zum Naturdenkmal erklärt

Die Hamburger schlossen den ältesten Migranten der Stadt schnell in ihr Herz und tauften ihn in einer Zeremonie im Juni 2000 auf den Namen „Alter Schwede“. Um ihn besser vor Schmierereien zu schützen, wurde er zum Naturdenkmal erklärt. Im Strafgesetzbuch ist genau geregelt, welche juristischen Konsequenzen die „Gemeinschädliche Sachbeschädigung“ haben kann. In Paragraf 304, Absatz 1, heißt es: „Wer rechtswidrig (....) Naturdenkmäler (....) beschädigt oder zerstört, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Und im Absatz 2 wird eine Strafe für den Fall angedroht, dass unbefugte Veränderungen im Erscheinungsbild vorgenommen werden.

Die Eiszeiten in Norddeutschland schoben nicht nur steinerne Kolosse nach Hamburg, sondern ließen auch ganze Seen entstehen. So sind der Großensee im Kreis Stormarn genauso wie der benachbarte Lütjensee vermutlich durch Schmelzwasser-Erosionen unter dem Eis während der letzten Eiszeit vor rund 25.000 Jahren entstanden.