Hamburg. Immobilienfirma des Milliardärs erwirbt Filetgrundstück am Großen Burstah. Was wird aus den großen Plänen?

Dieser Immobiliendeal ist bislang streng geheim. Das Allianz-Areal am Großen Burstah, eines der Filetgrundstücke in der Nähe des Rathauses, wechselt erneut den Eigentümer. Das rund 7500 Quadratmeter große Gelände, auf dem seit mehr als einem halben Jahr eine Ruine steht und die Bauarbeiten ruhen, wird nach Abendblatt-Informationen an eine Firma des Tchibo-Erben Günter Herz verkauft.

Dem Vernehmen nach wird die Commerz Real das Gelände an die Gator Beteiligungsverwaltungsgesellschaft veräußern. Die Gator mit Sitz an der Großen Theaterstraße in der Hamburger Innenstadt gehört zum Imperium des Milliardärs Günter Herz, der an dem Kaffeeröster Tchibo selbst nicht mehr beteiligt ist. Die Firma Gator kümmert sich um seine Immobiliengeschäfte.

Längere Verhandlungen

Bereits seit geraumer Zeit wird über den Verkauf des Allianz-Areals hinter den Kulissen verhandelt und in der Immobilienbranche seit Wochen darüber spekuliert. Auf Anfrage wollte sich Commerz-Real-Sprecher Gerd Johannsen nicht zu dem Immobiliendeal äußern. Er sagt lediglich: „Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen.“

Allerdings hatte Johannsen einen Verkauf bereits Anfang November im Abendblatt angedeutet: „Sollte ein Verkauf für das Projekt selbst, die Stadt Hamburg und die Anleger unseres Fonds Hausinvest die beste Lösung sein, werden wir uns dem nicht verschließen.“ Das ist nun offensichtlich der Fall. Die Commerzbank-Tochter Commerz Real hatte kein Glück mit dem Bauvorhaben in bester Innenstadtlage. Es kam immer wieder zu Verzögerungen.

Stillstand beim Bau

Zuletzt wurde das 14-geschossige Allianz-Hochhaus bis zu ersten Etage abgerissen, seitdem herrschte Stillstand. Zunächst hatte die Commerz Real von einer Fertigstellung des neuen Quartiers bis Ende 2020 gesprochen, dann war von 2021 die Rede. Es liegt bis heute nur eine Teilbaugenehmigung vor. Es gab bereits vor Jahren einen Architektenwettbewerb. Danach sollten am Großen Burstah unter anderem Gebäude nach den Entwürfen der renommierten Hamburger Architekten Störmer, Murphy and Partners entstehen.

Auf dem Areal ist ein Gebäudeensemble mit Büros, Einzelhandel, Gas­tronomie und Wohnungen geplant. Auch eine Tiefgarage mit 210 Plätzen ist vorgesehen. Insgesamt war bislang von 42.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche die Rede. Direkt nebenan soll ein denkmalgeschütztes Gebäude zu einem Hotel umgebaut werden. Es hieß, die Accor-Gruppe wolle dort ein MGallery by Sofitel Designhotel eröffnen. Doch es ist fraglich, ob der Hotelkonzern wegen des langen Stillstands der Bauarbeiten an diesen Plänen festhält.

Untätigkeit auf dem Allianz-Areal kritisiert

Auch Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing hat dem Vernehmen nach ein großes Interesse daran, dass die Ruine verschwindet und die Planungen umgesetzt werden. Der Oberbaudirektor soll auch über die Verkaufsabsichten der Commerz Real und den Käufer Gator informiert worden sein. Es soll bereits Gespräche gegeben haben. Auch die Politik hatte bereits die Untätigkeit auf dem Allianz-Areal kritisiert.

Jetzt sagte Michael Osterburg, Fraktionschef der Grünen in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte, dem Abendblatt: „Sollte es demnächst einen neuen Eigentümer des Grundstücks geben, dann muss umgehend der Abriss weiter fortgeführt und danach mit dem Neubau begonnen werden, sobald eine vollständige Baugenehmigung vorliegt. Es darf keine weiteren Verzögerungen geben, denn dieses Projekt soll auch zur Aufwertung des Großen Burstah beitragen.“

Für Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) steht fest: „Die Entwicklung des Neubauvorhabens am Großen Burstah muss fortgesetzt werden. Denn dort sollen neben Geschäften und Büros auch Wohnungen entstehen. Wohnraum wird dringend benötigt und trägt auch zu einer positiven Belebung der Innenstadt bei.“

Gebäudekomplex am Alsterufer errichtet

Die Gator hat bereits zahlreiche ­Immobilienprojekte in Hamburg umgesetzt: Dazu gehört auch ein Gebäudekomplex am Alsterufer nahe der ­Kennedybrücke. Dort sind zahlreiche bekannte Nutzer eingezogen. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hat rund 16.000 Quadratmeter angemietet. Zudem betreibt Tim Mälzer dort ein Restaurant, und auch das luxuriöse Einrichtungshaus Bornhold gehört zu den Mietern.