Alle zwei Wochen im Hamburger Abendblatt: Der Fragebogen für Entscheider. Heute füllt ihn einer der besten Köche der Welt aus.
Was wollten Sie als Kind werden und warum?
Als Kind wollte ich schon immer in der Hotellerie arbeiten, da mir die Atmosphäre bei Urlauben mit meiner Familie sehr gefallen hat.
Was war der beste Rat Ihrer Eltern?
Relativ früh die Verantwortung für mich selbst zu übernehmen.
Wer war beziehungsweise ist Ihr Vorbild?
Beruflich: Spitzenkoch Ferran Adrià. Persönlich: All diejenigen, die voller Hingabe ihr eigenes Leben reduzieren, um anderen Menschen zu helfen.
Was haben Ihre Lehrer/Professoren über Sie gesagt?
Zu lange her …
Wann und warum haben Sie sich für den Beruf entschieden, den Sie heute machen?
Ergibt sich aus der ersten Frage – es war sehr früh mein Lebensziel, einen Stern zu erkochen. Ich wollte meinen Mitmenschen, aber auch mir selbst beweisen, dass ich Außergewöhnliches im Leben schaffen werde. Übrigens ist mein zweites Lebensziel, 100 Jahre alt zu werden.
Wer waren Ihre wichtigsten Förderer?
Heinrich Schöller (CSM), Ralf Hosbein (ehemaliger Hoteldirektor), Wahabi Nouri (Inhaber des Restaurants Piment in Hamburg)
Auf wen hören Sie?
Auf meine Kinder.
Was sind Eigenschaften, die Sie an Ihren Chefs bewundert haben?
Disziplin, Kreativität, leidenschaftliche Hingabe zum Beruf. In seltenen Fällen auch den fairen Charakter eines Chefs.
Was sollte man als Chef auf keinen Fall tun?
Glauben, dass man alles selbst machen kann.
Was sind die Prinzipien Ihres Führungsstils?
Ich denke, ich kann meine Mitarbeiter sehr gut motivieren und ich versuche, ein fast freundschaftliches Verhältnis aufzubauen. Ohne, dass die Mitarbeiter den Respekt vor der Aufgabe oder meiner Wenigkeit verlieren.
Wie wichtig war/ist Ihnen Geld?
Geld bedeutet für mich Sicherheit: a) als Fundament für die Familie; b) in nicht allzu ferner Zukunft, glaube ich, auch Gesundheit; c) Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern und Geschäftspartnern.
Inwieweit bestimmt das Sein das Bewusstsein?
Ich hoffe doch zu 100 Prozent.
Was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern?
Hingabe und Leidenschaft zum Beruf, sowie Loyalität gegenüber dem Unternehmen. Denn das empfinde ich auch gegenüber meinen Mitarbeitern.
Worauf achten Sie bei Bewerbungen?
In einem Drei-Sterne-Restaurant ist es wichtig, Erfahrung in anderen Sterne-Restaurants gesammelt zu haben. Aber noch wichtiger ist mir, den richtigen Charakter zu finden, der in das Team passt. Nur sehr selten unterhalte ich mich in Vorstellungsgesprächen über die Gastronomie.
Duzen oder siezen Sie?
Ich werde gesiezt, aber ich duze. Aber meistens ist die Anrede eines Küchenchefs nur „Chef“.
Was sind Ihre größten Stärken?
Der Glaube an mich selbst und das Bewusstsein über die Endlichkeit. Ich beschäftige mich mit dem Tod, seit ich denken kann.
Was sind Ihre größten Schwächen?
Ungeduld und das Bewusstsein über die Endlichkeit.
Welchen anderen Entscheider würden Sie gern näher kennenlernen?
Da ich Hobbyastronom bin und ich mich, seit ich denken kann, für Grenzwissenschaften interessiere, wäre es natürlich fantastisch, mich mit dem obersten Geheimdienstchef zu treffen und mit ihm in verschlossene Akten (auch ins „Geschwärzte“) Einblick zu erhalten.
Was würden Sie ihn fragen?
Meine Frage an ihn wäre, ob es reale Erkenntnisse über Begegnungen mit außerirdischem Leben sowie unbekannten Flugobjekten gibt.
Was denken Sie über Betriebsräte?
In vielen unterschiedlichen Berufssparten sind sie sicherlich sehr notwendig, in der Gastronomie habe ich jedoch bisher nur negative Erfahrungen damit gemacht.
Wann haben Sie zuletzt einen Fehler gemacht?
Neulich habe ich den Geburtstag eines guten Freundes vergessen.
Welche Entscheidung hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg geholfen?
Die Entscheidung, mich vor drei Jahren mit dem „The Table“ in Hamburg selbstständig zu machen, hat sehr nachhaltig meinen Karriereweg optimiert.
Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Woche?
Etwa 50 Stunden und damit deutlich weniger als früher.
Wie viele Stunden schlafen Sie (pro Nacht)?
Sechs bis sieben Stunden.
Wie gehen Sie mit Stress um?
Die drei Sterne jedes Jahr aufs Neue zu erkochen, ist für mich kein Stress, sondern das Ausleben meiner Kreativität und die Suche nach Perfektion. Viele andere Dinge, die sich im Unterbewusstsein abspielen, versuche ich durch das Laufen, positive Lebensenergie und gesunde Ernährung zu kompensieren.
Wie informieren Sie sich (außer über das Hamburger Abendblatt, natürlich)?
Morgens mit einer Tasse Kaffee und mit meinem Tablet im Bett informiere ich mich online bei verschiedenen Nachrichtensendern und Zeitungen.
Wie kommunizieren Sie?
Ich favorisiere es ein wenig altmodisch, über das Telefon zu kommunzieren.
Wie viel Zeit verbringen Sie an ihrem Schreibtisch?
Seitdem ich hinter meinem Schreibtisch eine kleine Sitzlounge habe nicht mehr allzu viel …
Wenn Sie morgen keine Lust mehr auf ihren Job hätten – gäbe es im Unternehmen jemanden, der sofort übernehmen könnte?
Konzeptionell würde es eigentlich nicht passen, aber für die Umsetzung in der Küche hätte mein Souschef Dennis Ilies das Potenzial, diese zu übernehmen. Und auch im Service müsste ich mir keine Gedanken machen, da ich mit David Eitel, meinem Sommelier und Restaurantleiter, seit mehr als 13 Jahren die Zusammenarbeit genieße.
Wenn Sie anderen Menschen nur einen Rat für ihren beruflichen Werdegang geben dürften, welcher wäre das?
Ziele setzen und daran glauben, diese erreichen zu können. Vielleicht irre ich mich, aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass es immer weniger Menschen gibt, die wirklich Ziele haben und diese verfolgen. Aber wir sollten doch glücklich darüber sein und die Chance nutzen, in unserer westlichen Welt, diese tatsächlich umsetzen zu können.
Was unterscheidet den Menschen Fehling vom Chef Fehling?
Ich glaube nicht besonders viel, da ich immer ich selbst bin.
Worauf kommt es im Leben wirklich an?
Meine persönliche Meinung: Wir sind auf diesem wundervollen Planeten für eine relativ kurze Zeit, um Kinder zu zeugen und im Idealfall eine schöne Zeit zu haben.
Und zum Schluss: Was wollten Sie immer schon mal sagen?
Ich sage immer, was ich denke, daher gibt es gerade nichts, was ich schon immer mal sagen wollte.