Hamburg. Es gibt keine vorgeschriebene Regelausbildung. Bei großen Versprechen sollten Patienten skeptisch werden.

Wie kompetent ein Heilpraktiker ist, lässt sich für Patienten oft nur schwer einschätzen. Während Ärzte ein Medizinstudium abgeschlossen haben müssen und in zwei Staatsexamen geprüft werden, gibt es für Heilpraktiker keine vorgeschriebene Regelausbildung. Es gibt auch keine rechtlich bindende Berufsordnung.

Wer als Heilpraktiker arbeiten will, muss mindestens 25 Jahre alt sein, mindestens einen Hauptschulabschluss haben und eine Heilpraktikerprüfung bestehen, die aus einem schriftlichen Multiple-Choice-Test und einer mündlichen Prüfung besteht.

Ob sich ein Heilpraktiker sein Wissen in einer mehrjährigen Ausbildung aneignet oder auf anderen Wegen, ist ihm überlassen. Durchgeführt wird die Heilpraktikerprüfung von den Gesundheitsämtern. Sie können nach bestandener Prüfung eine Heil­erlaubnis erteilen.

Etwa 7000 Heilpraktiker sind im Fachverband Deutscher Heilpraktiker (FDH) organisiert. Torsten Seidl ist Vorsitzender der Hamburger FDH-Vertretung. Seiner Ansicht nach ist ein Heilpraktiker vor allem kompetent und vertrauenswürdig, wenn er eine Ausbildung und Fortbildungsmaßnahmen nachweisen kann, sich genügend Zeit für die Besprechung und Behandlung der Beschwerden nimmt und die „Ganzheit von Körper, Geist und Seele berücksichtigt“.

Wie man unseriöse Angebote erkennt

Zudem sollten Patienten darauf achten, ob ein Heilpraktiker seine Diagnose und seine Behandlung verständlich erklären und gut begründen könne. Ein seriöser Heilpraktiker sollte die Ablehnung eines Therapievorschlags sofort akzeptieren und andere Vorschläge zur Behandlung machen.

Torsten Seidl zufolge sollten Patienten auch darauf achten, dass die erbrachten Leistungen nach dem Gebührenverzeichnis für Heilpraktiker detailliert und transparent abgerechnet werden und dass der Heilpraktiker Mitglied in einem Fachverband ist und damit einer – wenn auch nicht rechtlich bindenden – Berufsordnung unterliege. „Vorsicht ist geboten, wenn der Heilpraktiker durch überdimensionierte Anzeigen auf sich aufmerksam machen will oder im Wartezimmer Berichte über spektakuläre Heilerfolge präsentiert“, sagt Seidl.

Und wie erkennt man unseriöse Angebote für Behandlungen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)? Ein Kriterium sei der Verlauf des Erstgesprächs, sagt Privatdozent Dr. Sven Schröder, Geschäftsführer des HanseMerkur-Zentrums für TCM am Universitätsklinikum Eppendorf. „Der Arzt oder Heilpraktiker sollte den Patienten zunächst von Kopf bis Fuß untersuchen, um ein Gesamtbild von der Körperregulation zu bekommen“, sagt Schröder. „Interessiert er sich nur für ein Symptom oder beginnt die Behandlung ohne Untersuchung, sollte man skeptisch werden.“ Auch übertriebene Heilungsversprechen oder der sofortige Rat zu Dauertherapien können ein Hinweis auf fehlende Seriosität sein, wie Schröder sagt.