Hamburg. Das Benefizkonzert hier im Video: 4000 Gäste lauschten Engelsstimmen und Erzählungen bei den Abendblatt-Konzerten in St. Michaelis.
Wenn die Lucia-Mädchen aus Lettland, engelsgleich in ihren weißen Gewändern und mit gelockten Haaren, im Glanz der Lichter in Norddeutschlands bekannteste Barockkirche einziehen und ihre hellen Stimmen den voll besetzten Kirchenraum erfüllen, dann ist der Zauber von Weihnachten spürbar – dann wird das „Märchen im Michel“ wahr.
4000 Hamburger, 2000 am Nachmittag und weitere 2000 am Abend, unter ihnen auch Julia Becker, Aufsichtsratschefin der Funke Mediengruppe, haben sich am Sonnabend mit der traditionellen Abendblatt-Benefizveranstaltung in festliche Stimmung versetzen lassen. „Wow“, sagte Michel-Hauptpastor Alexander Röder sichtlich bewegt in seiner Begrüßung. Schon am Morgen sei auf dem Kirchhof spürbar gewesen, dass „hier heute etwas ganz Besonderes bevorsteht“. Freude zu erleben und Freude zu schenken, das sei der „doppelte Gewinn“ dieser einmaligen Einstimmung auf das Weihnachtsfest. Denn mit jeder der begehrten Eintrittskarten – beide Konzerte waren binnen weniger Stunden ausverkauft - wird die Abendblatt-Initiative „Kinder helfen Kindern“ unterstützt, die allein in diesem Jahr mehr als 20.000 jungen Hamburgern geholfen hat.
Besonders beliebt bei den Kindern: "In der Weihnachtsbäckerei"
Vor allem an Kinder, die zahlreich mit ihren Eltern und Großeltern in den Michel gekommen waren, richtete sich auch die gut anderthalbstündige Veranstaltung am Nachmittag, durch den Sängerin und Moderatorin Insina Lüschen charmant führte. Die Buxtehuder Stieglitze unter der Leitung von Julia Korzeniowski, Nathali Meyer und Annika Dreher sowie die Alsterfrösche unter Chorleiterin Sigrid Hennig sorgten mit bekannten Weihnachtsliedern, die sie mit ihren klaren Kinderstimmen intonierten, für festliche Stimmung. Besonders beliebt bei den jüngsten Zuhörern waren natürlich die Klassiker des Hamburger Liedermachers Rolf Zuckowski, allen voran „In der Weihnachtsbäckerei“, bei dem alle eingeladen waren, kräftig mitzusingen und zu klatschen.
Ruhig, geradezu besinnlich, mutete dagegen der Moment an, als die zwölfjährige Lena Richter, Hamburger Landessiegerin des diesjährigen Vorlesewettbewerbs, ans Pult trat, um das Märchen „Die abenteuerliche Suche nach dem wahren Schatz“ von Louis Maximilian Stulken vorzutragen, der mit seiner zauberhaften Geschichte den Schreibwettbewerb der „Hamburger Märchentage“ im Jahr 2017 gewonnen hatte. „Ich finde es ganz großartig, dass immer auch ein Kind vorlesen darf“, sagte Lena Richter, die das Heilwig Gymnasium besucht. Sie sei aber „schon ziemlich aufgeregt“ gewesen – doch das war der Siebtklässlerin mit der schönen, festen Stimme keine Sekunde lang anzumerken. Weder am Nachmittag noch am Abend, als sich die Schülerin in prominenter Gesellschaft befand.
Eberhard Möbius freut sich schon auf das nächste Jahr
Denn der erste Vorleser des Abends war ein „Urgestein“, wie Hauptpastor Alexander Röder sagte: Eberhard Möbius wirkt von Anfang an, also seit mittlerweile 26 Jahren, beim „Märchen im Michel“ mit. Die Abendblatt-Veranstaltung sei für ihn eine „Herzensangelegenheit“ und er freue sich schon auf das nächste Jahr, sagte „Möbi“, der im Oktober seinen 92. Geburtstag gefeiert hat. Auch Isabella Vértes-Schütter, Intendantin des Ernst Deutsch Theaters, und Pheline Roggan, unter anderem bekannt aus dem Film „Soul Kitchen“, lasen vor.
Hauptpastor Röder trug eine amüsante und zugleich ans Herz gehende Weihnachtsgeschichte vor, die Abendblatt-Leser Klaus Uhlmann aus Varel geschrieben hat. „Mein Thema ist ja die Gastfreundschaft, eine zentrale Aussage der Weihnachtsbotschaft. Und als ich in meiner Zeitung über das Märchen im Michel las, habe ich die kleine Geschichte einfach mal eingeschickt“, sagt Uhlmann, der spürbar stolz war.
Erstmals gestaltete auch der Neue Knabenchor Hamburg das Programm
Das musikalische Programm gestaltete am Abend neben den Lucia-Sängerinnen, die jedes Jahr die Zuhörer in ihren Bann ziehen, erstmals der Neue Knabenchor Hamburg unter Leitung von Jens Bauditz. Die 44 Jungen im Alter zwischen neun und 23 Jahren begeisterten vor allem mit bekannten deutschen Weihnachtsklassikern wie „Ich steh an deiner Krippen hier“, „Es ist ein Ros entsprungen“ oder „Maria durch ein Dornwald ging“.
Die Orgel spielte bei beiden Benefizkonzerten der erst 21-jährige Christoph Ständer, der in Halle/Saale Kirchenmusik studiert und dessen Eltern am Nachmittag stolz zuhörten.
Für wahre Gänsehaut-Momente sorgten immer wieder die sieben Lucia-Sängerinnen, deren Königin am Nachmittag von Pastor Röder gekrönt worden war. Das Licht ging aus und die Kerzenkrone wurde feierlich entzündet. Die Stimmen der Lucias (Leitung: Amanda Gertnere), sie beeindruckten die Besucher am Nachmittag, aber vor allem auch am Abend, als die Sängerinnen zum Ausklang „A Child is Born“ anstimmten. Finale und längst Tradition beim „Märchen im Michel“ ist das gemeinsam gesungene „O du fröhliche“. Besinnlicher lässt sich der Vorabend des dritten Advents kaum begehen.