Hamburg. Dr. Andreas Korge ist Chefarzt des Wirbelsäulenzentrums in München.

Zum Thema „Operation der Bandscheibe“ hat das Abendblatt mit Dr. Andreas Korge gesprochen. Er ist Chefarzt des Wirbelsäulenzentrums an der Schön Klinik München Harlaching und Leiter der Sektion Wirbelsäule der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU).


Wo kann ich mich als Patient informieren?
Zum einen gibt es das Informationsnetzwerk der Ärzte mit dem Hausarzt als erstem Ansprechpartner. Außerdem kann sich der Patient auf den Webseiten von Fachgesellschaften informieren, zum Beispiel www.dgou.de oder bei der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (www.dwg.org). „Diese Webseite bietet auch ein Zweitmeinungsportal an, in dem man regionale Ansprechpartner findet, wenn man vor einer Operation eine zweite Meinung einholen möchte“, sagt Korge.

Worauf sollte ich bei der Wahl der Klinik achten?
Korge empfiehlt, auf mehrere unterschiedliche Punkte zu achten: So sollte es immer eine Klinik sein, die sowohl operative als auch konservative Therapien anbietet, damit man für die Therapieentscheidung zwei unterschiedliche Denkansätze hat. Die Klinik sollte die minimal invasive Wirbelsäulenchirurgie anbieten. Das ist meistens auf der Webseite der Klinik dargestellt. Der Patient sollte sich nicht scheuen, die Klinik nach ihren Behandlungsergebnissen zu fragen. Und es sollte in der Klinik immer ein Spezialist zur Verfügung stehen, der regelmäßig Bandscheibenoperationen vornimmt.


Wird in Deutschland zu viel operiert?
Dr. Korge meint: Nein, denn die Bevölkerung nehme zu und werde immer älter, aber sie werden gesünder älter. Außerdem haben die älteren Menschen heute einen höheren Anspruch an Mobilität als vor einigen Jahrzehnten. „Die Wirbelsäulenkliniken folgen einer epidemiologischen Entwicklung – und nicht umgekehrt“, sagt Korge.

Er verweist auf Untersuchungen, nach denen von 100 Patienten, die Beschwerden durch Bandscheibenvorfälle haben, nur vier Prozent operiert werden. Alle anderen werden konservativ behandelt.