Hamburg. Matthias Elwardt verlässt das wichtigste Programmkino der Stadt. Viele Wegbegleiter kamen zur „Goodbye Abaton“-Matinee.


29 Jahre Filmkunst im wichtigsten Programmkino der Stadt – in welcher Währung misst man so etwas? Emotionen? Leidenschaft? Hingabe? All das, natürlich. Es geht allerdings auch in Kilogramm, wie die Abschiedsmatinee des scheidenden Abaton-Leiters Matthias Elwardt am Sonntagvormittag bewies: 23 Kilo wiegen die gesammelten Programmzeitungen, die Elwardt in all den Jahren für das Kino im Grindelviertel verantwortet hat. Viele tausend Filme, Thementage, Premieren, Veranstaltungen und Diskussionen mit Schauspielern, Regisseuren, Drehbuchautoren. Seine Nachfolger Philip und Felix Grassmann, deren Vater Werner Grassmann das Kino einst gründete, überreichten die Exemplare gebunden. „Was du für dieses Kino geleistet hat, ist natürlich nicht aufzuwiegen“, so Philip Grassmann.

Sein erster selbstverantworteter Film sei einst „Roger and me“ von Michael Moore gewesen, verriet Elwardt, der im Januar 1986 als Tonsteuerer im Abaton angefangen hatte, dann Kartenabreißer wurde und schließlich 1990 die Programmleitung übernahm. Der erfolgreichste Abaton-Film jener Jahre? „Soul Kitchen“ von Fatih Akin, der – wie zum Beispiel auch Wim Wenders und Sebastian Schipper – zu den treuesten Ehrengästen des Kinos gehörte.

Stefanie Hempel singt zum Abschied Johnny-Cash-Song

Am häufigsten, so Matthias Elwardt, sei jedoch Regisseur Christian Hornung („Manche hatten Krokodile“) an den Allendeplatz gekommen. Wo sie alle künftig Vor- und Nachgespräche mit Elwardt führen können, das gehörte – wie die kürzlich verkündete Neubesetzung der Geschäftsführung der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein – zu den meistdiskutierten Themen des Vormittags. Demnach wird Elwardt weiter in Hamburg wirken – und weiter Kino machen.

Und weil eine Trennung also auch ein Neubeginn sein kann, gab es zur großen „Goodbye Abaton“-Matinee nicht nur ein Filmquiz und ein Abschiedsszenen-Medley aus der Kinogeschichte auf großer Leinwand, sondern auch den Johnny-Cash-Song „We’ll Meet Again“, live gesungen von Stefanie Hempel, bevor Elwardt seinen persönlichen Oscar-Favoriten zeigte: „Green Book“ mit Viggo Mortensen und Mahershala Ali. Vier Golden Globe-Nominierungen, Publikumspreis beim Toronto International Film Festival, ein Feel-Good-Movie nach Art von „Ziemlich beste Freunde“, der auf ein Neues bewies, dass die stärkste Währung des Kinos eben doch die Emotion ist.

Unter den Gästen: Schauspieler Gustav Peter Wöhler und Jens Harzer

Zum Abschied von Matthias Elwardt kamen zahlreiche Freunde und Wegbegleiter aus der Hamburger Filmszene, darunter die Schauspieler Barbara Auer, Gustav Peter Wöhler und Jens Harzer sowie Filmfest-Direktor Albert Wiederspiel, der Filmemacher Jan Georg Schütte und die frühere Filmförderungs-Chefin Eva Hubert.