Hamburg. Vor gut einem Monat startete das Winternotprogramm. Reicht es aus, um Obdachlose vor dem Kältetod zu schützen?
Hamburgs Krankenhäuser haben in den vergangenen Jahren nur wenige Obdachlose gezählt, die nach einer Unterkühlung starben. Auf eine Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Cansu Özdemir teilte der Senat mit, zwischen Oktober 2013 und August 2018 seien vier Menschen ohne festen Wohnsitz unterkühlt ins Krankenhaus gebracht worden und einige Tage später gestorben. 2014 und 2015 wurde kein Fall erfasst. 2016 gab es einen mutmaßlichen Kältetoten im Januar, einen weiteren im Dezember. Die Statistik umfasst insgesamt 61 Obdachlose, die in den fünf Jahren in Krankenhäusern starben. Angaben zu anderswo verstorbenen Menschen ohne Wohnsitz konnte der Senat nicht machen.
Staatsanwaltschaft ermittelt noch Todesursache bei weiteren Obdachlosen
In diesem Herbst wurden nach Angaben des Straßenmagazins „Hinz&Kunzt“ bereits drei mögliche Kältetote gezählt. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, sind die Todesermittlungen zu einer 43 Jahre alten Frau, die Ende Oktober tot auf einer Parkbank im Stadtteil Niendorf gefunden wurde, und zu einer 64-Jährigen, die Mitte November am Michel starb, noch nicht abgeschlossen. Auch zur Todesursache des dritten Verdachtsfalls gibt es keine offiziellen Ergebnisse. Dabei geht es laut „Hinz&Kunzt“ um einen 47 Jahre alten Toten, der Anfang November auf einem Fabrikgelände in Harburg entdeckt worden war.
Der Senat betonte, dass es in Hamburg ganzjährig Übernachtungsplätze in Notunterkünften gebe. Das Unterstützungs- und Hilfesystem für Obdachlose bleibe jedoch ein Angebot. „Ob Menschen in Not dieses Angebot auch annehmen, ist ihre persönlich Entscheidung.“ In den Übernachtungsstätten habe es sowohl vor als auch nach dem Start des Winternotprogramms am 1. November noch freie Plätze gegeben.