Hamburg. Studien lieferten bisher nur moderate Hinweise, dass sich Rückenschmerzen durch Osteopathie lindern lassen.
Wie wirksam ist Osteopathie, welche Effekte sind nachgewiesen? Der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) verweist auf eine Meta-Analyse von 2014, die die Ergebnisse von 15 Studien mit insgesamt 1502 Teilnehmern zusammenfasst. Leitautor ist der Heilpraktiker Helge Franke, Gründer des Instituts für osteopathische Studien in Siegen. Der Analyse zufolge ergab sich insgesamt keine hohe, sondern nur eine „moderate Qualität“ der Nachweisbarkeit dafür, dass osteopathische Behandlungen bei unspezifischen Rückenschmerzen den Schmerz lindern und den „funktionellen Status“ verbessern können.
Franke und seine Co-Autoren räumen zudem ein, dass die Anzahl der untersuchten Patienten gering war und es bei allen Studien Probleme mit der Verblindung gab, was die Ergebnisse verzerren kann. Mit Verblindung ist gemeint, dass die Beteiligten nicht wissen sollen, welche Behandlungen angewandt werden.
Von den 15 Studien wurde in vier Studien von Nebenwirkungen berichtet. Dazu zählten etwa Muskelkater und Müdigkeit.
Die meisten dieser Studien benannten die Bandbreite der eingesetzten Techniken, aber die genaue Vorgehensweise blieb in der Regel unbekannt. Wie die Behandlung langfristig wirke, sei unklar, schreiben Franke und seine Kollegen. „Wir wissen leider nicht, wie der Verlauf nach den drei Monaten ist – ob die Verbesserungen anhalten, sich vergrößern oder wieder verschlechtern.“
Igel-Monitor bewertet Nutzen der Osteopathie als „unklar“
Die Bundesärztekammer ließ 2009 osteopathische Therapien wissenschaftlich bewerten. In dem umfangreichen Bericht, den das Deutsche Ärzteblatt im Internet veröffentlichte, heißt es: „Grundsätzlich ist festzustellen, dass einigermaßen zuverlässige Aussagen zur Wirksamkeit/Effektivität osteopathischer Behandlungen nur bei wenigen Erkrankungsbildern vorliegen“ – und zwar „im Wesentlichen bei chronischen Schmerzsyndromen der Wirbelsäule“.
Im sogenannten IGel-Monitor des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen heißt es (Stand: April 2018): Für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen gebe es „erste Hinweise“ auf einen Vorteil der zusätzlichen Anwendung der Osteopathie gegenüber der alleinigen Standardversorgung bei der Schmerzlinderung. Für Patienten mit akuten Rückenschmerzen lasse sich kein Vorteil ableiten. Ingesamt bewerten die Autoren den Nutzen der Osteopathie bei unspezifischen Rückenschmerzen als „unklar“.
Auf der Internetseite des VOD (www.osteopathie.de) oder in der Geschäftsstelle des Verbands unter der Telefonnummer 0611-58 08 97 50 können Interessierte Therapeutenlisten nach Postleitzahlen abfragen. Hierauf sind laut VOD nur Osteopathen verzeichnet, die eine mindestens vierjährige Weiterbildung absolviert haben und sich ständig fortbilden.
Eine Liste mit ärztlichen Osteopathen bietet die Deutsche Ärztegesellschaft für Osteopathie (DÄGO) im Internet (www.daego.de). Dort sind nach Angaben des Vereins nur Ärzte verzeichnet, die über eine fünfjährige osteopathische Ausbildung verfügen.
Chiropraktik birgt Risiken bei unsachgemäßer Anwendung
Ob Chiropraktik bei Rückenbeschwerden einen eindeutigen Vorteil gegenüber der Standardversorgung bietet, ist nicht hinreichend belegt. Durch unsachgemäße Anwendungen kann es in seltenen Fällen zu Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen kommen. Sehr selten könne eine chiropraktische Behandlung der Halswirbelsäule zu einer Schädigung der Schlagader führen, sagt Petra Rudnick vom Ärztezentrum der Techniker Krankenkasse. „Blutgerinnsel können entstehen, die sich lösen, ein Hirngefäß verschließen und damit einen Schlaganfall auslösen. Es ist wichtig, dass ein Chiropraktiker seine Patienten über die Behandlung und über mögliche Risiken ausführlich informiert.“