Hamburg. Chormanagerin Caroline Clermont weiß, was zu tun ist, damit der sängerische Nachwuchs nicht ausbleibt.

Für Chöre ist in der Weihnachtszeit Hochsaison. Der Hamburger Knabenchor St. Nikolai macht da keine Ausnahme: Ein ganzes Weihnachtsoratorium halten die Jungs mühelos durch, außerdem singen sie Weihnachtsliederabende und Gottesdienste. Warum die das machen? Das erklärt Caroline Clermont, die Chormanagerin.

Im Chor singen – finden Jungs so was nicht uncool?

Caroline Clermont: Man muss sie früh kriegen. Mit sechs, sieben sind sie noch offen für Klassik. Dann bleibt die Leidenschaft erhalten. Später geht es dann um anderes. Ihre roten Sweatshirts tragen sie gerade noch zur Generalprobe, Käppis gehen gar nicht mehr! Aber die roten Kutten finden sie immer noch schön. Sie merken, dass sie in dem Moment rausgehoben werden. Es ist ja etwas Besonderes, in der Laeiszhalle oder in der Elbphilharmonie aufzutreten.

Und wie fängt man sie erst mal ein?

Clermont: Unsere Chorleiterin Frau Pritzkat wirbt die Kinder systematisch an. Sie geht in die Grundschulen, macht Probestunden mit den Kindern und erzählt vom Chor. Wer will, kann einen Monat lang schnuppern. Wenn sie einmal dabei sind, hat man sie. Die Kinder sagen oft, dass ihnen das Singen einfach gute ­Laune macht.

Ist so ein Chor eine Welt für sich?

Clermont: Das denken die Leute oft. Aber der Hamburger Knabenchor ist ja kein Internatschor. Die Kinder bleiben in ihrem Umfeld. Die spielen Hockey und daddeln und gehen auf normale ­Schulen.

Wie viel Zuckerbrot und wie viel Peitsche braucht man als Chorleiter?

Clermont: In der Probe reißt Frau Pritzkat die Kinder mit, sie kann aber auch echt streng sein. Wenn jemand die Noten zum Fernrohr dreht, muss er raus. Das gibt Minuspunkte, da muss man dann Notenmappen sortieren.

Und wenn der Stimmbruch kommt, was dann?

Clermont: Das ist ganz unterschiedlich. Manche rutschen plötzlich runter. Andere machen eine Pause und steigen dann wieder ein. Die Wiedereinsteigerquote ist ziemlich hoch. Dass der Stimmbruch immer früher einsetzt, ist aber ein großes Thema. Die Fluktuation wird höher. Die Kinder singen vielleicht drei Jahre Sopran oder Alt, und dann kommt der Stimmbruch. Geschulte Stimmen halten die Höhe länger.

Was überwiegt in so einem Kollektiv, Gruppengefühl oder Konkurrenzdenken?

Clermont: Es geht nur, wenn das Gruppengefühl überwiegt. Die singen ja miteinander. Der Klang entsteht in der Gruppe. Natürlich fühlen sie sich besonders ausgezeichnet, wenn sie Solisten sind. Die Chorleiterin vermittelt aber den Kindern nie das Gefühl, nur die Solisten sind toll. (vfz)

Die nächsten Auftritte: Benefizkonzert mit Bach, Weihnachtsoratorium Sa 8.12., 19.30 Uhr, Laeiszhalle, Karten 25,- bis 35,- unter T. 45 33 26. Weihnachtsliederabend mit Ulrich Wickert, 15. und 16. 12., jew. 18 Uhr in St. Nikolai. Karten 11,- bis 32,- unter T. 45 33 26