Hamburg. Die Innenstadt war voll wie lange nicht. Händler rechnen mit dickem Umsatzplus. Handelsverband Nord sieht den Tag kritisch.
Es ist voller als sonst, mehr Taschen als Menschen. Der sogenannte Black Friday hat mit großzügigen Rabatten viele Hamburger in die Geschäfte der Innenstadt gelockt. Passanten scannen mit gierigen Blicken die Schaufenster nach den besten Angeboten. Die Konsumgüterindustrie der Stadt dürfte zufrieden mit der US-amerikanischen Erfindung zum Start in die Vorweihnachtseinkaufsaison sein.
Viele große Markenketten haben an diesem Freitag mit besonderen Aktionen geworben. Das Phänomen ist in den vergangenen Jahren in Deutschland immer populärer geworden. Wie auch der Cyber Monday am kommenden Montag, an dem Online-Shops besonders günstige Angebote bereithalten. Zusammengerechnet erwartet der Handelsverband Deutschland in diesem Jahr einen bundesweiten Umsatz von 2,4 Milliarden Euro. Brigitte Engler vom City Management Hamburg rechnet mit einer Umsatzsteigerung von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Der Black Friday wurde wahnsinnig gut angenommen“, sagt sie auf Anfrage.
Umsatzplus in der City erwartet
„Man merkt auf jeden Fall, dass der Black Friday bei den Deutschen angekommen ist“, sagt ein Verkäufer in der Spitalerstraße. Brigitte Nolte vom Handelsverband Nord bestätigt diese Beobachtung. „Letztes Jahr wurde der Black Friday in Hamburg das erste Mal umfangreich vermarktet und wurde von den Kunden gut angenommen“. Durch Mitnahmeeffekte führe der Black Friday zu einem enormen Umsatzimpuls in Hamburg.
„Einfach shoppen und schauen, was es günstiger gibt.“ Wie die Schülerinnen Nelli und Annika verbringen viele Hamburger diesen Freitag. Auf der Suche nach Schnäppchen wandern häufig ungeahnte Wünsche in den Einkaufskorb. Das führe dann oft zum „Überkaufen“, sagt Renate von der Uhlenhorst. Sie ist heute nur zufällig in der City unterwegs. „Ich finde den Tag völlig überflüssig“, sagt sie.
Sogar Obdachlose profitieren vom Black Friday
Der Handelsverband Nord kritisiert allerdings die Verkaufsstrategie: „Umsätze sind keine Gewinne. Was die Einzelhändler jetzt zu reduzierten Preisen verkaufen, können sie nicht zu regulären Preisen in der Vorweihnachtszeit an die Kunden bringen“, sagt Nolte. Der Black Friday sei „Ausdruck massiven Wettbewerbs“ – wer nicht mitmacht, lässt sich möglicherweise Umsätze entgehen. Deshalb sehe man den Tag zweischneidig.
Vom Wettbewerb bekommen Veronika und Marcus wenig mit, vom Trubel hingegen schon. Beide leben auf der Straße und haben gemerkt, dass es heute deutlich voller auf den Straßen ist. „Der Tag ist auch irgendwie gut für uns“, sagt Marcus. Neben etwas mehr Geld haben sie heute schon einige Lebensmittel erhalten. „Ein Dach über dem Kopf wäre trotzdem schöner.“