Hamburg. “Max und Moritz“, “Rapunzel“ und “Das Dschungelbuch“ liefen am Wochenende an und sorgten für Spaß, Magie und Fantasie.
Manchmal spielt die Gesundheit auch Schauspielern einen Streich. Bei der Premiere von „Max und Moritz“ im Ohnsorg Theater erwischte es Yvonne Yung Hee Bormann, die als Moritz eigentlich selbst so manchen Streich besorgen sollte. Eine Kehlkopfentzündung machte ihr jedoch das Sprechen unmöglich. Aber der Lappen muss hoch, wie es im Theaterjargon flapsig über den Vorhang und die Selbstverpflichtung zum Spiel heißt. Und das Ohnsorg-Team hat eine Lösung parat, um die Premiere spielen zu können.
Regisseurin Nora Schumacher spricht den Text von hinter der Bühne, Bormann spielt ihre Rolle stumm. Den Spaß, den nicht nur die vielen jungen Zuschauer haben, verringert ihre Malaise in keiner Weise. Zusammen mit Kumpel Max, von Kathrin Ost überaus quirlig und durchtrieben gespielt, machen die beiden Racker den Hühnern der Witwe Bolte den Garaus, sägen „ritze ratze“ eine Lücke in die Brücke vor Schneider Böcks Haus, der dann auch prompt baden geht oder jagen die Meerschaumpfeife von Lehrer Lämpel in die Luft.
Alle sieben Streiche aus Wilhelm Buschs Bubengeschichte hat Nora Schumacher inszeniert, dazu gibt es noch ein paar Songs mit swingenden Hühnern und einem doppeldeutigen Soul-Duett zwischen Witwe Bolte (Tanja Bahmani) und Schneider Böck (Benjamin Beckmann) mit dem Titel „Lass dich bügeln“.
"Rapunzel" im Ernst Deutsch Theater
Humor ist ein wichtiges Element der vielen aktuellen Weihnachtsmärchen, ein anderes ist die Magie. Im Ernst Deutsch Theater, wo Hartmut Uhlemann den Märchen-Klassiker „Rapunzel“ auf die Bühne gebracht hat, geht es um Zauber und auch um Moral. Wenn der Königssohn (David Berton) am Ende des Märchens geblendet durch eine Wüste irrt und nach der verbannten Rapunzel (Roxana Safarabadi) sucht, werden Beharrlichkeit und die große Kraft der Liebe gezeigt.
Das aktuelle Kinderstück an der Mundsburg überzeugt auch mit seinem tollen Bühnenbild (Eva Humburg) und den fantastischen Kostümen, die Sabine Birker entworfen hat. Vor allem die Grille (Pascal Pawlowski) und die Zauberin Frau Gothel (Sarah Kattih) sind aufs Prächtigste ausstaffiert. Die Handlung um die in einen Turm gesperrte Rapunzel mit dem langen blonden Zopf wird von einigen Songs ergänzt, die Gerd Bellmann geschrieben hat. Jeder aus dem sechsköpfigen Ensemble kann vortrefflich singen, das gibt dieser poetischen Erzählung zusätzlichen Zauber.
"Dschungelbuch" abweichend vom Disneyfilm
Nicht nur Max und Moritz werden von weiblichen Schauspielern gespielt – auch Mowgli ist in dieser Märchensaison ein Mädchen. Und es funktioniert auch im „Dschungelbuch“ ganz prima. Vielleicht weil das St. Pauli Theater mit Melissa Holley eine so erfrischend fröhliche Besetzung für das kecke Dschungelmädchen gefunden hat. Man schaut ihr einfach gern zu. Das Ensemble gruppiert sich in der Fassung von Felix Bachmann (der auch Regie führte) und Cornelius Henne (der unter anderem als King Louie auf der Bühne steht) musikalisch darum herum
Die Handlung wird ein wenig abweichend vom Disneyfilm erzählt und die Elefantenpatrouille vermisst man schon ein bisschen, den gebannten kleinen Zuschauern aber macht das am wenigsten aus. Toll ist die grün wuchernde Bühne von Eva Stankowski, die Kostüme von Martina Müller sind besonders farbenfroh und fantasievoll. Das Wolfsrudel ist bei ihr eine Art Hippiekommune, der Schakal ein Punk und der tapsige Baloo (Peter Neutzling) hat, wie es sich gehört, einen so dick gepolsterten Bärenhintern, dass man ihm sein gesungenes Plädoyer für die Gemütlichkeit ohne Weiteres abnimmt.
„Max und Moritz“ läuft bis 27.12. am Ohnsorg Theater (U/S Hauptbahnhof), Heidi-Kabel-Platz 1, Karten ab 14,- unter T. 35080321; www.ohnsorg.de
„Rapunzel“ läuft bis 23.12. am Ernst Deutsch Theater (U Mundsburg), Friedrich-Schütter-Platz, Karten ab 10,- unter T. 2270 1420; www.ernst-deutsch-theater.de
„Das Dschungelbuch“ läuft bis 22.12. am St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29/30, Uhrzeiten und Vorstellungen unter www.st-pauli-theater.de, Karten ab 10,90 Euro unter T. 4711 0666, ab 4 Jahre