Hamburg. Kohlenmonoxid-Vergiftungen haben zugenommen. 35 Tote jedes Jahr. Senat plant gesetzliche Auflagen.
Am 10. Dezember 2017 rückt die Feuerwehr mit einem Großaufgebot zu einer Shisha-Bar in Eilbek aus. Auf der Toilette ist eine Frau zusammengebrochen. Als Feuerwehrleute die Lounge betreten, piepsen ihre Kohlenmonoxid-Warner. Ein Besucher kommt ins Krankenhaus, zwei weitere werden vor Ort versorgt. Gas-Alarm wurde zuvor bereits in anderen Hamburger Shisha-Bars ausgelöst, so etwa im August 2015 im Grindelviertel. „Durch die zunehmende Verbreitung dieser Rauchtechnik haben Vergiftungsfälle in Shisha-Einrichtungen zugenommen“, bestätigt Roland Ahrendt, Sprecher der Gesundheitsbehörde.
Jetzt warnen auch Feuerwehr und Rechtsmedizin vor einer Vergiftung durch Kohlenmonoxid (CO) beim Besuch dieser Bars. Kohlenmonoxid, auch „geräuschloser Killer“ genannt, ist ein tückisches Atemgift. Das Gas ist unsichtbar, geruch- und geschmacklos. In den Shisha-Bars entsteht es unter anderem durch die offene Verbrennung von Kohle, das Atemgift blockiert die Aufnahme von Sauerstoff durch die roten Blutkörperchen. Fast 20 junge Leute haben nach Angaben von Eric Dietz, Rechtsmediziner am UKE, in den vergangenen drei Jahren beim Besuch von Sisha-Bars eine CO-Vergiftung erlitten. Nur wenige Betroffene entwickeln Symptome, Kopfschmerzen beispielsweise oder auch ein Grippegefühl.
Pro Jahrgehen 35 Todesfälle auf CO-Vergiftungen zurück
In den meisten Fällen bemerken sie überhaupt nicht, wie sich das Gift in ihren Körper schleicht. Eine Konzentration von 60 Prozent im Blut sei für gesunde Menschen lebensbedrohlich, so Dietz. Wer eine Vergiftung überlebe, sei vor Folgeerkrankungen insbesondere des Nervensystems nicht gefeit. Pro Jahr gingen rund 35 Todesfälle in Hamburg auf CO-Vergiftungen zurück – infolge von Bränden, Suiziden oder Defekten an Gasthermen oder Kohleöfen. Zum Vergleich: Pro Jahr gibt es in Hamburg rund 60 Drogentote.
Gesetzliche Auflagen sollen die Shisha-Bars bald sicherer machen, an einem Entwurf arbeitet der Senat bereits. Das Gesetz soll Anfang 2019 beschlossen werden. Möglicherweise wird dann der Einbau von Be- und Entlüftungsanlagen ebenso verpflichtend wie die Installation von CO-Warnmeldern. „Im Fokus der angestrebten Regelung stehen die Vorgabe einer maximalen Kohlenmonoxidkonzentration in der Raumluft der Shisha-Einrichtungen sowie technische Maßnahmen, die sicherstellen müssen, dass dieser Wert verlässlich unterschritten wird“, sagt Ahrendt. Bisher hatte die Gesundheitsbehörde nur Empfehlungen für die Barbetreiber veröffentlicht.
Feuerwehr will auch Zahl der Brandtoten senken
Die Feuerwehr will nicht nur die Zahl der CO-Toten senken, sondern auch die der Brandtoten. Zwischen zehn und 15 Menschen kommen in Hamburg pro Jahr in den Flammen ums Leben, dieses Jahr waren es bereits mindestens zehn (2017: zwölf). Häufig entstünden Brände durch Essen, das Feuer fängt. „Wir werden dazu im kommenden Jahr eine Aufklärungskampagne starten“, so Feuerwehrchef Christian Schwarz am Donnerstag.