Hamburg. 72 Teilnehmer bei der “Merkel muss weg“-Demo. Gleichzeitig demonstrierten rund 2000 Menschen gegen die rechte Kundgebung.

Es ist eine fast surreal anmutende Szene: Da steht ein Redner am Mittwochabend am Bahnhof Dammtor und beschwört die „Revolution“. Er lobt den in den einstweiligen Ruhestand versetzten Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen in den höchsten Tönen als „Mann mit Rückgrat“, der „im Prinzip einer von uns“ sei.

Der Redner, das ist Michael Stürzenberger, der seit Jahren vom Bayerischen Verfassungsschutz beobachtet wird. Und mit „uns“ meint er die 72 Demons­tranten, die sich zur „Merkel muss weg“-Kundgebung eingefunden haben. Er spricht ausführlich über die Gefahren, die seiner Ansicht nach vom Islam in seiner Gesamtheit ausgehen, und zitiert immer wieder den scheidenden Chef der Behörde, deren bayerische Abteilung ihm ein eigenes Kapitel in ihrem jährlichen Bericht widmet.

Von der AfD ist Stürzenberger begeistert

Wenn es nicht um Maaßen, Muslime (er will in Hamburg „islamisch besetzte Zonen“ ausgemacht haben), den UN-Migrationspakt („Die wollen uns durchmischen“) oder den deutschen Staat („Bananenrepublik DDR 2.0“) geht, dann um die AfD, von der Stürzenberger begeistert ist – genau wie sein Publikum.

Einige Meter weiter stehen – durch viel Polizei von der Kundgebung getrennt – rund 2000 Gegendemonstranten am Dammtordamm und skandieren „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“. Es bleibt überwiegend friedlich. Lediglich vor Beginn der Kundgebung, die sich am 5. Dezember in ähnlicher Form wiederholen soll, kommt es innerhalb des Bahnhofs zu kleineren Handgemengen zwischen Gegendemonstranten und der Polizei. Die Beamten lösen den Versuch auf, den Bahnhof zu blockieren, um die Anreise der „Merkel muss weg“-Sympathisanten zu verhindern.

Polizisten räumen den Dammtor Bahnhof
Polizisten räumen den Dammtor Bahnhof © Alexaner Josefowicz