Hamburg. Gert Marcus war ein Sohn Groß Borstels, er flüchtete vor den Nazis. Kultursenator Carsten Brosda kommt zu Festakt.


Bis vor ein paar Jahren war der Name Gert Marcus (1914–2008) in Hamburg noch weitgehend unbekannt. Heute wird um 11 Uhr in Groß Borstel im großen Neubaugebiet Tarpenbek Ufer eine Straße nach dem Hamburger benannt. 1914 wurde der spätere Maler und Bildhauer in der Violastraße, die inzwischen Köppenstraße heißt, geboren. Hier wuchs er als Sohn des Rechtsanwalts Paul Marcus und dessen schwedischer Frau Hilda-Maria Dahl inmitten von Landsitzen, Lustgärten und alten Bäumen mit seinen Geschwistern auf. 

Aufgrund der jüdischen Abstammung des Vaters flüchtete die Familie vor den Nationalsozialisten ins Exil. Gert und sein Bruder Ingolf legten später eine bemerkenswerte künstlerische Karriere hin. Gert Marcus, der 2008 in Stockholm starb, machte sich als Maler und Bildhauer in Schweden einen Namen, sein Bruder Ingolf Dahl in der Schweiz und ab 1938 in den USA als Komponist, Dirigent und Pianist.

Festakt zur Einweihung

Die „Initiative Marcus und Dahl e.V.“ um den 1. Vorsitzenden Hans-Heinrich-Nölke befasst sich bereits seit mehreren Jahren mit der damals vertriebenen Groß Borsteler Familie und will das Andenken an sie wachhalten. Ein wichtiges Anliegen war dabei die Straßenbenennung. Und so wird nun nach einem Beschluss der bezirklichen Gremien und der zuständigen Senatskommission die einzige Autostraße des neuen Quartiers Gert-Marcus-Straße heißen.

Mit einem Festakt, zu dem die Bezirksversammlung und das Bezirksamt Nord einladen, wird die Straße im Beisein von Kultursenator Carsten Brosda eingeweiht. Der „Initiative Marcus und Dahl e.V.“ ist es zu diesem Anlass auch gelungen, Françoise Ribeyrolles-Marcus, die Witwe von Gert Marcus sowie weitere Familienmitglieder nach Hamburg zu holen.

Der Verbindungsweg zwischen der Gert-Marcus-Straße und dem Brödermannsweg soll künftig den Namen Anni-Glissmann-Weg tragen. Sie war in den 1920er-Jahren in Groß Borstel als Grafikerin tätig und musste ebenfalls vor den Nazis fliehen. Die Groß Borsteler Initiative arbeitet derweil schon am nächsten Projekt – der Finanzierung einer Gert-Marcus-Skulptur. Diese soll im Neubaugebiet aufgestellt werden.