Hamburg. Die Aktion #radwegparker des ADFC wird kritisch gesehen. ADAC spricht von “Denunzianten“, CDU von Methoden aus dem Mittelalter.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) fährt schweres Geschütz gegen Autofahrer auf, die Radfahrstreifen zuparken: Zum Start der Aktion #radwegparker ruft der ADFC Hamburger Bürger auf, „Denkzettel“ an Falschparker zu verteilen: Die Kärtchen sind beim ADFC und online erhältlich. Mit diesen „symbolischen Strafzetteln“ sollen Radfahrer Falschparker auf ihr „rücksichtsloses Verhalten“ aufmerksam machen.
Was für Aufregung sorgt: Explizit erwähnt der ADFC die Möglichkeit, Fotos von Autos, die Radstreifen blockieren, unter dem Hashtag #radwegparker in den sozialen Medien zu teilen. Allerdings müsse „unbedingt das Nummernschild verborgen werden“, sagt Johanna Drescher vom ADFC Hamburg. Die Kritik daran sei zwar nachvollziehbar, allerdings handele es sich beim Radwegparken auch um ein Massenphänomen. Eine vorherige Prüfung der Fotos durch den ADFC gebe es nicht – posten oder twittern könne jeder. Weiter liefert der ADFC auf seiner Internetseite eine genaue Anleitung, wie Privatleute Radwegparker bei der Bußgeldstelle anzeigen können.
Polizei verteilt Straf- statt Denkzettel an Falschparker
Für die gemeinsame Aktion von ADFC und dem Forum Verkehrssicherheit – zu dem unter anderem der Landesbetrieb Verkehr (LBV), die Polizei und der ADAC gehören – werben überall in der Stadt Plakate. Thematisch wird die Aktion auch vom LBV und der Polizei unterstützt – beide Behörden betonen jedoch, dass ihre Mitarbeiter keine „Denkzettel“ an Parksünder verteilen werden.
Auch sei die Anregung, anonymisierte Falschparker-Fotos ins Internet zu stellen, allein Sache des ADFC. „Wir verfolgen einen repressiven Ansatz“, sagt ein Verkehrspolizist. „Wer einen Radweg zuparkt, wird abgezettelt oder abgeschleppt.“ Falschparken auf Radstreifen wird mit einem Verwarngeld von mindestens 20 Euro geahndet. Gefährden die Autos andere Verkehrsteilnehmer, können sie abgeschleppt werden – dann werden mehr als 200 Euro fällig.
Parken auf Radwegen ist gefährlich, da sind alle einig
In einem Punkt sind sich alle Akteure einig: dass das Parken auf Radwegen gefährlich ist. Radfahrer müssen sich in den fließenden Autoverkehr einfädeln, um das auf ihrer Spur abgestellte Auto zu umfahren – das bedeute ein Sicherheitsrisiko und eine Gefahr vor allem für wenig geübte Radfahrer. „So ein Verhalten ist vor allem eins: rücksichtslos“, sagt Drescher. Aus Furcht vor solchen Situationen ließen einige ihr Rad lieber gleich zu Hause, heißt es vom ADFC.
„Das Ausweichen auf die Fahrbahn ist ein komplexes, gefahrenträchtiges Manöver, das Kinder nicht sicher beherrschen“, sagt Klaudia Gottheit von der Unfallkasse Nord. „Falschparken kann für Kinder – nicht nur für sie – lebensgefährlich sein.“ Bei einer stadtweiten Großkontrolle am 23. Oktober will die Polizei Radwegparker deshalb gezielt ins Visier nehmen.
Internet-Pranger "heizt Stimmung unnötig an"
Das Verteilen der Denkzettel könne zwar Falschparker zum Nachdenken animieren, sagt ADAC-Sprecher Christian Hieff. Gar nichts hält der ADAC aber davon, Autofahrer an den Internet-Pranger zu stellen: „Hamburg braucht keine Hilfspolizisten und Denunzianten.“ Die mitunter vergiftete Stimmung im Hamburger Verkehr werde so „nur unnötig angeheizt“.
Falschparker müssten konsequent abgezettelt werden, sagt auch CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering. Die Anregung des ADFC, Fotos von Autos anonymisiert online zu stellen, sieht er ebenfalls kritisch: „Solche Methoden sind seit dem Mittelalter überholt.“