Hamburg. Andreas Plath macht zu Hause die Wäsche. Deshalb erfindet er den Trockenfix – und macht einen 200.000-Euro-Deal mit Ralf Dümmel.
Ganz kurz leuchteten die Augen des ansonsten ernst dreinblickenden Ralf Dümmel auf, während er die Metallspirale in seiner Hand begutachtete. Sie heißt „Trockenfix“ und soll ein neuartiger Wäscheständer speziell für Bettwäsche sein. Es ist die simple, auf den ersten Blick etwas seltsame Erfindung des Hamburgers Andreas Plath. Aber an Dümmels Augen war am Dienstagabend in der Investoren-Show „Die Höhle der Löwen“ auf Vox abzulesen, dass dieser Trockenfix ein Verkaufshit werden könnte – weil er die Lösung eines Alltagsproblems in vielen Haushalten ist.
Kein klassischer Erfinder
Plath ist kein klassischer Erfinder. Keiner, der den ganzen Tag in einer Werkstatt darüber grübelt, was die Welt als nächstes braucht. Plath ist selbstständiger Versicherungsberater. Er hat einen Job, mit dem er seine Familie ernährt. Vielleicht war es gerade diese ungewöhnliche Situation, dass ein seriöser Geschäftsmann einen Investor für einen Allerweltsartikel sucht, die die meisten der sogenannten Löwen abschreckte. Außer Georg Kofler und Ralf Dümmel.
Spezialist für Krankenversicherungen
Um zu verstehen, wie Plath auf seine Produktidee kam, lohnt ein Besuch bei dem Hamburger, der mit Ehefrau und Tochter in einer schönen Wohnung an einem Seitenarm der Bille wohnt. Plath ist Spezialist für Krankenversicherungen und berät seine Kunden von Zuhause aus. Da seine Frau auch berufstätig ist, teilen sie sich die Hausarbeit. Er ist für die Wäsche zuständig. Sein Problem ist die Bettwäsche. „Da weiß man schon wegen der Größe nicht, wie man sie trocknen soll“, sagt der 48-Jährige mit dem grauen Kurzhaarschnitt. „Man kann sie auf dem Wäscheständer ausbreiten, aber dann passt nichts anderes mehr drauf. Die Enden schleifen über den Boden. Schiebt man sie auf dem Wäscheständer zusammen, bekommen die Laken Falten und es dauert unendlich lange bis sie trocknen. Manche legen sie zusammengefaltet auf die Heizung. Dann wird das Haus feucht. Es muss eine bessere Lösung geben.“ Das habe ihn richtig gewurmt, sagt Plath. Ende 2016 habe er deshalb begonnen, nach anderen, platzsparenden Lösungen zu suchen.
Idee eines Wäscheständers in Spiralform
Eines Tages hatte er die Idee eines Wäscheständers in Spiralform. „Mein Schwiegervater ist Metallbauer, der hat für mich eine zwei Meter lange Stange entsprechend gebogen.“ Plath zog nasse Bettwäsche auf und war begeistert: „Das war viel platzsparender.“ Und die Bettwäsche sei auch schneller trocken gewesen als auf einem normalen Wäscheständer. Umfangreiche Vergleichstests zeigten: Auf dem Trockenfix waren die Bettbezüge bereits nach einem Drittel der Zeit trocken und faltenfrei.
„Von da an, war mir klar: Das muss sich doch verkaufen lassen“, sagt Plath. Er habe seine eigene Marktforschung gestartet. Wie man sich das so vorstellt, wenn man viel von Versicherungspolicen versteht, aber wenig vom Produktvertrieb im Einzelhandel. „Ich fragte meine Nachbarn, die Oma an der Bushaltestelle, die Kassiererin im Supermarkt – alle sagten, dass sie begeistert wären wenn es eine platzsparende schnelle Lösung zum Trocknen der Bettwäsche gibt.“ Und als er im Internet Statistiken durchforstete, lernte er: Zwei Drittel aller deutschen Haushalte besitzen keinen elektrischen Wäschetrockner.
Start-up-Förderung des Bundes half
Plath fand eine Firma, die ihm Prototypen des Trockenfix herstellte. Die Hamburger Handelskammer riet, einen Patentanwalt einzuschalten. Zeitgleich bemühte er sich um eine Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium, denn seine Ausgaben gingen inzwischen in die Tausende. Am Ende kosteten ihn Entwicklung und Patentierung von Trockenfix 10.000 Euro, die Hälfte davon finanzierte die Start-up-Förderung des Bundes.
Dann stand der Neu-Unternehmer da, mit einem fertigen Produkt, aber ohne Geld, um in die Serienfertigung zu gehen. „Mir fiel sofort ,Die Höhle der Löwen“ ein, nicht nur weil ich die Sendung gut finde, sondern auch weil ich in Ralf Dümmel den geeigneten Investor sah.“ Und wenige Monate später stand Plath dann tatsächlich dort, wo man ihn am Dienstagabend im Fernsehen sehen konnte: Etwas angespannt im Scheinwerferlicht, spulte er sein auswendig gelerntes Verkaufsgespräch, seinen sogenannten Pitch, herunter.
Plath bot eine Beteiligung von 20 Prozent an Trockenfix an und wollte dafür 150.000 Euro Kapital haben. Georg Kofler war interessiert – allerdings mit einer Einschränkung: Plath habe noch keinen einzigen Trockenfix verkauft, keine Verkaufsstruktur, nichts. Da benötige man mehr Geld, sagte der Medienunternehmer. Kofler bot 200.000 Euro an, wollte dafür aber eine Beteiligung von 49 Prozent haben.
Doch auch Dümmel wollte sich das Geschäft sichern: „Der Typ überzeugt mich, das Produkt überzeugt mich“, sagte er – und bot Plath an: „Lass uns zusammengehen.“ Der Hamburger war begeistert. „Da hat sofort die Chemie gestimmt“, sagt er. Deshalb habe er den Deal mit Dümmel gemacht: 200.000 Euro für 49 Prozent.
Sechsstellige Stückzahl Trockenfixe produziert
Seit der Aufzeichnung der Sendung im Februar, habe sich Dümmel intensiv um das Projekt gekümmert. „Noch am Abend nach dem Dreh habe ich Mitarbeiter von ihm kennengelernt, mit denen ich erste Einzelheiten besprach“, sagt Plath. Einen Monat später sei er in Dümmels Büro in Stapelfeld mit der ganzen Mannschaft zusammengetroffen. „Seitdem hat Dümmel alles eingehalten. Ich habe 51 Prozent an der Firma, die inzwischen eine GmbH ist“, sagt Plath. Über seine Handelsgesellschaft DS-Produkte habe Dümmel eine sechsstellige Stückzahl Trockenfixe in China produzieren lassen.
Wie üblich sollen sie direkt nach der Sendung im Handel sein. Unter anderem bei Karstadt, in Supermärkten und Baumärkten, beim TV-Shoppingkanal QVC und im Internet bei Amazon.
Nur in einem Punkt habe Dümmel ihn gebremst, sagt Plath „Ich dachte ursprünglich an einen Stückpreis von 20 Euro oder mehr.“ Dümmels Verkaufsexperten hätten ihm diesen Zahn sehr schnell gezogen. Sie hielten zehn Euro pro Trockenfix für einen gerechten Preis. Wieviel Plath davon erhält, will er nicht offenlegen. „Das ist Vertragsgeheimnis“, sagt er lächelnd. „Es wird ein schönes Zubrot sein.“