Fehmarn. Der Gastronom hat das Café Paris am Hamburger Rathaus verkauft und ist jetzt Weinbauer an der Ostsee.

Wein ist die große Leidenschaft von Thomas Pinçon. Der Gastronom sammelt feine Tropfen und hat zahlreiche Seminare zu seinem Lieblingsthema belegt und „natürlich auch schon viel Wein getrunken“, sagt Pinçon lächelnd. Aber eines fehlte ihm zu seinem Glück. Der Franzose, geboren in Saint-Malo in der Bretagne, wollte seinen eigenen Wein anbauen. „Ich habe mir Weingüter an der Mosel angeschaut und auch in Frankreich. Aber es war nicht das passende dabei.“

Stattdessen erfüllte sich Pinçon seinen Traum auf einer Insel, die zwar als Paradies für Surfer bekannt, aber bislang nicht unbedingt für den Weinanbau berühmt ist. Die Rede ist von Fehmarn. Hier entspannt sich Pinçon seit 15 Jahren, hat dort seit Langem eine Wohnung angemietet. „Ich habe mit dem befreundeten Landwirt Joachim Witt gesprochen, und der hat eine Fläche von zwei Hektar zur Verfügung gestellt. Vor zwei Jahren haben wir gemeinsam zunächst auf einem Hektar rund 2000 Reben gepflanzt“, sagt Pinçon. Nur wenige Meter vom Meer entfernt werden die Sorten Weißburgunder und Solaris angebaut. Dafür sei das Klima dort gut geeignet, weiß Pinçon zu berichten.

Er kann nicht ohne Gastronomie

Der Gastronom ist vielen Hamburgern ein Begriff, weil er 18 Jahre lang das Gesicht des Cafés Paris an der Rathausstraße war. Das ist berühmt für sein Tatar und einer der Gastro-Hotspots der Stadt. Doch vor Kurzem haben Pinçon und sein Geschäftspartner Rainer Wendt ihre Gesellschafteranteile an den Teeimporteur Holger Sturm verkauft: „Ich hatte eine tolle Zeit, wir haben mit dem Café Paris eine echte Institution für Hamburg geschaffen. Aber ich hatte Lust, noch mal etwas Neues zu machen. “

Natürlich kann Pinçon nicht ohne Gastronomie. Im September hat er gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Sebastien Thimon die Künstlerkantine und die Bars im Thalia Theater übernommen. Auch das Restaurant Weltbühne gehört zu der Spielstätte. Noch streiten sich der jetzige Betreiber und das Theater vor Gericht. Es geht um eine Räumungsklage (wir berichteten). Das Theater hatte dem Mieter fristlos gekündigt. Damit hat Pinçon nichts zu tun, sagt aber: „Ich werde diese Fläche übernehmen und dort ein neues Restaurant eröffnen. Ich kann sofort loslegen, wenn mir die Räume übergeben werden.“ Eine Brasserie mit typischer französischer Küche und erstklassigen Weinen solle es werden.

Cuvée aus Weißburgunder und Solaris

Und da kommt wieder die Insel Fehmarn ins Spiel: „Natürlich werde ich meine eigenen Weine anbieten.“ Vor wenigen Wochen war der Hobbywinzer zur Weinlese auf der Insel: „Das hat sehr viel Spaß gemacht, weil ich ja sozusagen mein eigenes Produkt ernte.“

Das Café Paris an der Rathausstraße ist eine Hamburger Institution
Das Café Paris an der Rathausstraße ist eine Hamburger Institution © picture alliance

Das Ergebnis sind etwa 60 Flaschen, ein Cuvée aus Weißburgunder und Solaris. Ein eigenes buntes Etikett ziert die Flaschen. Der Name ist Sund, was für Meerenge steht. Da Pinçon ja als Weinbauer noch neu im Geschäft ist, lässt er sich von einem Profi beraten. Das ist Franz-Josef Eifel, der ein Weingut in Trittenheim an der Mosel führt und im vergangenen Jahr mit dem Riesling-Cup ausgezeichnet wurde. An Preise denkt Pinçon noch nicht, aber an Expansion. Im kommenden Jahr sollen auch auf dem Rest der Fläche, das sind ein weiterer Hektar, Reben gepflanzt werden. Er hat große Pläne: „In fünf Jahren möchte ich hier auf Fehmarn einen Ertrag von bis zu 10.000 Flaschen haben.“

Reben sollen sich ohne Stress entwickeln

Pinçon ist es wichtig, „dass die Reben sich hier ohne Stress entwickeln können. Deshalb besprühe ich sie auch mit Hanf. Ich habe eine extra Erlaubnis für den Anbau – und die Pflanzen entspannt es.“ Er setze nicht auf Chemie, sondern auf einen biodynamischen Anbau.

Aber Pinçon ist nicht nur ein stadtbekannter Gastronom, sondern hat auch während seiner Zeit im Café Paris als Personenschützer gearbeitet. Seine prominenteste Kundin war Cher: „Eine wirklich tolle Frau. Sie hat mich und einen Partner einfliegen lassen, wenn sie Termine und Auftritte hatte. Wir waren gemeinsam in England und in den USA.“ Sein Wissen hat er einst in einem Buch weitergegeben. Das hatte den Titel „Bodyguard“ und ist ein Leitfaden für Personenschutz. Aber es gab nicht nur ein Werk. Ein zweites passt zu dem ambitionierten Koch. Es heißt „Innere Werte“, und es geht passenderweise um die Zubereitung von Innereien – ein Faible, das er mit vielen Franzosen teilt.

Doch weitere Bücher sind momentan nicht in Planung. Denn Pinçon widmet sich fortan der Gastronomie – und seiner neuen Passion, dem Weinanbau auf Fehmarn.