Hamburg. Kriminalität sehr unterschiedlich verteilt in Hamburg. Deutlicher Anstieg von Betrugsfällen – vor allem im Internet.

Nicht alle sieben Bezirke Hamburgs können gleichermaßen von dem Rückgang der Kriminalität im ersten Halbjahr 2018 profitieren. Die Unterschiede sind teilweise enorm. Während im Bezirk Nord beispielsweise die Kriminalität im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18,5 Prozent zurückgeht, steigt sie im Bezirk Altona um 11,2 Prozent an. Auch der Bezirk Harburg muss mit steigenden Kriminalitätszahlen kämpfen.

Dort wurden 2,8 Prozent mehr Straftaten im ersten Halbjahr 2018 registriert als im Vorjahreszeitraum. Wie im Bezirk Nord wurden auch in den Bezirken Eimsbüttel und Bergedorf zweistellige Rückgänge von 15,9 Prozent und 12,8 Prozent gezählt. In Wandsbek ging die Kriminalität um 2,7 Prozent, in Hamburg-Mitte um 2,5 Prozent zurück.

Höchste Aufklärungsquote im Bezirk Mitte

Am höchsten belastet ist weiter der Bezirk Mitte mit 38.882 Fällen. Damit ereignet sich mehr als ein Drittel der Gesamtkriminalität in diesem Bereich. Schwerpunkt dabei sind und waren St. Pauli und St. Georg. In Hamburg-Mitte ermittelt die Polizei aber auch die meisten Täter. 51,6 Prozent der Taten gelten als aufgeklärt. Im Bezirk Harburg wird genau jeder zweite Fall gelöst.

Kommentar: Sicherheit ist auch ein Gefühl

Die schlechteste Aufklärungsquote wird aus dem Bezirk Eimsbüttel gemeldet. Dort konnten lediglich 34,7 Prozent der Straftaten aufgeklärt werden. Das ist ein Rückgang von 0,5 Prozentpunkten. Eine Erklärung für die miserable Aufklärungsquote könnten die weit überproportionalen Zahlen bei den Fahrraddiebstählen sein, die sich immer durch eine niedrige Aufklärungsquote auszeichnen. Allein in Eimsbüttel, einer von neun Stadtteilen des Bezirks, wurden in den vergangenen Jahren regelmäßig mehr Fahrräder gestohlen als im gesamten Bezirk Harburg.

Schlechte Aufklärung bei Betrug

Unterdurchschnittliche Aufklärungsquoten gibt es auch in den Bezirken Wandsbek mit 40,8 Prozent, Altona mit 41,6 Prozent und Nord mit 41,8 Prozent. Am seltensten werden Fälle gelöst, bei denen man nicht weiß, wo und ob sie überhaupt in Hamburg passierten. 171 Straftaten wurden in dieser Kategorie gezählt. Nicht einmal jeder fünfte Fall, genau 18,5 Prozent, wurden aufgeklärt. Von den 1797 Fällen, von denen man weiß, dass sie in Hamburg, aber nicht wo genau passierten, konnten 36,8 Prozent geklärt werden. Hier handelt es sich etwa um Diebstähle, die von den Opfern erst später bemerkt werden.

Der Schwachpunkt bei der Kriminalitätsbekämpfung ist der Betrug. Nach einem Anstieg um 7,6 Prozent von 2016 auf 2017 musste im ersten Halbjahr 2018 noch einmal ein deutliches Plus von 13,8 Prozent registriert werden. Die Aufklärungsquote nimmt gleichzeitig deutlich ab. Wurden 2016 noch 66,8 Prozent der Fälle geklärt, waren­ es im vergangenen Jahr nur noch 58,6 Prozent. In diesem Jahr liegt die bis Ende Juni sogar nur noch bei 55 Prozent.

Die für Betrug zuständige Abteilung im Landeskriminalamt steht wegen mehrerer Phänomene enorm unter Druck. Seit Jahren steigen die Fälle von Identitätsklau und Warenkreditbetrug im Internet enorm an – gleichzeitig sind die Täter oft nur schwer zu ermitteln. Im vergangenen Jahr stauten sich bis zu 5000 unbearbeitete Fälle. Um sie abzubauen, wurden die Akten auch auf völlig andere Dienststellen verteilt und eine interne Taskforce von 15 Beamten eingerichtet. Durch die größtenteils abgeschlossene Aufarbeitung des G-20-Gipfels und die Auflösung der Soko „Schwarzer Block“ werden nun jedoch weitere Ressourcen frei.

Die Kripo ist mit Betrugsfällen völlig überlastet

Die Betrügereien im Internet sind in der Regel leicht zu begehen, da viele Onlinehändler kaum eigene Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Kunden vorhalten. Auch prominente Politiker in der Bürgerschaft sind in den vergangenen Jahren teils mehrfach Opfer von Warenkreditbetrug geworden.

Wie es von Kripobeamten heißt, müssen die zuständigen Ermittler stets eine große Zahl von Taten gleichzeitig bearbeiten. Hinzu kommt die rasant steigende Anzahl von Fällen, in denen Kriminelle meist ältere Menschen als falsche Polizisten, Handwerker oder angebliche Familienangehörige am Telefon abzocken wollen. 2000 solcher Anrufe gab es allein von Januar bis Juni, so viele wie im gesamten Jahr 2017. Diese Maschen haben zwar selten Erfolg, in diesen Fällen erbeuten die Täter jedoch meist hohe Geldbeträge.

Nach Abendblatt-Informationen waren die Betrugsfälle auch wiederholt ein Thema in der Abstimmung der Polizei mit der Staatsanwaltschaft. Während die ermittelnden Beamten oft bei den Betrugsfällen keine Ansätze sehen und für eine Einstellung der Fälle plädieren, werden die Akten von Staatsanwälten häufig zurückgesandt – mit der Anweisung, weiterzuermitteln. „Als ein Betrüger eine Rechnung mit ‚Santa Claus‘ unterschrieben hat und es keine weiteren Spuren gibt, kam dann die Bitte, wir sollten doch erst einmal den Herrn Claus befragen“, sagt ein Polizist. „Das ist manchmal absurd und kostet weitere Ressourcen.“