Hamburg. Im Herbst beginnt die Hauptsaison für Einbrecher. Die Polizei bietet Beratungsgespräche für Hamburger an.

Für Banden von Kriminellen steht die Hauptsaison bevor, für Mieter und Eigentümer die Zeit der Vorsicht: Die Einbruchs-Beratungsstelle der Hamburger Polizei erwartet im Herbst eine erhöhte Nachfrage nach Terminen. Wenn die Tage kürzer werden, machten sich Menschen verstärkt Sorgen um die Sicherheit ihres Wohnraums, sagte Sprecher Rüdiger Voss.

Das sei nicht ganz unbegründet: Viele Einbrecher suchten für ihre Tat den Schutz der Dunkelheit und bevorzugten deshalb Monate, in denen die Dämmerung bereits nachmittags einsetze. Am bundesweiten Tag des Einbruchschutzes beteiligen sich am 28. Oktober deshalb auch die Hamburger Beamten und klären Interessenten über Möglichkeiten auf, wie sie ihre Wohnungen sicherer machen können.

Einbruch: Soko „Castle“ war erfolgreich

Erhöhte Vorsicht ist weiterhin geboten, auch wenn die Zahl der Einbrüche in Hamburg seit Gründung der Soko „Castle“ stark gesunken ist. Wurden im Jahr 2015 noch 9006 Einbrüche in Wohnungen angezeigt, waren es im Jahr 2017 nur noch 5769 Taten in der Hansestadt – das sind 3237 Einbrüche weniger als 2015, ein Rückgang um 35,9 Prozent. Im Frühjahr dieses Jahres wurde die erfolgreiche Soko in eine normale Dienststelle übergeführt.

Je nach Stadtteil ist der Trend jedoch stark unterschiedlich. In gut situierten Quartieren, etwa rund um die Alster und – wie auch in den Walddörfern – wurden deutliche Rückgänge verzeichnet. Auf der Elbinsel Wilhelmsburg und in den Wohnquartieren im Bezirk Bergedorf stiegen die Zahlen dagegen deutlich. „Wir reagieren mit regionalen Schwerpunkteinsätzen“, sagte Polizeisprecher Ulf Wundrack dazu im Frühjahr.

Zudem bereitet den Beamten auch eine weitere Entwicklung Sorge: Eingespielte Banden haben sich darauf verlegt, in guten Wohnlagen über das Dach in Häuser einzubrechen. Dabei umgehen sie Alarmanlagen an Türen und Fenstern, tragen oft enorm wertvolle Beute davon und werden vergleichsweise selten gefasst.

Energie sparen? Nicht beim Einbruchschutz

Rüdiger Voss von der Beratungsstelle empfiehlt Bewohnern, auch dann Licht anzulassen, wenn sie nicht zu Hause sind. Andernfalls könnten potenzielle Einbrecher recht leicht feststellen, wenn sich niemand im Haus aufhalte. In Einfahrten und Gärten empfiehlt er, die ganze Nacht über Lampen brennen zu lassen – auch wenn das Strom kostet. „Energiesparwahn ist da an falscher Stelle“, so Voss. Im Innenraum genüge Beleuchtung in den Nachmittags- und Abendstunden. Bewegungsmelder seien ein bewährtes Mittel, um den Einbrechern den Schutz der Dunkelheit zu nehmen.

Ein eigentlich banaler, aber wichtiger Schritt: Wer die Wohnung oder das Haus verlässt, sollte alle Fenster schließen und die Türen nicht nur ins Schloss fallen lassen, sondern sie absperren. Andernfalls kann auch der Versicherungsschutz erlöschen. Das gilt ebenfalls für Fenster und Türen in höheren Geschossen. Leitern, Mülltonnen und sogar Gartenstühle sollten nicht so herumstehen, dass die Kriminellen sie als Kletterhilfe benutzen können. Auch sollten keine Schlüssel im Freien deponiert werden – Einbrecher suchen danach.

Die Angst vieler Menschen, Einbrecher könnten in ihr Haus eindringen, während sie schlafen, ist laut Voss groß, „aber völlig unbegründet“. Räuber – also Einbrecher, die in Kauf nehmen, dass Bewohner zu Hause sind, und die diese dann angreifen – seien die „absolute Ausnahme“. Die meisten Einbrecher seien nicht risikofreudig, sondern suchten günstige Gelegenheiten. Ein einfacher Aufkleber mit der Aufschrift „aufmerksame Nachbarn“ schreckt die Täter laut Experten jedoch nicht unbedingt ab. Wichtig ist, dass Nachbarn tatsächlich wachsam sind und bei einem Verdacht die 110 wählen.

Sich Einbrechern selbst zu stellen kann fatal sein

Sollten Bewohner doch einmal auf einen ungebetenen Gast in ihrer Wohnung treffen, rät Voss dringend davon ab, den Einbrecher selbst zu stellen. „Das ist fatal.“ Zum eigenen Schutz solle man lieber laut rufen oder sich anders bemerkbar machen. „Dann hat der Täter noch die Chance zum Rückzug.“

Damit es nicht so weit kommt, bietet die Beratungsstelle interessierten Hamburgern kostenlos anderthalbstündige Gespräche an, in denen sie Tipps erhalten – etwa zur technischen Nachrüstung. Auch Einbruchsopfer würden regelmäßig betreut und mitunter an Traumaambulanzen weitergeleitet. Schlimmer als der finanzielle Schaden sei für viele Betroffene der Verlust von Erinnerungsstücken oder das Gefühl, dass jemand in ihre Privatsphäre eingedrungen sei.

Der Schutz vor Einbrechern ist auch eines der großen Themen bei der Sicherheitsmesse des Hamburger Abendblatts. Sie findet am 11. November von 10 bis 18 Uhr im Museum der Arbeit (Wiesendamm 3) statt.