Hamburg. Sturmböen über Hamburg. Open-Air-Bühnen geräumt, Container begraben Lkw, Bäume fallen, Baugerüst umgedrückt, Segler in Not.

Badehose wegpacken, Regenmantel raus: Der Super-Sommer im Norden ist zu Ende. Kurz vor dem kalendarischen Herbstanfang am Wochenende durchzieht ein heftiger Herbststurm mit Sturmböen und Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometern pro Stunde die Stadt. Die Temperaturen werden schon am heutigen Freitag sinken, am Sonnabend fallen sie dann auf 16 Grad ab. Am Sonntag werden nur noch maximal 14 Grad erwartet.

Feuerwehr muss mehr als 40 Mal ausrücken

Das Sturmtief Elena erreichte am Freitagmittag Windgeschwindigkeiten von bis zu 90 Stundenkilometern, das sorgte für diverse wetterbedingte Einsätze der Feuerwehr: 41 Mal rückten die Einsatzkräfte aus, weil Äste abgebrochen oder Bäume umgestürzt waren und sich Dachteile gelockert hatten.

Reeperbahn-Festival läuft wieder

Nachdem der Sturm weitergezogen ist, hat das Reeperbahn-Festival auch das Openair-Programm wieder aufgenommen.

Containerturm stürzt um und begräbt Lkw unter sich

Am Ellerholzdamm in Steinwerder sind am Freitagmittag auf dem Hof eines Logistikunternehmens wegen des Sturms mehrere Container umgestürzt. Sie werden da zu Türmen von bis zu acht 20-Fuß-Containern übereinander gestapelt. Einer dieser Türme wurde vom Wind förmlich zerlegt. Vier Container stürzten ab. Einer davon krachte auf die Führerkabine eines Lkw. Der Fahrer wurde eingeklemmt und musste von der Feuerwehr mit schwerem technischen Gerät aus der Kabine befreit werden. "Er war die ganze Zeit ansprechbar und wurde wie durch ein Wunder nur leicht verletzt", sagte ein Feuerwehrsprecher. Der Fahrer verblieb auf eigenen Wunsch an der Unfallstelle. Insgesamt waren 35 Retter im Einsatz.

Am Schopenstehl stürzte im Sturm ein Gerüst ein
Am Schopenstehl stürzte im Sturm ein Gerüst ein © Christian Nicken

An der Straße Schopenstehl (Altstadt) drückte der Sturm ein Baugerüst um (Foto links), eine Gasflasche stürzte aus größerer Höhe in die Tiefe. Ein Löschzug ist vor Ort, verletzt wurde zum Glück niemand. Auf der Außenalster zog die Polizei eine über Bord gegangene Person aus dem Wasser und nahm einen defekten Segler sowie ein defektes Motorboot ins Schlepp. An der Hammer Straße legte der Sturm eine 20 Meter hohe Eiche um. Sie stürzte auf den Gehweg und auf parkende Autos. Weitere ähnlich gelagerte "Baumeinsätze" in der Stadt laufen.

Am Ellerholzdamm in Steinwerder sind aufgrund des Sturms mehrere Container umgestürzt
Am Ellerholzdamm in Steinwerder sind aufgrund des Sturms mehrere Container umgestürzt © Michael Arning

Reeperbahn-Festival teilweise unterbrochen

Auf den Open-Air-Bühnen des Reeperbahn-Festivals geht derzeit nichts mehr. Um 13.30 Uhr entschied sich die Festival-Leitung für den kontrollierten Rückzug: " Liebe Leute, aufgrund von Sturmböen bis Windstärke 9 unterbrechen wir vorübergehend das Programm auf dem Spielbudenplatz und stellen bis auf Weiteres den Spielbetrieb im Festival Village ein", hieß es auf der Facebookseite zum Festival. Alle anderen Programmpunkte wie die Konzerte in den Clubs können aber wie geplant stattfinden.

Bäume im Gleis stoppen Züge nach Bremen und Cuxhaven

Bei Bremen Oberneuland kurz vor Bremen Hauptbahnhof stürzte eine Baum ins Gleis. Der Zugverkehr ist seit etwa 13 Uhr in beiden Richtungen unterbrochen, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. züge in Richtung Bremen weren über Sagehorn und Krichweihe geführt, wo ein Schienenersatzverkehr zum Hauptbahnhof eingerichtet ist. Umgekehrt muss, wer in Richtung Hamburg fahren will, vom Bremer Hauptbahnhof bis Kirchweihe kommen, um in den Zug steigen zu können. Wann die Störung behoben sein wird, ist offen. Es sei unklar, ob die Oberleitung Schaden genommen habe", sagte der Bahnsprecher. Der Metronom stellte seine Zugverbindung zwischen Hamburg und Cuxhaven wegen eines umgeknickten Baumes in beiden Richtungen ein, wie das Unternehmen mitteilte. Zwischen Cuxhaven und Buxtehude fuhren Busse. Ab Buxtehude konnten die Passagiere die S-Bahn nach Hamburg nutzen.

Saisonende an den Küsten

Richtig ungemütlich wird es schon am Freitag direkt an der Küste. Hier rechnen die Wetterforscher mit Windgeschwindigkeiten von 110 Kilometern pro Stunde, auf den Inseln sogar mit 120 km/h. In Norddorf auf Amrum werden daher schon mal vorsorglich die Strandkörbe in Sicherheit gebracht, auch in Lübeck-Travemünde bereitet man das Ende der Saison vor. In Flensburg wurde der Jahrmarkt abgesagt, auch in Husum wurde eine Laufveranstaltung mit Kindern gecancelt.

Auf Amrum steht am Norddorfer Strand der Fußgängerweg unter Wasser
Auf Amrum steht am Norddorfer Strand der Fußgängerweg unter Wasser © HA

Fährverbindungen nach Helgoland eingestellt

In Niedersachsen hat der Sturm bereits einige Fährverbindungen durcheinander gepustet. Helgoland blieb am Freitag vom Festland abgeschnitten. Der Halunder-Jet ab Cuxhaven sowie die Fähren der Reederei Cassen-Eils von Büsum, Bremerhaven und Cuxhaven fuhren nicht, wie die Reedereien mitteilten. Es fanden auch keine Fahrten zwischen Cuxhaven und der Insel Neuwerk statt.

Auch der Katamaran zwischen Borkum und Emden verkehrte am Freitag nicht. Als Alternative wurde eine zusätzliche Verbindung mit der Fähre angeboten, sagte Corina Habben, Sprecherin der Reederei AG Ems. Auch am Samstag und am Montag sollte der Katamaran wegen des Wetters nicht eingesetzt werden. „Es kann passieren, dass die Reise für die Passagiere etwas länger als geplant dauert“, sagte Habben. Sie kämen aber auf jeden Fall von und auf die Insel. Die Fähre braucht doppelt so lange wie der Katamaran.

Viele warme Tage in Hamburg

Sommertage mit einer Temperatur von 25 Grad oder mehr waren in Hamburg in diesem Sommer keine Seltenheit. Während schon im Juni ein Höchstwert von 30,5 Grad gemessen wurde, steigerte sich dieser im Juli auf 34,6 Grad. Das Hamburger Maximum wurde mit 35,5 Grad am 7. August erreicht, berichtet der Sprecher.